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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
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die sich zu Margot auf die alte Holzbank gesetzt hatte. Beide Frauen waren gegen Abend sehr nervös geworden. Janet mochte Margot offensichtlich, aber Margot hielt sich zurück.
    „Zeit für Nachrichten, denke ich“, sagte Sam.
    Janet stand auf und schaltete das Gerät an. Sam winkte Orton zu den beiden geflochtenen Stühlen. Das Bild wurde gerade deutlich, als Janet zu ihrem Sessel zurückkam. Orton zog seinen Stuhl etwas zurück und setzte sich. Sam blieb stehen, als er die roten Buchstaben sah, die auf dem Schirm erschienen:
    K ATASTROPHE IN N EW Y ORK
    B ITTE WARTEN S IE WEITERE M ELDUNGEN AB
    Ein Sprecher erschien, der hinter einem einfachen Schreibtisch in einem leeren Raum saß. „Die Bulerit-Stützen New Yorks sind zusammengebrochen“, sagte er. „Die Meldung wurde bestätigt.“
    Luftbilder zeigten Rauch, der sich Meilen in den Himmel erhob. Die drei Ebenen waren in der Mitte zusammengebrochen.
    „Keine offizielle Erklärung ist herausgegeben worden. Über die Bedingungen auf der Ebene der alten Straßen liegen uns keinerlei Berichte vor …“
    Sam spürte, daß der Raum warm und unwirklich wurde.
    „Man kann sicher mit Millionen von Opfern rechnen …“ Die Augen des Reportes zeigten Bestürzung.
    Ein neues Bild erschien, das eine künstliche Insel zeigte, die langsam im Meer versank.
    „Die Pfeiler von Atlantic Arco Eins sind ebenfalls zusammengebrochen. Dadurch versinkt die Insel mit zwei Millionen Menschen vor der Küste von North Carolina …“
    Adieu, Atlantic City, dachte Sam. Es fiel ihm ein, wie die Reste der alten Stadt um die Jahrhundertwende auf die Insel verladen worden waren.
    „Schiffe nehmen Tausende von Flüchtlingen auf, aber zwei Katastrophen von diesem Ausmaß sind für die Rettungsoperationen an der Ostküste zuviel …“
    Das Bild verschwand plötzlich und ließ nur noch den Ton zurück.
    Janet stand auf und schlug gegen das Gerät, aber ohne Erfolg. Sie setzte sich hastig wieder hin.
    Sam lauschte und beschwor vor seinem geistigen Auge schreckliche Visionen von den Ereignissen herauf.
    „… ohne Warnung um sieben Uhr morgens. Da – noch eine Sektion stürzt in den inzwischen riesigen Krater. Tausende von Bauten, die zum Teil Hunderte von Jahren alt sind und in den verschiedenen Stufen liebevoll gepflegt und erhalten worden waren, sind verschwunden … Ein Traum liegt im Sterben … Der Rauch erschwert die Sicht. Vor Augenblicken ist das Empire State Building zum erstenmal seit Dekaden dem Tageslicht ausgesetzt worden …“
    Sam stellte sich einen gebrochenen Knochen vor, der aus dem sterbenden Riesen New York ragte.
    Der Ton verschwand. Sam verkrampfte sich der Magen. Janet stand auf und schlug wieder gegen das Gerät, wieder ohne Erfolg. Sie zögerte einen Moment lang und ging dann in das Schlafzimmer und schloß die Tür hinter sich. Margot ging hinter ihr her. Sie blieb kurz vor der Tür stehen, um zu klopfen. Eine leise Antwort kam, und Margot ging hinein.
    Aus dem Fernsehgerät kamen kurz statische Geräusche und Stimmen.
    „Wir sollten uns darauf vorbereiten wegzugehen“, sagte Orton. „Es ist schlimmer, als ich gedacht hatte. Wenn es den Magmastab erwischt, spürt die ganze Halbkugel den Schock. Ich fürchte, sie ziehen ihn nie rechtzeitig heraus.“
    „Du hast ja gesehen, welche Gefühle Janet hat. Sie fühlt sich dafür verantwortlich.“
    „Wir müssen hier weg, Sam. Die Leute wissen noch immer nicht, was sich abspielt. Wenn es soweit ist, wird die Erde auch politisch in ein Chaos gestürzt werden, zusätzlich zu den physischen Gefahren. Geld und Macht helfen uns vielleicht nicht mehr.“
    „Du hast natürlich recht.“
    „Du mußt Janet dazu bringen, nicht darüber nachzudenken. Die Zuweisung von Verantwortlichkeiten ist die Aufgabe zukünftiger Historiker.“
    Sam dachte an die Berge draußen. Das Haus war fest, sicher. Er konnte sich hier keine Gefahren vorstellen.
    „Janet würde sagen, daß wir einen ungerechten Vorteil haben, weil wir die Gefahr kennen.“ Er dachte an die Menschen in dem Tal.
    „Es war schwer, das vorauszusehen“, sagte Orton.
    „Möglich. Wir waren dabei, die Erde umzubauen“, sagte Sam mit Tränen in den Augen, „und wir haben es gar nicht schlecht gemacht.“
    Blackfriar blieb still.
    Sam faßte sich und fragte: „Was ist mit Margots Eltern?“ „Richard hat mir ein wenig gesagt, und auf dem Weg hierher hat Margot uns den Rest erzählt. Ihr Vater stammt aus Osteuropa. Er war ein Gelehrter, Fachmann für die Geschichte

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