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Make Me Gluecklich

Make Me Gluecklich

Titel: Make Me Gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane André
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er sich Mühe gibt, dass es nicht jeder merkt. Egal, was zwischen euch schiefgegangen ist – vergessen Sie’s und lassen Sie einfach nur Ihr Herz sprechen.«
    »Danke, Edna, aber darum ging es nun wirklich nicht. Es ist eine rein berufliche Sache, und wir müssen jetzt auch dringend wieder zurück. Im Büro wartet ein Haufen Leute . . .«
    Edna und Joe wechselten einen verschmitzten Blick, während ich leicht verunsichert von einem Bein aufs andere trat. Wovon genau war hier die Rede?! Unterstellte die alte Dame etwa, Brannigan und ich . . . wären irgendwie aneinander interessiert?!
    Bevor ich dieses gigantische Missverständnis ausräumen konnte, war Brannigan schon halb an der Tür und Edna rief ihm hinterher: »Max, warte! Du wirst diesen Laden nicht verlassen, ohne etwas mitzunehmen, das weißt du genau!«
    Neben ihr packte Joe bereits schmunzelnd mehrere riesige, glänzende Orangen in eine Papiertüte. Brannigan blieb widerstrebend stehen und wollte abwinken, aber die beiden beachteten ihn gar nicht. Edna drehte sich um und angelte nach irgendetwas, das hinter ihr von der Decke hing. Ich suchte nach Worten, um mich zu verabschieden.
    »Hier, Schätzchen«, sagte Edna und wandte sich wieder zu mir. »Das ist für Sie. Die einzig wahre Pastrami von ›Berkowitz‹ drüben in Brooklyn. Legen Sie sie auf dunkles Roggenbrot mit einem Klacks Senfsauce.«
    Und sie drückte mir einen riesigen Fleischbrocken in die Hände, der so schwer war, dass ich automatisch ein paar Zentimeter in Richtung Boden sackte. Ich war so verdattert, dass mir noch nicht einmal das Wort »Danke« einfiel. Wollte sie mir etwa dieses komplette Ungetüm schenken?! Das Ding war so groß wie ein halbes Kalb!
    Joe, der mit seiner Tüte Orangen auf dem Weg zur Eingangstürwar, tätschelte mir im Vorbeigehen freundlich den Arm.
    »Machen Sie uns die Freude«, sagte er augenzwinkernd. »Meine Edna beglückt nun mal gerne Gäste von außerhalb, und wo Sie sogar Max’ Freundin sind . . .!«
    An dieser Stelle hätte ich nun wirklich lautstark widersprechen müssen. Aber wie hätte ich das tun sollen, wo ich doch gerade unter dem Gewicht eines Schinken schwankte, der eine fünfköpfige Familie ein halbes Jahr lang mit Fleisch versorgt hätte, wo ich doch gleichzeitig von einer alten Dame umarmt und gedrückt wurde, die mich vor gerade mal zwei Minuten überhaupt erst kennengelernt hat, und wo außerdem noch ein böse dreinblickender Mensch an der Tür stand und ungeduldig mit den Füßen scharrte, damit ich endlich in die Gänge kam . . .
    Ich grinste also bloß dämlich, murmelte irgendetwas von »Überraschung« und »das kann ich doch nicht . . .« und stolperte gleichzeitig in Richtung Ausgang. Ich musste die Pastrami annehmen, das war gar keine Frage, sonst wären Edna und Joe ziemlich beleidigt gewesen.
    Irgendwie verabschiedeten wir uns, und ich torkelte hinter Brannigan auf die Straße hinaus. Als ich einen letzten Blick über die Schulter warf, sah ich die beiden Arm in Arm unter ihrer Markise stehen. Sie schauten uns nach, einträchtig und in Frieden mit sich selbst, und Edna hob eine Hand und winkte.
     
    Natürlich dachte mein Entführer (denn das war er ja wohl!) in keiner Weise daran, mir mit dem Fleischbrocken zu helfen. Er zog ein finsteres Gesicht, marschierte den Gehweg entlang und hielt Ausschau nach vorüberfahrenden Taxis, während ich stumm neben ihm herstolperte und versuchte, nicht allzu lächerlich auszusehen. Gott sei Dank hatte er schon wieder das Glück, ziemlich schnell ein unbesetztes Taxi zu entdecken.
    »Uff«, entfuhr es mir unwillkürlich, nachdem ich in das Polster des Sitzes gesunken war. Ich sah ihn von der Seite an. Er stierte immer noch düster vor sich hin.
    Was mir natürlich Oberwasser bescherte. In süffisantem Ton fragte ich: »Und was sollte das Ganze jetzt bewirken?! Offensichtlich ist Ihnen das ja selbst entfallen, oder? Ich sehe wirklich keinerlei Zusammenhang mit unseren geschäftlichen . . . Differenzen.«
    Brannigan schoss mir einen giftigen Blick zu. »Das liegt daran, dass Sie vor lauter Vorurteilen sowieso kaum etwas sehen!«, knurrte er. »Deshalb musste ich drastisch werden, damit Sie überhaupt etwas begreifen.«
    Ich musterte ihn finster, verkniff mir aber eine Retourkutsche.
    »Edna und Joe kamen vor fünf Jahren zu mir«, fuhr er leise fort und sah aus dem Fenster. »Sie waren beide Ende vierzig, übergewichtig, einsam und verbittert. Sie hatten gescheiterte Ehen hinter sich und endlose Jahre

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