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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
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Strahlung. Man schlägt mit der Hand darauf, und der Schlag wird als Beitrag zum Gleichgewicht akzeptiert. Es braucht aber nicht immer Energie. Als es aus unseren Fabriken herausgekommen ist, war es stabil. Physikalisch ausgedrückt, handelt es sich um eine Art von ausgeweiteter atomarer Bindung – eine Kraft, die mit wachsender Distanz zunimmt und dazu gebracht werden kann, sich im gesamten atomaren Bereich so zu verhalten. Bulerit ist also, im Gegensatz zu jeder anderen soliden Materie, dicht und in einem engen Gittersystem angelegt. Die Kraft kann sich aber unter bestimmten Dichtheitsbedingungen auf immer größere Distanzen erstrecken. Wenn also ein bestimmtes Ausmaß von Energie durch das Gitternetz absorbiert ist, das sie zum Teil in Masse umwandelt und so eine noch höhere Dichtheit bewirkt, fängt das Zeug – unter anderem – an, unregelmäßig zu wachsen. Dadurch wird in dem exotischen Gittersystem eine Streifenbildung ausgelöst, die das Material zerstört. Es hat eine Weile gebraucht, bis es den Stabilitätsbereich verlassen hat und chaotisch geworden ist. Bis zu diesem Zeitpunkt haben offensichtlich extrem kleine Energiemengen ausgereicht, um es durch Absorption stabil zu halten. Wenn es offensichtlich wie ein Energieschwamm gewirkt hätte, dann hätte ein Brocken davon einen geschlossenen Raum abgekühlt, und wir hätten Bescheid gewußt.“
    „Der Zeitfaktor hat das Problem versteckt“, sagte Alard.
    „Ganz richtig. Bulerit absorbiert jahrelang langsam Energie, und dann spielt es verrückt. Es ist möglich, daß es dann zu einem Dichtheitsgrad anwächst, den wir nicht durchschauen.“
    Sam dachte an Antäus, den Riesen, der immer wieder seine Kraft erneuerte, wenn er zu Boden geworfen wurde, und so die Energie, die gegen ihn eingesetzt wurde, zu seinem Vorteil verwendete.
    „Können wir ihm nicht Stabilität verleihen?“ fragte Alard.
    Richard schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, wie. Ich bin mir noch nicht einmal der Erklärung sicher, die ich gegeben habe. Ich weiß nur, daß etwas in dieser Richtung richtig sein muß. Versucht einmal, die Sache so zu sehen: Materie ist eingefrorene Energie, die nach unserer Wahrnehmungsfähigkeit solide ist. Bei Bulerit wird Energie in einen unklaren Aggregatszustand eingefroren. Es ist möglich, daß grundlegende Realitätsaspekte eine Rolle spielen – der Bereich unter der Wheeler-Planck-Längenmaßeinheit, zehn hoch minus dreiunddreißig Zentimeter kleiner als atomare Strukturen, wo die statistischen Regelmäßigkeiten der Natur in der Größenordnung, wie wir sie kennen, nicht mehr zutreffen. Was geschieht, wenn sich diese Effekte auch auf unsere größeren Maßstäbe ausbreiten, wenn ein Stück Bulerit seine Stabilität verliert und ins Fließen kommt?“ Hier machte er eine Pause, fuhr mit einer Hand durch die Luft und schüttelte den Kopf. „Wir hatten gedacht, wir hätten das Problem der Metallermüdung bewältigt, ebenso wie das von strukturellen Fehlern und von Beschränkungen der Materie. Wir hatten angenommen, wir könnten mit einem praktisch unzerstörbaren Material bauen. Bulerit ist jedoch ein Eindringling. Es gehört vielleicht zu einer bisher unerprobten Möglichkeit des Universums. Die uns bekannten Elemente gehen von Einfachheit bis zu komplexer Instabilität, aber Bulerit scheint zu einem völlig anderen Periodensystem zu gehören, das jenseits von unserer Insel von stabilen Elementen liegt. Vielleicht wird die endlose Reihe von möglichen Periodensystemen durch Bereiche getrennt, in denen das Chaos herrscht. Wir haben einen solchen Bereich überbrückt und ein neues Material in unseren Erfahrungsbereich gebracht, in dem wir es nach unseren Wahrnehmungsfähigkeiten und nach der Art, in der wir mit unseren Sinnen die Zeit zerschneiden, als regelmäßig eingestuft haben. Irgendwo wird es Universen geben, die einen anderen Anfang als unseres haben, und in einem von ihnen wird Bulerit ein normales Element sein – aber nicht hier.“
    Richard wurde still, als hätte er über sich selbst einen Zauberspruch ausgesprochen.
    „Was ist mit diesem neuen Phänomen?“ fragte Alard. „Was ist das?“
    „Das wissen wir nicht. Kräfte, die wir nicht verstehen, sind in Bewegung gesetzt worden, die Raum und Zeit um die Erde verzerren. Es ist möglich, daß physikalische Gesetze … widersprüchlich sind dort unten.“
    „Kannst du uns gar nichts darüber sagen?“ fragte Alard.
    „Die Blase, was sie auch immer sein mag, breitet sich

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