Makers
bestand und nur darauf wartete, dass jemand auf ihn zurückgreift.
Stimmberechtigtes Kapital
Bei allem egalitären Anspruch von Kickstarter sind die Initiatoren eines Projekts, wenn es einmal finanziert ist, bei der eigentlichen Umsetzung ganz auf sich gestellt. Und sie stellen dann schnell fest, dass die Idee der leichtere Teil war. Lieferkettenmanagement und Herstellung sind sehr viel schwieriger, ganz zu schweigen von der Leitung einer kleinen Firma an sich. Was wäre aber, wenn eine Community bei der Entscheidung helfen würde, welche der von Nutzern eingereichten Produktideen umgesetzt werden, wie bei Kickstarter, dann aber ein Team von Profis aus der Produktentwicklung die Umsetzung begleitete und sich um alle kniffligen Produktionsfragen kümmerte?
Das ist, zusammengefasst, das Modell von Quirky, das etwa zur selben Zeit an den Start ging wie Kickstarter und genauso schnell wächst.
Der Gründer von Quirky, Ben Kauffman (gerade 24 Jahre alt) begann seine Karriere in seinem Abschlussjahr an der Highschool. Damals überredete er seine Eltern dazu, eine zweite Hypothek auf ihr Haus aufzunehmen, um die Gründung seiner Firma »mophie« zu finanzieren, mit der er iPod-Zubehör entwickelte und herstellte. Er verkaufte die Firma im Jahr 2007, und als nächstes Projekt erstellte er eine Website, auf der Menschen über Produktkonzepte abstimmen und Vorschläge einreichen konnten, wie diese Konzepte weiter verbessert werden konnten. So wie sie war, wurde diese Website kein Erfolg, aber sie bildete das Fundament für Quirky, das beide Ideen miteinander verband: Sie nutzte den Schwarm, um bessere Produkte zu entwickeln, wie eben iPod-Zubehör.
Fairerweise sei gesagt, dass Quirky heute sehr viel mehr leistet. Jede Woche gehen dank Quirky zwei neue Produkte in Produktion, die von der Quirky-Community entwickelt wurden. Meist sind es praktische »Haushaltshelfer«, ausziehbare Handtuchhalter und Ordnungshilfen für den Kleiderschrank, die meistens für unter 50 Dollar angeboten werden. Bei Bed Bath & Beyond, einer großen amerikanischen Kette von Einrichtungshäusern, gibt es eigene Quirky-Regale. Die Produkte sind nicht revolutionär, aber meistens gut durchdacht, optisch ansprechend und tatsächlich nützlich. Wenn man die Produktliste durchliest, findet man eigentlich immer etwas, das man gebrauchen könnte.
Das aktuell angesagte Produkt bei Quirky ist »Pivot Power«, eine flexible Steckerleiste. Sie funktioniert wie eine normale Steckerleiste, aber jeder einzelne Steckplatz ist drehbar, sodass sperrige Netzteile angrenzende Steckplätze nicht mehr blockieren. Jake Zein, ein Softwareprogrammierer aus Milwaukee in Wisconsin, hat sie entworfen, und sie ist ein typisches Quirky-Produkt: Sie ist clever, löst offensichtlich ein Problem, hat ein elegantes Design und ist prinzipiell verzichtbar. Sie ist so ein Ding, das man im Laden sieht und dann denkt: »Ja genau, ich hasse es, wenn ich nicht alle Steckplätze in der Steckerleiste gleichzeitig benutzen kann.« Man bewundert das Design und kauft vielleicht eins. Man braucht es nicht, aber wenn man es irgendwo sieht, will man es doch haben.
Das ist kein Zufall. Die Produkte von Quirky durchlaufen jeweils ein öffentliches Prüfverfahren in mehreren Stufen. In jeder Stufe werden schlechte Ideen aussortiert und gute Konzepte weiter verbessert. An jedem Quirky-Produkt sind Hunderte von Menschen beteiligt, die entweder die ursprüngliche Idee einbringen, einige Veränderungen vorschlagen oder darüber abstimmen, welche Variante ihnen am besten gefällt. Umso überraschender ist, dass sie alle bezahlt werden, vom ursprünglichen Initiator der Idee bis zu jedem anderen, der das Projekt »beeinflusst« hat, und sei es nur durch die Abgabe einer Stimme für den erfolgreichen Entwurf.
In den meisten Fällen geht es nur um Cent-Beträge, aber der ursprüngliche Erfinder verdient unter Umständen Tausende von Dollars. Keine Millionen, aber mehr als nichts. Und sie müssen gar nicht viel dafür tun: Sie müssen nur ihre Idee beschreiben und ein paar Zeichnungen einreichen. Insgesamt gehen 30 Prozent der Verkaufserlöse bei Quirky.com und zehn Prozent der Erlöse von Handelspartnern an die Community. Von diesem Betrag gehen 35 Prozent an den Erfinder. Der Rest wird unter den anderen aufgeteilt, die einen erfolgreichen Entwurf verbessert oder ausgewählt haben.
Und so funktioniert es:
Jeder kann eine Idee einreichen, aber es kostet zehn Dollar. Damit sollen Spammer und Spinner
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