Mala Vita
bereichert.«
Fessoni lächelte verlegen. »Vizeminister Gasparo hat nichts von einer Abendgesellschaft erwähnt. Ich bin davon ausgegangen, dass Sie mit mir ein vertrauliches Gespräch führen wollen.«
»Das haben wir auch, nicht wahr? Ein Gespräch unter Freunden, wie man so schön sagt.«
»Auf Ihr Wohl!« Fessoni hob das Glas und leerte es auf einen Zug. »Ich war völlig überrascht, dass Sie auf der ›Alexandra‹ eine Sommerparty feiern. Meine Frau hätte sich sicher sehr gefreut, Sie und die anderen Gäste kennenzulernen.«
Grasso zog überrascht die Augenbrauen hoch. »
Madonna!
Ich bin untröstlich, lieber Fessoni. Ein wirklich dummes Missverständnis. Ich denke, wir sollten das wiedergutmachen!«
»Nun«, Fessoni räusperte sich, »ich weiß nicht, eine Gelegenheit wie diese wird es vermutlich so bald nicht mehr geben … Ich meine, Ihre phantastische Jacht, das Galadinner, die Gäste, das ist alles sehr beeindruckend, was sag ich, es ist grandios!«
»Ach was!«, wiegelte Grasso ab. »Sie sollten den Abend genießen, und was Ihre Frau angeht, habe ich auch eine Idee. Darf ich fragen, für wann Sie ihren nächsten Urlaub geplant haben?«
Fessoni schaute Don Grasso erstaunt an. »Für Oktober, wir gehen immer außerhalb der Saison. Das ist nicht so teuer.«
Grasso lächelte wissend. »Mein lieber Fessoni, ich darf Sie doch Gianni nennen?« Und noch bevor der Colonnello zustimmen konnte, fuhr Grasso fort: »Ich bin Romano.« Er reichte ihm jovial die Hand, die der Oberst perplex ergriff, um das Angebot in sprachloser Ehrfurcht mit einem kräftigen Händedruck zu besiegeln. »Kommen Sie doch im Oktober auf meinen Sommersitz in George Town auf den Cayman Islands!«, führte Grasso das Gespräch fort. »Er liegt direkt am Seven Mile Beach, gar nicht weit von der Residenz des Gouverneurs. Überhaupt leben auf der Insel bemerkenswerte Leute. Sehr viele Italiener übrigens. Ich verrate Ihnen kein Geheimnis, wenn ich Ihnen sage, dass Sie dort wirklich wichtige Persönlichkeiten kennenlernen. Freunde von mir, die übrigens sehr förderlich für Ihre Karriere sein dürften.« Don Grasso beobachtete Fessoni mit belustigtem Interesse.
»Ich weiß nicht, ob ich das annehmen kann, Romano. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, Ihr Angebot ist außerordentlich großzügig. Aber ich möchte Ihnen nicht zur Last fallen. Außerdem könnte man das falsch verstehen.«
»Was reden Sie für einen Unsinn«, wischte Grasso Fessonis Einwand beiseite. »Wer um alles in der Welt soll daran etwas auszusetzen haben?«
»Vorgesetzte …«
»Du liebe Güte! Sie würden Ihre Anwesenheit in unserem Kreis als Förderung eines Parteifreundes und ambitionierten und vielversprechenden jungen Offiziers bewerten. Und ganz abgesehen davon, selbstverständlich weiß ihr Chef von unserem Zusammentreffen. Ich gehe davon aus, dass ein Mann wie Sie weiß, wann ihm eine großartige Chance geboten wird. So schätzt Sie auch Vizeminister Gasparo ein. Und, offen gestanden, ich habe sofort bemerkt, weshalb mein Freund Gasparo Sie mir ans Herz gelegt hat. Also! Nur nicht so bescheiden!«
»Sie schmeicheln mir, Romano. Es ist nicht so, dass ich die Chance nicht erkennen würde, aber …«
»Hören Sie, Gianni!«, unterbrach Grasso den Colonnello. »Ich habe mich für Sie eingesetzt, habe Ihnen einige peinliche Unannehmlichkeiten erspart, und ich denke, daran erkennen Sie die Wertschätzung, die ich Ihnen gegenüber hege. Nun sollten wir uns auch weiterhin wie Männer verhalten. Sie sagen mir, wann Sie den Lear-Jet brauchen, und er wird startbereit auf Sie warten. Er steht Ihnen und Ihrer Gattin jederzeit zur Verfügung. Tun Sie mir den Gefallen und besuchen Sie uns! Die Caymans sind ein einziger Traum. Schneeweiße Strände, schöner als auf Postkarten, phantastische Ressorts, ausgewähltes Publikum und diskrete Banken, wenn Sie wissen, was ich meine.«
Fessoni lachte unsicher. »Bisher haben wir von solchen Urlauben nur geträumt, meine Frau und ich«, antwortete er mit einem Hauch von Wehmut. »Wir könnten uns eine solche Reise niemals leisten.«
»Na, sehen Sie! Geld ist zum Ausgeben da! Es macht wenig Sinn, später mal der Reichste auf dem Friedhof zu sein. Machen Sie es einfach wie Generale Salvatori! Er hat auch einmal angefangen wie Sie. Er ist übrigens heute unter den Gästen. Sicher haben Sie ihn schon gesehen. Seine Gattin weicht ihm keinen Schritt von der Seite, eine auffallende Blondine, die ihn um einen Kopf
Weitere Kostenlose Bücher