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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
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ein arktisches Schneefeld, ein kurzer Blick auf den Schatten einer zerstörten Stadt, das rote Leuchten eines neuen Vulkans, aus dem sich Ströme von Feuer ergossen. Eine ganze Welt, in einen gläsernen Briefbeschwerer verwandelt …
    Fast hoffte er, die Anomalie würde sich grenzenlos ausdehnen, die Sonne und all ihre Planeten verschlingen, die Menschheit aus ihrer sonnenbeschienenen Wiege vertreiben.
    Alard, Margot und Orton teilten diesen Wunsch ebenso wie die interstellare Gruppe. Aber dies war nicht der rechte Augenblick, darüber offen zu sprechen. Für den Augenblick reichte es aus, daß bestimmte Forschungen betrieben wurden und man auf Erfolge verweisen konnte. Die Zeit mußte kommen, in der sich mehr Menschen dafür interessierten, ob die Menschheit überlebte. Es blieb die Aufgabe herauszufinden, welche Art von Führung auf dem Mars, in den Asteroiden und auf Ganymed die Zügel in der Hand hielt. Es war besonders wichtig, die Forschungsteams und Anlagen von Ganymed City intakt in die Verfügungsgewalt zu bekommen. Falls jedoch aus dem einen oder anderen Grund eine Zusammenarbeit sich als unmöglich herausstellen sollte, würde Asterom seine eigenen Entscheidungen treffen müssen, darüber war er sich im klaren.
    Margot betrat den Raum, und er beobachtete sie.
    „Ich weiß, ich bin für meine Schicht zu früh dran“, sagte sie, „aber ich konnte nicht schlafen, und wenn es schon so ist, kannst du dich ja ein bißchen hinlegen.“
    Er stand langsam auf. „Wie geht es Janet?“
    „Nicht besonders – und Sam ist mit ihren Problemen zu sehr beschäftigt, um sich um etwas anderes zu kümmern!“
     
    Durch den gigantischen Kommunikationssender der Monduniversität in Plato mit Strom versorgt, ergoß sich die gesammelte Weisheit der Welt in einem ununterbrochenen Laserstrahl durch den Weltraum in die Datenspeicherungsbank in Asterom.
    Kein menschliches Gehirn konnte jemals hoffen, auch nur einen kleinen Teil von dem bewältigen zu können, was dort in jeder Sekunde gespeichert wurde, dachte Sam, aber dafür war auch alles da – die Literatur, die Naturwissenschaft, die Konstruktionen, die Aufzeichnungen von Forschungsprojekten, die nicht zu Ende geführt worden waren, all das wurde in allen Sprachen der Geschichte ausgestrahlt, katalogisiert und war in Zukunft über jeden Computerausgang verfügbar. Er fragte sich, wie viele neue Arbeiten verlorengegangen waren, weil man sie noch nicht aufgezeichnet hatte.
    Die letzten Schiffe machten sich auf den Abflug vom Mond bereit. Sam war dankbar dafür, daß es möglich gewesen war, so viele Erkenntnisse und Kulturgüter zu retten. Der Verlust der Bibliothek von Alexandria würde sich nicht in größerem Maßstab wiederholen.
    „Die Übertragung ist abgeschlossen“, sagte Alard.
    Sam ging ruhelos auf dem schwarzen Fußboden hin und her. „Ich frage mich, wieviel davon nutzloses Wissen ist“, sagte er. Er war mit Orton und Alard allein im Schirmraum. „Wieviel davon in tausend Jahren wie blinde Versuche in einem düsteren Zeitalter erscheinen wird – wenn wir überleben.“
    „Du bist müde“, sagte Blackfriar. Er hörte sich an, als sei er verärgert.
    „Jetzt kommt der Index durch“, sagte Alard.
    Sam schaute sich auf den Schirmen um. Die Blase bedeckte jetzt das gesamte Gesichtsfeld, und nur die am weitesten entfernten Kameras waren noch in der Lage, die Anomalie in ihrer Gesamtheit wiederzugeben. Es war schwierig, die Stimmung von Zynismus und Zweifel abzuschütteln. Sam stellte sich vor, wie die Laser-Aufnahmegeräte sich zurück zum Mond richteten und lauschten, als seien sie die aufmerksamen Ohren eines Kindes, das versucht, die letzten Worte einer sterbenden Mutter zu hören.
     
    Als sie L-5 vier Wochen hinter sich gelassen hatten, versammelte sich um acht Uhr abends eine große Menschenmenge, um das Ende des Mondes zu beobachten.
    Richard sah ihnen zu, wie sie den Schirmraum füllten. In der gesamten kleinen Welt versammelten sich Menschen in Häusern und auf öffentlichen Plätzen; aber das hier waren die Leiter der Siedlung – Biologen, Elektriker, Landwirtschaftsfachleute, Konstrukteure, Ingenieure, Akademiker, Bereichsverwalter, Koordinateure, Mathematiker und Krisenmanager. Da gab es Russen und Japaner, Afrikaner und Inder, Amerikaner und Polynesier, Engländer und Europäer – ein Gemisch von zwei außerirdisch geborenen Generationen. Richard war klargeworden, daß die Zusammenarbeit in der Gemeinde funktionierte, weil die Menschen darin

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