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Make Me Gluecklich

Make Me Gluecklich

Titel: Make Me Gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane André
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dort einfach den Doorman zu Hilfe rufen. Der holte sicher die Polizei, und dann war Mr.   Brannigan Geschichte.

Doch es kam anders.
    Zwar zog mich Brannigan tatsächlich in die Eingangshalle hinaus, als der Aufzug angehalten hatte, doch der Doorman war nicht an seinem Platz – ganz nach dem Motto: Wenn man sie wirklich braucht, sind sie nicht da.
    Brannigan hatte mich an der Hand genommen wie ein ungehorsames Kind. Die Tatsache, dass hier heller Tag war und draußen massenhaft Leute herumliefen, entspannte mich allerdings etwas, sodass ich seinem Griff weniger Widerstand entgegensetzte. Außerdem merkte ich, dass ich doch ein ganz klein wenig neugierig war. Trotzdem war ich mir noch ein Aufbäumen schuldig.
    »Wenn Sie mir nicht wenigstens sagen, was Sie vorhaben, mache ich hier ein Mordsgeschrei!«, verkündete ich und blieb abrupt stehen.
    Brannigan blieb ebenfalls stehen und sah mir in die Augen. »Sie würden etwas verpassen, Miss Tessner. Ich will Ihnen jemand vorstellen, weiter nichts. In einer Viertelstunde sind wir zurück.« Sein Blick war kühl und herausfordernd.
    Ich zögerte nur kurz, dann nickte ich und hoffte, mindestens so cool zu wirken wie er. »Also gut«, sagte ich mit einem lässigen Achselzucken.
    Als wir das Gebäude verließen, warf ich einen kurzen Blick über die Schulter. Ganz am Ende der Halle stand eine Tür offen, die ich bisher noch nicht einmal bemerkt hatte. Dahinter war ein winziger Ausschnitt einer baumlangenGestalt in Uniform zu sehen. »Charlene, Baby , das kannst du nicht machen . . .!«, hörte ich jemanden in ein Telefon flehen, bevor die Eingangstür hinter mir zufiel.
    Brannigan riss bereits die Tür eines Taxis auf, das eben langsam herangerollt war – das Glück war anscheinend mit den Bösen. Ehe ich mich’s versah, saß ich neben ihm auf der Rückbank. Er rief dem Fahrer eine Adresse zu.
    Es ging nach Süden. Nach ungefähr fünf Minuten, die wir in eisigem Schweigen auf dem Rücksitz hockten, bog das Taxi von einer der großen Avenues links ab, die Häuser wurden kleiner und ein bisschen schäbiger, und Brannigan knurrte etwas von »East Side« zu mir herüber, nachdem er meinen unruhigen Blick bemerkt hatte. Ich hatte beinahe den Eindruck, als wäre da ein amüsiertes Funkeln in seinen Augen. Aber bevor ich mir ernsthaft Sorgen machen konnte, waren wir schon da.
    Der Wagen hielt vor einem winzigen Laden. »JOE’S & EDNA’S« stand in grüngoldenen Lettern darüber, und kleiner: »Delicatessen«. Wollte mich Brannigan mit irgendwelchen Leckereien bestechen?!
    Vor dem schmalen Geschäft, das in der tristen Straße einen seltsam farbenfrohen Eindruck machte, türmten sich die Waren unter einer fadenscheinigen Markise. Herbstblumen in leuchtenden Farben warteten neben Körben mit Pilzen, Salat, Nüssen und Äpfeln. Ein riesenhafter Kürbis, aus dem schon ein schmaler Spalt herausgehauen war, lag auf dem Boden, bewacht von Kräutertöpfen, Eimern voll bunter Flaschen und hohen Ständern, an denen Gewürze und Tüten mit Kartoffelchips hingen. Irgendwo in dem überfüllten Durcheinander leuchteten grüne Neonbuchstaben mit den Worten »Fresh Fruit & Grocery«.
    Brannigan stürmte in den Laden, ohne sich nach mir umzusehen, und wenn ich nicht so neugierig gewesen wäre, hätte ich auf dem Absatz kehrtmachen und einfach davonstolzieren können.
    So aber trabte ich ihm schnurstracks hinterher – und staunte. So viele Lebensmittel hatte ich noch nie auf kleinstem Raum angeboten gesehen. Die bis zur Decke reichenden Regale bogen sich förmlich unter Dosen, Flaschen und Gläsern. Hinter einer riesigen gläsernen Theke stapelten sich Berge von Hühnerbeinen, Würstchen und Käselaiben, daneben tummelte sich diverses Meeresgetier auf antarktisgroßen Eisschollen. Von der Obst- und Gemüsetheke blinkte es tausendfach in üppigen Farben, und von der Decke hingen Schinken, Salami und Zwiebelzöpfe in dichten Reihen.
    Irgendwo dazwischen, kaum zu sehen hinter zwei gigantischen Holzstöcken mit lustig aufgespießten Bagels, war der Kopf eines menschlichen Wesens aufgetaucht – eigentlich nur die Augen. Der Rest war Bagel.
    »Max!« Eine weibliche Stimme wehte heran. »Wie schön, dass du dich mal wieder sehen lässt!«
    Irgendetwas knarrte, und dann tauchte die weißbeschürzte Gestalt einer Frau auf, die sich zwischen den Brot- und Crackerbergen vor der Theke hindurchzwängte. Sie war klein und mittleren Alters; ihr offensichtlich kräftig gefärbtes Haar wies einen

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