Makers
in der Versorgung und die Preisunsicherheit. Weil die Fabrik sehr stark von einer ausgedehnten Kette von Zulieferern abhängig war, nahmen die Lager für vorproduzierte Bauteile viel Platz in der Anlage ein.
Die digitale Produktion von heute macht den entscheidenden Unterschied aus. Im Gegensatz zur produktspezifischen Automationstechnik von NUMMI sind die meisten Tesla-Roboter Standardmodelle von KUKA mit leichten Sechsachs-Gelenkarmen und einer maximalen Traglast von 1000 Kilogramm. Sie können innerhalb weniger Minuten für neue Aufgaben umprogrammiert werden und führen während eines normalen Arbeitsablaufs oft Dutzende verschiedene Aufgaben aus. Neben den KUKA-Roboterarmen in der Produktionshalle von Tesla steht ein Regal mit verschiedenen Werkzeugaufsätzen. Ein Roboterarm beginnt eine Arbeit möglicherweise mit einem Schweißaufsatz für Aluminium, tauscht ihn erst gegen einen Schraubendreher aus, der dann durch einen Greifarm ersetzt wird, alles automatisch. Selbst Roboter, die nur Metallbleche von einer Stanzmaschine zur nächsten bewegen, sind KUKA-Arme. Im Gegensatz zu den produktspezifischen Maschinen, die sie ersetzten, benutzen die KUKA-Roboter Saugnäpfe oder andere Vakuumgreifer, um Material jeder Größe und Form zu transportieren. Tesla hat die Stanzmaschinen von NUMMI übernommen (und an das Stanzen von leichtem Aluminium angepasst statt Stahl wie früher), aber die automatisierte Steuerungstechnik ist völlig neu.
Auch bei den Versorgungsketten gab es Veränderungen. Der Tesla-Gründer Musk glaubt fast religiös daran, so viel Vorfertigung wie möglich hausintern zu erledigen, und er hat die nötige Erfahrung, um das auch umzusetzen. Diese Erfahrungen sammelte er mit seiner Raketenfirma SpaceX, die inzwischen Marktführer im Privatsektor der Raumfahrtindustrie ist. Die zugrunde liegende Technologie unterscheidet sich nicht sehr von der Technologie, mit der die NASA arbeitet, aber durch die eigenen Produktionsprozesse erreicht die Privatfirma die Erdumlaufbahn mit einem Bruchteil der Kosten. Die NASA verfügt im Rahmen ihrer Raumfahrtproduktion über ein komplexes (und politisiertes) Netzwerk aus Zulieferern, mit Subunternehmen und Subsubunternehmen. SpaceX hingegen stellt fast alles selbst her mithilfe digitaler Produktionswerkzeuge. Die Technologie vereinfacht den Produktionsprozess, verringert den Verwaltungsaufwand und senkt so die Kosten auf fast ein Zehntel, während sie gleichzeitig die Ausfallsicherheit verbessert. Man muss nicht gleich die Raumfahrttechnik neu erfinden, um es besser zu machen als die NASA. Die meisten Innovationen betreffen die Produktionshalle.
Tesla plant nun dasselbe für die Automobilindustrie. Die alten Versorgungsketten folgen den klassischen Wirtschaftsprinzipien von Arbeitsteilung und komparativem Vorteil. Die Firma mit dem Know-how und dem Rüstzeug, um Getriebe herzustellen, konnte nicht gleichzeitig auch Armaturenbretter aus Kunststoff oder Software für ABS-Bremsen herstellen. Jede dieser Firmen war spezialisiert auf einen Bereich, und die Käufer kombinierten sie alle über eine Versorgungskette.
Bei Computern war es am Anfang genauso: Es gab spezielle Computer für die Buchhaltung, spezielle Computer für die Berechnung der Flugbahn ballistischer Raketen und wieder andere spezielle Computer für statistische Erhebungen. Dann erfanden Wissenschaftler den Allzweckcomputer, und heute kann der PC auf dem Schreibtisch alles. Jedes gestartete Programm konfiguriert die Maschine für neue Aufgaben. In einem Webbrowser hat die Maus eine andere Funktion als im Videospiel Call of Duty . Ein Computer kann ein Buch sein, ein Telefon, ein Fernseher, eine Zeitung, ein Spielzeug oder eine Sicherheitseinrichtung, je nachdem, welche Software gerade läuft.
Für eine automatisierte Fabrik gilt dasselbe. Allzweckroboter können über Software genauso einfach neu konfiguriert werden wie ein PC. Tesla setzt noch weitere numerisch gesteuerte Werkzeugmaschinen ein, von Hochleistungs-Lasercuttern für die Herstellung von Stanzformen bis zu CNC-Maschinen für Kunststoffformen, und kann so viele Arbeiten vor Ort durchführen, die früher an Zulieferer ausgelagert wurden. Das Hauptprodukt von Tesla – das Elektroauto, das eher digital ist als mechanisch – ist selbst ein Nebenprodukt der Computerindustrie, und daher können auch einzelne Bestandteile immer neu konfiguriert werden. Beim Model S sorgt Software für die Leistung und kein komplizierter mechanischer Antrieb. Statt
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