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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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er.
    »Osman und seine Leute sind Malchatuns Wache.«
    »Etwa gegen mich?« spottete er.
    »Auch gegen dich«, sagte Kumral ruhig. »Was wissen wir von dir?« fuhr er fort, als Salmenikos aufsprang. »Eine halbe Freundschaft ist eine halbe Feindschaft, und aus der kann leicht eine ganze werden.«
    »Frage sie selbst!«
    »Wie wenig kennst du Malchatun, wenn du glaubst, daß sie in der Not sich von denen trennen würde, die sie befreiten und schützen.«
    »Und Osman?«
    »Was tatest du, als Manuel Edebalis Tochter beschimpfte? Wo warst du, als sie auf dem Ratshügel der Dschirga stand? Osman war da.«
    Osman und Manuel - überlegte Salmenikos tief erbittert . . .
    halbe Freundschaft, halbe Feindschaft - nein, ganze Feindschaft! Beide seien sie gleicherweise gefährlich: als Soldherr der Turkopolen der eine - als künftiger Türkenhäuptling der andere, und beider Begehren gehe auf Marula!
    Soll er Osman zugunsten Manuels vernichten? Das hieße, hinterher dem Eskischehrer Gefolgschaft leisten oder gegen ihn kämpfen müssen. - Solle er im Bündnis mit Osman, was möglich wäre, Manuel niederkämpfen, daß der Besiegte das Aufstehen vergäße? Das hieße, Osman zur Grenzhauptmannschaft die Häuptlingswürde sichern, und die Ertoghruler hätten nachher keinen andern möglichen Gegner mehr als ihn selbst, Salmenikos . . .
    »Wenn Manuel abgezogen ist, Archont«, hörte er Kumrals Stimme, »kannst du uns einnehmen in Jundhissar. Ein Gefecht mit der Nachhut oder mit einer zurückgelassenen Streife braucht Osman nicht zu furchten, auch dann nicht, wenn die Trupps stark sein sollten. Wenn dein Tor ihm offen steht, bricht er durch!«
    Jetzt endlich werde er, er selbst, das alte Haus der Asanes fürsten! überkam es Salmenikos mit überirdischer Sicherheit. Osman von Manuel gejagt und besiegt; aber Osman und seine Alpe würden wie die Bären fechten und große Lücken unter Manuels Söldnern reißen. Und wenn der Sieger in den Knien noch wankte, dann über ihn her mit den eigenen, fest zusammengehaltenen frischen Kräften! Über die plündernden Leute Manuels her, die Siegesberauschten, und in ein und derselben Stunde beide vernichten: Osman und Manuel!
    »Wir brechen durch mit der Herrin«, drängte Kumral, »und verstärken dich so, daß keine Gewalt Jundhissar noch etwas anhaben kann.«
    Mit der Herrin . . . Malchatun . . .Marula . . .
    Solle er, Salmenikos Asanes, sie in seiner Burg haben, zwischen ihr und ihm ein Wall von fremden Männern? Nein!
    »Du schweigst, Archont?« grollte Kumral.
    Nein, Salmenikos war entschlossen, den Zipfel vom Mantel des Glücks zu ergreifen, den ihm ein günstiger Wind entgegenzuwehen schien - im Augenblick des Sieges her über Manuel und Manuels Truppen, ehe noch der Unflätige seine Hand auf Marula legen könne, und dann nach Eskischehr! Mit zweifachem Gewinn den Tag beschlossen: mit der Braut und der Stadt, den beiden so lange Ersehnten.
    »Nimmst du Osman auf oder nicht?!«
    Salmenikos wandte sich dem Sahid wieder zu.
    »Osman kennt unser altes Abkommen, mein Kumral«, sagte Salmenikos sanft. »Freundschaft mit Ertoghrul und Ertoghruls Stamm; aber seine Männer betreten meine Burgen nicht.«
    »In deiner letzten Stunde versage der Allerbarmer dir seine Barmherzigkeit!« rief Kumral. »Daß du über Osman den Tod bringen willst - dafür magst du deine teuflischen Gründe haben. Aber daß du der Frau das gleiche Schicksal zuteilst - das ist schändlich.«
    »Gebt Marula heraus!« war alles, was Salmenikos antwortete.
    »In der Nähe des Todes ist sie sicherer als bei dir.«
    »Dann berichte der Herrin, daß ich meine Gründe habe, die sie billigen würde, wenn sie ihr bekannt wären. Ich werde über sie wachen, und nicht wird sie verlassen sein.«
    »Wahrlich, das wird sie nicht sein«, sagte Kumral und faßte grimmig sein Schwert. »Sieh diese Klinge, Archont«, fuhr er fort, »Osman schenkte sie mir für meinen Wahrspruch, der ihm Glück verhieß. Es war ein Wahrspruch, Archont, und noch ist Osmans Tagen kein Ende gesetzt. Er wird leben, und du wirst bereuen.«
    »Langes Leben meinem Bruder Osman, der mir wert ist«, lächelte Salmenikos.
    Während des Becherns hatte Manuel den Burgherrn nicht sehr vermißt. Er hatte höchstens den Wein vermißt, dem er in seiner Ehe mit Dame Daphne in letzter Zeit immer mehr zusprach.
    Jetzt kehrte Salmenikos zurück und zeichnete nach dem Beispiel seines Gastes mit dem benetzten Finger eine Karte von Sultan Öni auf den Tisch. Den Fluß Pursuk,

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