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Makers

Makers

Titel: Makers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Anderson
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als die Frage, was gekauft wird, ist die Frage danach, wer kauft. Es sind nicht mehr nur die großen Unternehmen, die Spezialteile und -formen von globalen Werkstätten bestellen, sondern auch kleine Firmen: Fahrradhersteller und Möbelschreiner, Elektroinstallateure und Spielzeughersteller. Vor 20 Jahren hätten sie sich mit dem zufriedengeben müssen, was die örtlichen Werkstätten leisten konnten (zu jedem Preis, der verlangt wurde), oder sie hätten in ein Flugzeug steigen und sich der schwierigen Aufgabe stellen müssen, einen Lieferanten in China zu finden, inklusive aller notwendigen Anweisungen, Sprachbarrieren und der Gefahr, dabei über den Tisch gezogen zu werden.
    Jetzt können Firmen ihre CAD-Daten einfach hochladen und auf Angebote warten. Sie bekommen die besten Preise und die besten Produkte der Welt, ohne ihren Schreibtisch zu verlassen. Das klingt bekannt? Genau das bot die erste Welle es E-Commerce den Privatkunden. Jetzt erleben wir den Effekt auch in der Industrie.
    Warum funktioniert es heute so gut, während es vor zehn Jahren noch schiefging? Die Welt ist jetzt einfach so weit. Die Webgeneration hat die Vorstandsetagen der traditionellen Unternehmen erreicht, und die digitalen Produktionsmethoden, die Free faszinierten, sind heute allgemein verbreitet. MFG.com hat heute Erfolg, während so viele B2B-Marktplätze vor zehn Jahren untergingen, weil heute in der gesamten Versorgungskette der Industrie dieselben Datenformate verwendet werden, von CAD bis Elektronik. Die Transaktionskosten für einen Vertragsabschluss sind gesunken, weil die sprachlichen Barrieren weitgehend weggefallen sind. Alle sprechen dieselbe Sprache der digitalen Fertigung. Das ist alles. Es fehlte nur die gemeinsame Plattform, damit der Traum eines hypereffizienten B2B-Online-Marktplatzes wahr werden konnte.
    Alle technologischen Revolutionen funktionieren auf diese Weise. Diesen Wechsel von Aufschwung, Abschwung und erneutem Aufschwung nannte die Gartner Group den »Hype-Zyklus« eines durch Technologie vorangetriebenen Wandels. Auf den »Gipfel der überzogenen Erwartungen« folgt das »Tal der Enttäuschungen«. Der »Pfad der Erleuchtung« führt schließlich hinauf zum »Plateau der Produktivität«. Die ersten drei Phasen haben wir bereits hinter uns. Jetzt genießen wir die letzte. Wenn ein Geschäftsvorgang zu langweilig wird, um weiter kommentiert zu werden, funktioniert er erst richtig.
    Während alle gebannt auf das neueste brandheiße Ding im Social-Media-Bereich starren, bauen Websites wie MFG.com unbemerkt den Turboantrieb in den eigentlichen Wirtschaftsmotor ein: die produzierende Industrie. Schneller, billiger, besser.
Sesam öffne dich
    Als ich 1999 in Hongkong als asiatischer Wirtschaftskorrespondent für The Economist arbeitete, lernte ich gleich zu Beginn ein Energiebündel namens Jack Ma kennen, der mich um Rat bei einer neuen Internetfirma bat, die er gerade gründete. Vier Jahre zuvor hatte er bei einer Reise in die Vereinigten Staaten zum ersten Mal einen Webbrowser in Aktion erlebt. Er war völlig überwältigt, wie viele Leute damals. Als er in seine Heimatstadt Hangzhou zurückkehrte, machte er eine Einwahlnummer für den Internetzugang ausfindig, lud ein paar Freunde ein und wartete drei Stunden, bis die erste Webseite geladen war. Es war einfach aufregend: Das Internet existierte in China! Er gründete daraufhin China Pages, die wahrscheinlich erste Internetfirma Chinas, und führte für das chinesische Ministerium für Außenhandel und wirtschaftliche Zusammenarbeit ein erstes E-Commerce-Projekt durch.
    Als Ma zu mir kam, fielen mir als Erstes drei Dinge auf: Erstens war er der winzigste erwachsene Mann, dem ich je begegnet war. Er war nicht nur klein, sondern auch sehr dünn-knochig und dürr. Wahrscheinlich wog er keine 40 Kilo, und das Schwerste an ihm schien sein Kopf zu sein, der wahrscheinlich normal groß war, aber auf seinem Körper riesig wirkte. Zweitens sprach er perfektes Englisch, und sein Gehirn schien tatsächlich sein ganzes Körpergewicht auszumachen. Er war brillant, unglaublich redegewandt und begeistert vom Potenzial des Internets, was man bei Festlandchinesen damals nicht sehr häufig erlebte. Drittens, und das lag wohl an seiner Verbindung zum Handelsministerium, begeisterten ihn weniger die Möglichkeiten, die das Internet für Konsumenten bot, sondern dass durch das Internet kleinere chinesische Industriebetriebe die Sprach- und Kulturbarrieren überwinden und direkt

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