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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
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zurückkehrte. Meine Jugend ging zu Ende. Ich habe euch beide mitgenommen, weil ich euch nicht hier in dem Tal vergraben wollte, in dem ihr aufgewachsen wäret. Ricardina hatte es abgelehnt mitzukommen. Sie hat gespürt, daß ich mich ihrer schämen würde. Als ich dann reich wurde, war es für mich einfacher, euch bei mir zu behalten, und ich habe die Vergangenheit vergessen. Als ich hierher zurückgekehrt bin, um etwas für Ricardina zu tun, war sie an Lungenentzündung gestorben. Ich hätte ihr eigentlich von außen sowieso nichts geben können …“
    Carlos hatte vor ihnen gestanden und gerufen: „Ich habe sie nur zwei- oder dreimal in zehn Jahren besucht, und sie hat es immer abgelehnt, mit nach Chicago zu kommen.“
    Sam fragte sich, ob er und Jack vielleicht hier glücklicher gewesen wären, wenn sie ein einfacheres Leben mit ihrer Mutter gelebt hätten. Für die Welt wäre es auf jeden Fall besser gewesen, wenn Carlos mit seiner Braut hiergeblieben wäre …
    Es war ein kräftiges Haus mit einem Holzboden. Die handgemachten Möbel würden ewig halten. Sam hatte den Generator angeschaltet und Vorräte für zwei Monate beschafft. Die Wasserstofftanks würden sie mit ein wenig Vorsicht für sechs Monate mit Wärme und Elektrizität versorgen.
    Orton und Richard würden um die Mittagszeit kommen und Margot mitbringen. Richard hatte darauf bestanden, sie in den Schutz der Familie aufzunehmen, und Janet hatte nichts dagegen gehabt. Mir steht es nicht zu, eine Meinung zu äußern, dachte Sam. Ein Senkrechtstarter würde sie in dem Dorf absetzen, und Janet würde sie mit dem Kopter abholen, denn sonst wäre es ein Fußmarsch von einer Stunde von dem Dorf hier hoch gewesen.
    Sam sah über das Tal und versuchte, den großen leeren Raum unter dem Himmel auszufüllen, und fiel wieder auf sich selbst zurück, zufrieden mit dem Versuch, ihn umfaßt zu haben. Es war mehr als eine Stunde seit dem Sonnenaufgang vergangen. Er drehte sich um und ging in das Haus zurück.
    Das Feuer war fast aus. Er ging durch den großen Raum und öffnete die Tür zum Schlafzimmer. Sonnenlicht ergoß sich über die Maserung des Fußbodens und über das Bett und gab dem bunten Federbett, mit dem Janet zugedeckt war, kräftigere Farben. Er ging zum Fenster und öffnete den anderen Laden. Der Rest des Raums wurde von Licht überflutet. Dann kniete er sich neben das große Holzbett, griff unter die Decke und streichelte Janets Bauch. Sie lächelte und holte tief Luft. Er erinnerte sich an die Kühle der Nacht bei ihrer Ankunft, und wie sie sich in dem alten Bett aneinander gekuschelt hatten.
    „Noch nicht einmal in meinem eigenen Bett bin ich sicher.“ Sie streckte sich und öffnete ihre großen, braunen Augen.
    „Du solltest besser aufstehen. Die Sonne ist schon lange aufgegangen, und vielleicht kommen sie früh. Bist du sicher, daß ich nicht mit dir kommen soll?“
    „Ich möchte sie als erste treffen.“ Sie war einen Moment lang still und sah besorgt zu ihm hoch. „Gibt es irgendwelche Neuigkeiten – von draußen?“
    „Ich habe das alte Röhrengerät noch nicht herausgeholt, um es mir anzusehen.“
    „Laß es auch, bis wir alle zusammen sind.“
    Er dachte an Janets Unterhaltung mit Richard. Sie hatte ihn gefragt, ob er Margot liebte. Warum sie? Sam hatte selbst gefragt. Warum nicht jeder Fremde, der Hilfe braucht? Margot hatte viel Glück … sie alle hatten Glück, daß sie einen Platz hatten, an dem sie sich verstecken konnten.
    „Ich liebe sie“, hatte Richard heftig zurückgegeben.
    „Darüber bin ich froh“, hatte Janet gesagt. Sie sah eine potentielle Freundin, wenn nicht gar die Tochter, die sie sich immer gewünscht hatte.
    „Mir ist es völlig gleich, was ich tun muß, um ihr zu helfen.“
    Würdest du sie aber auch retten, wenn du sie nicht lieben würdest? hatte sich Sam gefragt.
    „Ich würde sie bei mir behalten, auch wenn ich sie nicht lieben würde“, hatte Richard gesagt. „Sie ist meine Freundin – wie könnte ich mit mir selbst leben?“
    Janet forderte Sam durch eine Handbewegung auf, sich auf das Bett zu setzen.
    „Befürchtest du, daß du sie nicht leiden kannst?“ fragte er.
    Sie richtete sich auf. „Sam, was wirst du tun? Wir können nicht für immer hier wohnen.“
    „Eines nach dem anderen.“
    „Sam, es tut mir leid, was da geschieht.“
    „Später werden wir mehr wissen.“ Er lächelte, wußte aber zur gleichen Zeit, daß es ein offensichtliches, leeres Lächeln war. „Zieh dich an.

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