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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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miteinander unternommen. Nur in letzter Zeit …«
    »Was war in letzter Zeit?«, bohrte Grasso weiter.
    »… war er irgendwie anders. Er hat sich von mir und den anderen Kollegen mehr und mehr zurückgezogen. Ich konnte mir das nicht erklären. Aber weshalb wollen Sie das alles wissen, Signore?«
    »Haben Sie eine Ahnung, weshalb er verschwunden sein könnte?«, fuhr Grasso fort, ohne auf Fessonis Frage einzugehen.
    »Wir glauben, er ist durchgedreht. Wir nehmen an, er hat diesen grässlichen Mord an Cardone mitansehen müssen, ohne eingreifen zu können. Vielleicht ist er traumatisiert und versteckt sich irgendwo. Ich weiß es wirklich nicht. Meine Leute suchen ihn immer noch verzweifelt.«
    »Das brauchen Sie nicht mehr. Sie erfahren in Kürze, wo er ist.«
    »Sie … Sie wissen es also …«
    Grasso nickte, ließ aber Fessoni keine Chance, Luft zu holen, und fragte: »Wissen Sie, was auf dem Speicher dieser Kamera ist?«
    Fessoni schüttelte verstört den Kopf.
    »Schauen Sie es sich an!«
    Mit spitzen Fingern fischte Fessoni die Kamera vom Tisch, ließ den winzigen Monitor an der Seite ausfahren und startete das Programm. Im gleichen Augenblick wich die Farbe völlig aus seinem Gesicht. Seine entsetzte Miene verzog sich zu einer angewiderten Fratze. »Das ist ja der Film, den sie im Fernsehen gezeigt haben! Wie … wie kommt der Film auf diese Kamera?«, keuchte er. Seine Stirn war nass, und an seinen Schläfen glitzerte Schweiß.
    »Tenente Sandro Montoglio! Wer sonst? Oder ist es Ihnen lieber, wenn ich ihn mit seinem Decknamen nenne?«
    Fessoni blickte Grasso an wie ein paralysiertes Karnickel. »Er hat … meine Kamera für diese … Sauerei benutzt?«, stotterte er fassungslos.
    »Ich sage Ihnen, Fessoni, Monti ist, wenn man so will, Mittäter. Und sagen Sie mir nicht, dass Sie es nicht geahnt haben!«
    Fessoni machte eine abwehrende Handbewegung, als wolle er protestieren, aber Grassos Blick ließ ihn kleinlaut schweigen. »Sie müssen mir nichts vormachen, mein lieber Fessoni«, fuhr der Don fort. »Sie vögeln seit Monaten Montoglios Frau. Ich weiß es, Sie wissen es sowieso, und Montoglio wusste es. Er hat es Ihnen nur nicht auf die Nase gebunden.« Er griff in die Jackentasche und warf ein silbernes Feuerzeug auf den Tisch. »Ihres?«
    Fessoni schien wie gelähmt. Zögernd nahm er das Feuerzeug und blickte auf die Gravur mit seinem Namenszug. »Das … Ich dachte, ich hätte es verloren«, stammelte er perplex.
    »Es lag auf dem Tisch in der Wohnung im Albergheria-Viertel«, erwiderte Grasso kalt. »In der Wohnung, in der man Monti gefunden hat. Mit einem Loch im Schädel. Ihr lieber Kollege scheint das Feuerzeug eingesteckt zu haben. Man hätte schnell auf die Idee kommen können, dass Sie derjenige waren, der die Mordaufnahmen gemacht hat, und dass Sie den Mord an Montoglio begangen haben. Ein Motiv wäre ja naheliegend: freie Bahn bei Montoglios rassiger Ehefrau.«
    »Das ist Wahnsinn …!« Fessoni schien kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
    »Wie gesagt«, raunte Grasso, und seine Augen leuchteten triumphierend, »ich habe Ihren Arsch gerettet. Fragen Sie mich nicht, wie das Filmchen zu den Sendern gekommen ist! Aber man wird Sie fragen, weshalb der Film auf Ihrer Kamera ist.«
    »Ich denke, Monti hat …«
    »Tenente Montoglio wurde liquidiert!«, erwiderte Grasso mit einer Stimme, die sich anhörte, als würde sie direkt aus der Arktis kommen.
    »Haben Sie ihn …?« Fessoni saß mit weit aufgerissenen Augen vor Grasso und war keiner Bewegung mehr fähig. Seine blutleeren Lippen zitterten, und er knetete seine linke Faust.
    »Ich?« Grasso lachte laut. »Du liebe Güte, wo denken Sie hin! Sie sollten sich eher Gedanken darüber machen, was es für Sie bedeutet hätte, wenn Ihre Rolle bei der Observierung in der Öffentlichkeit breitgetreten worden wäre, oder wenn Sie sich vor einem Gericht wegen zweifachen Mordes hätten rechtfertigen müssen. Wie hätten Sie denn beweisen wollen, dass Sie nichts damit zu tun hatten? Oder wie hätten Sie die Frage beantwortet, wie geheimes militärisches Gerät in die Hände eines Psychopaten geraten konnte?
Arrivederci la carriera!
«
    »Madre di Dio …!«
    In Grassos Gesicht erschien ein ärgerliches Lächeln. »Tun Sie nicht so, als hätten Sie sich nicht längst selbst die Frage gestellt, welche Konsequenzen die Sache mit Monti haben könnte! Sie sind alles andere, nur nicht naiv!«
    Fessoni schüttelte abwehrend den Kopf. »Ich habe doch niemanden …!«

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