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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
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Währenddessen kümmere ich mich um das Röhrengerät.“ Das Bett knarrte, als er aufstand.
    Er ging in das große Zimmer hinüber. Er wußte zwar, daß sie beim Anziehen gern Gesellschaft gehabt hätte, aber er befürchtete, sie würde seine schlimmen Vorahnungen bemerken.
    Er ging zu dem kleinen Alkoven in der Ecke und öffnete die Tür zum Keller. Er schaltete die Lichter an und ging langsam die Steinstufen hinunter. Ein Tag nach dem anderen, sagte er sich selbst. Die Stufen führten tief in die Erde hinunter in den leeren Weinkeller. Ein Tag nach dem anderen; es gab keine andere Möglichkeit.
     
    Sam hing den alten Bilderrahmenschirm an die Wand und steckte die Schnur in die Dose bei der Schlafzimmertür. Er schaltete das Gerät an und stellte es auf Weltkanal 1 ein, in dem das Signal empfangen wurde, das die Synchronstation über der westlichen Halbkugel ausstrahlte. Er hörte, wie draußen der Kopter landete, und beeilte sich mit der Feineinstellung.
    Das farbige Bild war trotz des Alters des Geräts recht gut. Das Programm war eine Neusendung von Fantasia. Er drehte den Ton auf und erkannte Stravinskis Musik, die aus den kleinen, dürftigen Stereolautsprechern schmetterte. Neuere Geräte empfingen das Programm in einer dreidimensionalen holographischen Neubearbeitung oder auf großen Wandschirmen; für sie würde die Vierzig-Zoll-Röhre als Verbindung mit der Außenwelt jedoch ausreichen. Er drehte den Ton ab und drehte sich zu Janet um, als sie zur Eingangstür hereinkam. Sie machte einen nervösen Eindruck.
    Ein schüchtern aussehendes Mädchen trat in den Raum. Sie wurde von Orton gefolgt, der aussah, als sei er von dem Weg vom Kopter-Block zum Haus herauf außer Atem. Sie standen alle etwas unsicher als dunkle Umrisse vor den mit Vorhängen verhängten Fenstern da.
    „Sam, das ist Margot Toren“, sagte Janet und legte ihren Arm um die Schulter der jungen Frau. Sam sah sie sorgfältig an, während sie ihm die Hand gab und seine festhielt. Ihr Haar sah im Tageslicht schwarz aus; ihre Augen waren braun und hatten goldene Flecken. Sie lächelte, als sie ihre Hand wegzog. Sam sah, daß ihre Augen wie bei einer Orientalin schräg standen, und es wurde ihm bewußt, daß sie über eine gedämpfte Schönheit verfügte, die das Auge auch noch nach langer Vertrautheit überraschen würde.
    „Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen“, sagte sie.
    Sam lächelte ihr zu, da er fürchtete, sie würde seine Musterung als Kritik auffassen.
    Orton trat vor, und Sam gab ihm die Hand. Die Lautsprecher des Fernsehgeräts gaben knisternd statische Geräusche von sich. Sam drehte sich um und sah, daß der Film gerade mitten in der Sequenz mit dem Zauberlehrling war. Die Besen marschierten wortlos.
    „Ich hoffe, ich bin willkommen“, sagte Orton.
    „Tut mir leid, Orton“, sagte Sam. „Ich habe gerade an dem Fernsehgerät herumgefummelt.“
    Janet ging zum Eingang und schaltete die Deckenbeleuchtung ein. Plötzlich waren die Silhouetten gegen das Tageslicht verschwunden, und Sam sah in deutliche Gesichter. Margot sah in dem grellen Licht der alten Glühbirne noch exotischer aus.
    Sam schaute sich in dem Zimmer um. „Wo ist Richard?“ fragte er mit einem Blick auf Janet.
    „Er ist nach Chicago zurückgegangen“, sagte Orton. „Er will die Aufzeichnungen von Carlos suchen. Basil glaubt, daß es noch einige alte Kassetten geben könnte …“
    „Über das Radio im Kopter können wir ihn nicht erreichen“, sagte Janet. „Ich habe auf dem Weg hierher versucht durchzukommen.“
    „Er kommt nach, sobald er kann“, sagte Margot.
    Eine Zeitlang herrschte Stille.
    „Gibt es irgendwelche Gefahr?“ fragte Sam.
    „Er dachte, nicht“, sagte Orton. Janet drehte sich zum Fenster weg.
     
    Als es draußen dunkel wurde, erschienen einige einsame Lichter in dem Tal unter ihnen. Sam stand neben Orton am Fenster. Janet war schon sechsmal zum Kopter-Radio hinuntergegangen, aber von Richard hatte sie noch nichts gehört.
    Sie erwartet, daß er umkommt, dachte Sam. Er spürte, daß sie sich auf diese Möglichkeit vorbereitete.
    „Allzu befriedigend ist es nicht, sich so zurückzuziehen“, sagte Orton.
    „Was können wir machen? Vielleicht bleiben wir lange hier. Übrigens, wie steht es mit deinem Herzen?“
    „Es war keine Bulerit-Implantation“, sagte Orton. „Sie haben mir gesagt, daß das neue Herz ohne einen voll ausgebildeten Fötus geklont worden ist. Mir geht es gut.“
    Sam drehte sich um und sah zu Janet hinüber,

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