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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
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Blick zu erfassen. Dann sah er acht Kilometer weit nach vorn an der Achse der Hohlwelt entlang zu der Lichtplatte.
    Die riesige Scheibe stand an dem engen vorderen Ende und überflutete das Land mit sanftem Tageslicht. John wartete bewegungslos auf das, für dessen Anblick er gekommen war, und vergaß darüber seine Ablehnung von Margaret. Langsam verdunkelte sich die einen Kilometer große Sonnenscheibe, und Sterne erschienen in ihr. Der weißgelbe Doppelstern erschien, und eine Kontakt-Binärsequenz überflutete den Kern mit Licht. Er sah sich in der Fremdheit um, die ihn umgab. Das Grün schien frischer zu werden. Die Luft gewann einen blaueren Glanz. Der See wurde zu einem Feuerbecken, die Bäche wurden zu Arterien eines lebenden Organismus und die Bäume ein dickes, gelbgeflecktes Moos.
    Er dachte an seinen Zwillingsvorfahren Samuel Bulero, aus dessen eingelagerten Zellen er geklont worden war. Als Samuel diese Welt vor tausend Jahren betreten hatte, waren da noch keine Urbanschalen gewesen, sondern nur der ausgehöhlte Fels. Gravitationskontrolle hatte es noch nicht gegeben, sondern nur die grobe Drehung. Asterom war wegen der Rohstoffe vom Sonnensystem abhängig gewesen, da man noch nicht in der Lage gewesen war, sie selbst zu beschaffen. Materiesynthese und Duplikation war ein weit entfernter Traum gewesen und das Makroleben ein Kind, das noch nicht laufen kann.
    Warum hatte sich Samuel Bulero dazu entschlossen zu bleiben? Wie war es möglich, daß er eine solche Entscheidung getroffen hatte, wenn es noch nicht einmal eine Erde gegeben hatte, zu der er hätte zurückkehren können? Die Frage verstärkte seine Ungeduld, einen bewohnbaren Planeten zu sehen. In der Galaxis gab es wahrscheinlich Tausende von Zivilisationen, die auf Welten mit Luft, Wasser und wachsenden Pflanzen blühten, Welten, deren Inneres nach außen gekehrt war und den Blick auf die Sterne freigaben, offen für die Strahlung ihrer Muttersonnen, hilflos der Verschiebung der Erdkruste ausgesetzt, nicht in der Lage, Winde und Stürme zu kontrollieren. Auf diesen Planeten starben jeden Tag Tausende von intelligenten Lebewesen, und das Leben würde völlig von ihnen verschwinden, wenn der Stern starb.
    Er wollte jedoch für sich selbst prüfen, was er gelernt hatte – daß Makroleben die sicherste und dauerhafteste Art des Lebens war. Sieben neue Welten waren nach dem Vorbild dieser hier gebaut worden, sieben Kinder waren in die Galaxis hinausgeschickt worden, um dort zu wachsen und weitere nach ihrem Bild zu bauen. Jede von ihnen war dazu in der Lage, in ihrem dauerhaften, sich selbst tragenden und ernährenden Rahmen jede beliebige Gesellschaft zu tragen. Jede Welt war unsterblich, ein hyperpersönlicher Organismus, in dem jeder individuelle Organismus zur Blüte kam, um das Ganze zu bereichern.
    Er schwebte lautlos und sah den Doppelstern an. Er fragte sich, ob er es wagen würde, selbst hinzugehen und sich die Sache anzuschauen. Margret war wahrscheinlich dagegen: Rob Wheeler, seine männliche Leitfigur, hielt es wahrscheinlich für eine gute Idee. Jetzt, während der Planet nach Spuren des Siedlerschiffs abgesucht wurde, das vor Jahrhunderten in dem Sternhaufen verschollen war, mußte er sein Glück versuchen. Wenn er das nicht tat, mußte er wahrscheinlich wieder Jahrzehnte warten, bis eine andere erdähnliche Welt gefunden wurde. Zwischen der Suche nach der Kolonie und der Beladung von Rohstoffen von dem Planeten blieb ihm sicher mehr als genug Zeit für Erkundungsausflüge.
    Er bewegte einen Flügel und drehte sich, um die Wärme der neuen Sonne auf seinem Gesicht zu spüren. Lebte er auf dem Planeten, so bedeutete dies eine Genveränderung durch eine leichte Veränderung der Strahlung dieser Sonne, die sich für seine Nachkommen zum Besseren oder Schlechteren auswirken konnte. Auf natürlichen Welten kämpfte das Leben mit sich selbst, und die Richtung des Evolutionskriegs war immer eine Anpassung an den Status quo, wie der im Augenblick auch aussehen mochte.
    Er fragte sich, ob er mit seinem Leben etwas anfangen können würde. War es wahr, daß manche Menschen den größten Teil eines Jahrhunderts für ihre Entscheidung brauchten? Was war, wenn er nie etwas fand? Was konnte er je erreichen, das aus ihm eine volle Leitfigur machte? Was konnte er zu jemandem sagen, der so war wie er? Es war nicht so sehr der Druck von Margrets Drängen, sondern ihm fehlte einfach etwas. Manchmal verspürte er den Wunsch nach klaren Anweisungen von

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