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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
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möglicherweise so lange aus, bis die Grenze der Kapazität des Bulerits erreicht ist, das Feld zu erzeugen. Wenn es ein Feld ist. Das ist alles wissenschaftlich nicht erfaßt und reine Spekulation von mir …“
    „Wie groß kann sie werden?“
    „Vielleicht bis zum Mond … vielleicht reicht es für den gesamten Sonnenraum.“ Er richtete seinen Blick auf Sam. „Vielleicht gibt es keine Grenze. Vielleicht ist das Loch, das wir in die Struktur des Raums gerissen haben, permanent.“ Richard setzte sich steif hin, als sei er eine Puppe, deren Glieder gebeugt werden, um sie dem Stuhl anzupassen. Margot lehnte sich näher an ihn, als Alard die nächste Frage stellen wollte.
    Janet saß am Fenster im Schlafzimmer und sah auf die leere Straße hinunter, die zehn Stockwerke unter ihr lag. Die Dispersion des Dreifachstrahls war gedrosselt, so daß er Mondschein ähnelte. Sie sah nach links und folgte dem geschwungenen Boden nach oben, bis sie auf die Weiterführung der Hauptstraße Meilen über ihrem Kopf in der klaren Nacht schaute. Das Fehlen eines Horizonts verblüffte sie immer wieder. Hier waren die Sterne unten, buchstäblich unter ihren Füßen, und das Land umschloß seinen Menschenbestand wie die schützende Schale einer Spore. Richard würde sagen, daß es eine Spore war, der zentrale Kern einer neuen Welt.
    Man hatte ihr gesagt, daß der hohle Planetoid sich langsam von L-5 weg auf einer von den Triebwerken gehaltenen Umlaufbahn um die Sonne bewegte. In sechs Monaten würden sie Marsnähe erreichen. Wenn sie erst einmal so weit waren, stand die Entscheidung darüber aus, ob es weiter bis zum Ganymed gehen sollte oder nicht.
    Sie war ruhig in der Stille. Sam schlief hinter ihr im Bett. Der Plan, den Raum Mond-Erde zu verlassen, hatte trotz der entnervenden Schwierigkeiten mit den Siedlungen auf dem Mond Friede in seine Gedanken gebracht. Asterom war bereits mit Flüchtlingen von der Erde überladen; nun trafen immer mehr Menschen vom Mond ein, da deutlich wurde, daß sich die Blase ausweiten und den Erdsatelliten berühren würde. Alard hatte der Aufnahme von weiteren hunderttausend, dem größten Teil der Mondbevölkerung, zugestimmt – es blieb ihm nichts anderes übrig –, hatte aber die Bedingung gestellt, daß Asterom nur als Fähre bis zum Mars dienen würde, wo alle Flüchtlinge, darunter auch der größte Teil derer von der Erde, den Asteroiden verlassen mußten. Asterom hatte sich darüber hinaus noch bereit erklärt, auch die verbleibende Mondbevölkerung zu evakuieren, falls sich für sie keine andere Möglichkeit finden sollte, den Mars zu erreichen. Sie bestand zum größten Teil aus Technikern, Naturwissenschaftlern und Ingenieuren, die sich Gedanken um die Rettung von Hilfsmitteln und Materialien machten, die die Menschheit später gebrauchen könnten – Geräte, kulturelle Produkte und die alte Raumflotte, die hastig wieder in Schuß gebracht wurde.
    Sie sah zu den geschlossenen Läden auf der anderen Straßenseite hinüber und dachte an die Menschen, die sie im Verlauf des Tages daran vorbeigehen sehen hatte und besonders an die, die sich von dem Zeltdorf aus in die Stadt ergossen hatten. Sie hatte die Fahrzeuge beobachtet, die geschäftig das Band der Straße benutzt hatten, die spielzeugähnlichen Wagen, die über ihrem Kopf den inneren Äquator entlang verkehrten. Sie ging jedoch nicht mehr hinaus, um sich mit den Leuten zu unterhalten. Sie hatte Angst vor ihren Reaktionen. Es war noch gar nicht lange her, dachte sie, daß Asterom ein Ort gewesen war, der, unberührt von den jüngsten Ereignissen und frei von der Vergangenheit, für sie ein Platz der Ruhe war. Sie sympathisierte mit einem Teil der Bürger, die der Meinung waren, ein längerer Aufenthalt der Flüchtlinge müsse die kleine Welt unweigerlich verändern.
    Vielleicht war ihre Freundin, mit der sie ihr Zimmer am College geteilt hatte, dort unter den Zeltbewohnern, oder der Junge von der High School, der sie als erster geliebt hatte. Sie konnte sie sich nicht als Erwachsene vorstellen. Würden auch sie ihr Vorwürfe machen, weil sie sie aus ihrer Heimat verjagt hatte?
    Nie wieder würde sie das Grab ihrer Eltern in Vermont sehen oder die Stadt in Maine, in der sie die Grundschule besucht hatte …
    Sie dachte an die seltsame Blase um die Erde. Etwas wie Krebs. Vor einigen Stunden hatte sie zugesehen, wie die riesige, durchsichtige Zelle die Sonne verdunkelt hatte. Die Erde war ein dunkler Kern gewesen, der darin schwebte.
    Sie

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