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Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition)

Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition)

Titel: Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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verbeuge mich.
    Bob Geldof sieht irritiert aus.
Bono heißt mich lachend willkommen, legt mir den Arm um die Schulter.
    Feed the world.
    Wir singen aus Leibeskräften. Meine
Adleraugen scannen die Umgebung.
    Feed the world.
    Wie gerne würde ich in Bonos Arm
verharren. Für immer. Ich bin euphorisiert. Berauscht. Doch ich muss mich
lösen. Der Gitarrist sieht überrascht aus, als ich ihn auffordere, mir sein
Instrument zu übergeben. Aber die Kamera fängt uns ein, bringt es auf die Leinwand,
und das Publikum unterstützt meine Forderung lautstark. Eine Les Paul. Schön schwer.
    Feed the world.
    Die Menge feuert mich an. Mein
rotierender Arm schlägt die Saiten gnadenlos. Ich springe in die Luft, winkel
die Beine an, lande auf den Knien. Ich kann gar nicht Gitarre spielen. Der Lärm
ist ohrenbetäubend. Das Instrument und ich, wir werden eins. Werden Licht ohne
Schatten. Strahlend wie der hellste Stern am Himmel. Van Schewick hockt neben
einer Kamera. Er bemerkt mich, weil unsere Blicke sich treffen. Ich lasse die
Gitarre ruhen und halte den Moment fest. Er dehnt sich, wird unendlich, wird
Ewigkeit. All der Schmerz. All die Angst. Sie flackert in seinen Augen. Zeitlupe
an . Ruhe macht sich in mir breit. Van Schewick kommt auf die Beine. Er
verformt sich. Der faulige Atem der Bestie schlägt mir aus seinem überdehnten
Mund entgegen. Nur ich kann die Bewegung unter seiner Haut sehen. Sie beult aus
und platzt. Es ist die Brut. Sie schlüpft. Die zuckenden Tentakeln kriechen
über die Bühne. Winden sich wie die Schlangen der Medusa. Sie greifen nach
Bono, nach David und Bob. Wirbeln sie hoch in die Luft. Josch kommt auf mich
zu. Sein Blick ist panisch. Er ruft mir etwas zu, das ich nicht verstehen kann,
weil die Musik so laut ist. Die Gorillas sind ihm dicht auf den Fersen. Ich
fasse den Hals der Gitarre. Recke sie mit aller mir verbliebenen Kraft hoch in
die Luft. Sie strahlt und funkelt im bunten Neonlicht der Scheinwerfer. Van
Schewick weicht zurück. Er fürchtet mich. Er weiß, dass ich es weiß – dass ich
der Herr der Angst bin. Mit voller Wucht schlage ich die Gitarre auf seinen
Schädel. Jippijajey Schweinebacke! Blut läuft über den Bühnenboden. Die Musik
bricht ab. Schreie im Publikum. Ich lasse die Gitarre fallen. Ich bin müde, so
unsagbar müde. Ich sehe, wie der Gorilla auf mich zukommt. Dann gehen die
Lichter aus.
     
     
     
     
     
     
     
Epilog
     
     
    „Wie fühlen Sie sich jetzt?“, fragt
Braun.
    „Im Moment? Es tut gut, sich alles
von der Seele zu reden. Ich glaube, Sie wissen jetzt mehr von mir, als jeder
andere. Sogar mehr als meine Mutter. Das Ganze ist“ – Nori ringt um die
richtigen Worte – „ich kann es kaum beschreiben. Ohne jetzt pathetisch werden
zu wollen, aber ich habe etwas erkannt. Es ist völlig egal, dass ich Angst
habe. Verstehen Sie? Wahrscheinlich nicht. Es mag jetzt wie eine Plattitüde in
Ihren gebildeten Ohren klingen, aber ich habe meinen Frieden mit der Angst
gemacht. Sie als Teil meiner Persönlichkeit willkommen geheißen. Denn sie
bietet mir jeden Tag die Möglichkeit, mutig zu sein. Ein Held zu sein!“
    Nori lächelt. Dann lacht er. Lacht
laut und befreit. Es hallt durch den Raum. Aber dann kippt es und ertrinkt in
seinen Tränen. Er weint. Braun schweigt und wartet ab.
    „Sagen Sie es mir“, bittet Nori,
ohne sein Gegenüber anzusehen.
    „Was möchten Sie wissen?“, fragt
Braun sanft.
    „Meine Freunde. Was ist mit meinen
Freunden? Bettina. Josch. Geht es meinem Vater gut?“
    Er schaut erwartungsvoll.
Hoffnungsvoll.
    „Lassen Sie mich erklären“, beginnt
Braun in sachlichem Ton. „Ihren Freunden geht es gut. Bettina und Josch sind
wohlbehütet zuhause.“
    „Und mein Vater? Was ist mit meinem
Vater?“
    Als Braun nicht gleich antwortet,
springt Nori auf.
    „Sie verheimlichen mir doch
etwas!“, brüllt er.
    „Setzen Sie sich bitte hin oder ich
rufe die Pfleger!“
    Die Schärfe in Brauns Worten ist
neu. Sie überrascht Nori. Er gehorcht. Seine Hände liegen auf dem Tisch und zittern.
    „Bitte, Doc!“, fleht er.
    Braun blättert in seinen
Aufzeichnungen.
    „Ich habe hier Zeugenaussagen. Und
bis zu einem gewissen Punkt stützen sie Ihre Geschichte.“
    „Bis zu einem gewissen Punkt? Was
soll das heißen?“
    „Das heißt, das du nie in London
warst, Nori.“
    Noris Augen weiten sich. Er schaut
wie suchend durch den Raum, senkt den Blick, reibt sich die Stirn.
    „Was sagen Sie da? Natürlich war
ich in London. Ich habe das Attentat auf das

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