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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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gehen!«

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Rosanna
    R oberto Cardone verließ gemeinsam mit Carlo gegen zehn Uhr vormittags das imposante Gebäude. Mit einem merkwürdigen Hochgefühl trat er auf die Via Francesco Rizzolo, die quer durch die historische Altstadt von Bologna führte. Tief zog er die noch frische Luft in seine Lunge. Die Sonne scheuchte die Wolken in die Berge und versprach einen heißen Tag.
    »Dass es so einfach ist …« Roberto schüttelte ungläubig den Kopf und lachte. »Kannst du mir erklären«, wandte er sich an Carlo, »weshalb sich ein armes Schwein plötzlich sauwohl fühlen kann? Nicht einmal eine Stunde hat es gebraucht, vom engen Pferch der Geldknappheit in die blühende Landschaft eines reichlich gefüllten Kontos umzuziehen.«
    Carlo bedachte ihn mit einem merkwürdigen Blick.»Das auf Kredit gekaufte Schwein grunzt immer. Du solltest jetzt noch deinen Namen ändern, denn du bist nicht mehr der Gleiche!«
    »Lieber keine Moral als eine doppelte, mein lieber Carlo!«, antwortete Cardone ironisch. »Wer hat mich denn auf die Bank getrieben?«
    Ein Kreditsachbearbeiter der renommierten Banca Monte dei Paschi di Siena hatte ihm, nachdem er das Vermächtnis Enricos vorgelegt hatte, unbürokratisch einen großzügigen Kreditrahmen eingeräumt. Solange er in dieser Bank sein Konto hatte, konnte er sich nicht erinnern, dass man ihm je mit besonderer Freundlichkeit begegnet war. Das Telefonat des Kreditberaters mit dem Nachlassgericht in Pallanza hatte jedoch eine wundersame Wandlung in der Behandlung seiner Person bewirkt. Sein Bruder Enrico hatte recht gehabt, als er ihm seinerzeit erklärte, dass Wunder organisiert werden müssen.
    Das erste Mal in Robertos Leben steckte in seiner Brieftasche eine Scheckkarte, mit der er an Geldautomaten täglich bis zu zweitausend Euro abheben konnte. Der Sachbearbeiter hatte ihm auch sogleich nahegelegt, verschiedene Kreditkarten zu beantragen, damit er, sollte er auf Reisen sein oder dringend einen Einkauf erledigen wollen, jederzeit flüssig sei. »Auf gute Zusammenarbeit«, hatte ihn der Sachbearbeiter verabschiedet und ihn sogar bis zur Tür begleitet.
    Cardones Blick richtete sich nach rechts, wo Bolognas berühmte Wahrzeichen standen: der Torre degli Asinelli und der Torre Garisenda. Wie zwei lange Finger reckten sie sich in die Höhe, als wollten sie ihm zeigen, dass es der Herr im Himmel gut mit ihm meinte und der Segen von oben kam.
    »Ein wahrlich erhebender Anblick!«, rief er übermütig aus. »Nicht nur ich bin ein neuer Mensch. Schau, Carlo, alle anderen um mich herum auch! Sogar die Häuser sehen aus, als freuten sie sich mit mir. Komm, ich lade dich zu einem Espresso an der Piazza Maggiore ein!« Und er zog seinen Freund vom marmornen Treppenabsatz der Bank auf die Straße.
    »Das ist das Mindeste, was du für meinen freundschaftlichen Beistand tun kannst.« Carlo grinste. »Danach werde ich nach Hause gehen und mich ein wenig hinlegen.«
    Cardone sah an sich hinunter. »Kaum zu glauben, dass die mich da hinein gelassen haben«, spottete er und deutete mit dem Daumen hinter sich auf das monumentale Portal des Bankhauses. »Findest du nicht, dass ich mit diesen Klamotten schäbig aussehe? Außerdem brauche ich dringend neue Schuhe. So, wie ich aussehe, kann ich Rosanna nicht unter die Augen treten.«
    Carlo schüttelte lachend den Kopf. »Dann bring das Geld unter die Leute, Roberto! Du solltest nur bedenken, dass Geld auf der Bank sich verhält wie Zahnpasta in der Tube: leicht herauszubekommen, aber kaum wieder zurückzukriegen!«
    »Hab dich nicht so! Ich kaufe nur das Nötigste.«
    »Ja, dann kleide dich schön hübsch ein! Aber bedenke, Lifestyle ist teuer, wenn du so aussehen willst wie die da drüben.« Er deutete auf zwei junge Männer, die nach der letzten Mode gekleidet großspurig die Straße entlangkamen.
    »Mein Profil ist allemal auffallender als deren Klamotten«, protestierte Cardone und stieß seinem Freund mit dem Ellbogen in die Seite. »Selbst wenn ich als lebende Coladose die Straße entlangrollen würde, wäre ich attraktiver als die beiden Papagalli.«
    »Ja, du bist der Schönste!«, frozzelte Carlo. »Mit deiner Unwiderstehlichkeit wirst du Rosanna im Sturm erobern. Übrigens, wann lerne ich sie denn kennen? Nach dem Essen vielleicht?«
    »Quatsch, es wird bestimmt spät«, wich Cardone aus, dem es unangenehm war, dass Carlo ihn derart direkt auf Rosanna ansprach. »Aber du könntest mich jetzt begleiten.«
    »Etwa beim Einkaufen?«,

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