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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
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Ironie darin, daß der Erfolg auf Ganymed den Bau von Anlagen auf den Monden Saturns und die Erschließung seiner größeren Asteroiden wie Ceres verzögert hatte. Dort draußen wartete ein ganzes Weltensystem darauf, zum Leben erweckt zu werden, das Möglichkeiten für Industrie und Forschung bot und über Platz für das Wachstum einer Zivilisation verfügte. Er verstand, warum die Leitung von Bulero Jack davon überzeugt hatte, er solle in eine so große Anlage hier investieren. Man hatte natürlich mit seinen Schuldgefühlen wegen der fehlenden Grundlagenforschung gearbeitet, aber auch die rein sachlichen Argumente für ein solches Vorgehen waren gewichtig.
    Auf jeden Fall wurde hier trotz des psychologischen Schlags, der der Verlust der Erde gewesen war, wertvolle Arbeit weitergeführt. Janets Besuche bei den verschiedenen Projekten hatten den Wissenschaftlern und ihren Familien wieder Mut gemacht, wenn es auch für die Tatsache, daß sie ihre Heimat nie wiedersehen würden, keinen wirklichen Trost gab.
    Die Erde ist nicht mehr da, sagte er sich selbst, zumindest nicht die Erde, die er gekannt hatte. Er hatte versucht, sich mit der Geschichte des Lebens hier zu beschäftigen oder ein Interesse daran zu entwickeln, um das, was sich näher an der Sonne abgespielt hatte, aus seinem Bewußtsein zu verbannen. Auch hier draußen war eine Menge menschlicher Geschichte gemacht worden, wie er erfuhr.
    Jupiter stand als farbig gestreifter Koloß in dem schwarzen Himmel, eine Kugel wie aus reinem Marmor, die durch die gezackten Berge gehalten wurde. Als Sam zusah, wie die umgekehrte Sonnenfinsternis Ganymeds Schatten über die voll sichtbare Oberfläche von Jupiter wandern ließ, fiel es ihm schwer, von heute als Samstagmorgen zu denken.
    Er griff herab nach einem Einstellungsknopf am Computerausgang und verstärkte die Vergrößerung für einen der oberen Schirme. Asterom erschien und umkreiste Jupiter innerhalb der Bahn von Ganymed. Sein Sonnenspiegel bezog Strom von der weit entfernten Sonne. Das Gestrüpp von Sensoren und Antennenanlagen erinnerte ihn an ein merkwürdiges metallisches Moos. Langsam drehte sich der eiförmige Körper um seine zehn Meilen lange Achse. Die kleine Welt war weit von der Heimat entfernt, aber für mehr als ein Drittel der Menschheit, die überlebt hatte, war es das einzige Heimatland, das geblieben war. Merkwürdig, dachte er, als er die felsige äußere Schale der Weltraumgemeinde untersuchte, daß er die Nuklearmotoren nicht ausmachen konnte, die sie in die Sonnenbahn um den Mars gebracht hatten.
    Die Begegnung mit dem Mars war eine unangenehme Erfahrung gewesen, in besonders hohem Maß für Janet; bis Asterom die Orbitalgeschwindigkeit für Mars erreicht hatte, war es weithin bekannt, daß Buleros sich an Bord aufhielten. Alard und Richard empfingen in dem Schirmzimmer all die vorsichtigen und wütenden Worte.
    Offizielle Kreise auf dem Mars hatten sich zwar freundlich gezeigt, wollten aber ihre eigene Führung nicht noch mehr aufspalten. Flüchtlinge würden wie verabredet aufgenommen werden, aber Mitgliedern der Bulero-Familie wurde eine Landung nicht gestattet. Die Bevölkerung – eine Million oder mehr, wenn man die Flüchtlinge mitrechnete – war zornerfüllt. Eine verzerrte Version der Bulerit-Katastrophe hatte Mars erreicht und Tumulte ausgelöst. Bulero-Führungskräfte und -Angestellte waren verprügelt und umgebracht worden. Die Ankunft neuer Flüchtlinge hatte die Situation nur verschlimmert. Janet fühlte sich selbst in Asterom nicht willkommen, wo sie nicht oft zornige Worte zu hören bekam.
    Alard hatte eine Rede zum Mars gesendet, in der er seine Einschätzung des Kriegs auf der Erde lieferte. Sam erinnerte sich daran, wie Alards Stimme von den Schirmen donnerte und ein Hologramm seines Gesichts in der Hohlwelt schwebte, während er seine Argumente für Verständnis und Mut vorbrachte. Die Rede hatte der hysterischeren Kritik vom Mars ein Ende gemacht, aber das Gefühl des Zweifels blieb und zeigte sich in den manchmal auftretenden feindseligen Blicken. Nicht einmal Alard konnte diese Tatsache ändern.
    Richard war überrascht davon gewesen, wie zurückhaltend sich die Militärs von der UN auf dem Mars verhielten. Er hatte Sam Kommandeur Alberta Mason vorgestellt, einer grauhaarigen, blauäugigen Frau von ungeheurem Charme, die voller tiefer Sorge darüber war, daß sich zwischen den überlebenden Siedlungen des Sonnenraums noch Streit entzünden könnte.
    „Wir sollten

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