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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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veranstaltet habe, würden Sie mir doch nicht glauben. Ich will Kutahie und ganz Kermian. Der alte Bey soll sich zum Teufel scheren, Unsereins ist auch nicht schlechter als diese Turkmanen- und Türkenscheichs, die sich ihre Fürstentümer ergatterten. Ich meine, daß die Reihe auch einmal an uns sei.«
    »Und dazu soll ich Ihnen helfen?«
    »Sie sollen es nicht umsonst tun.«
    »Dann will ich Ihnen den Preis nennen.«
    »Ich nannte ihn schon.«
    »Sie nannten ihn nicht«, erklärte Salmenikos mit einer Ruhe, die Manuel nicht gegeben war. »An dem Tag, da Sie mit meiner Hilfe Kermian unterworfen haben und in Kutahie
    einziehen, überlassen Sie mir Ihr Eskischehr.«    
    Manuel sprang auf.
    »Das ist -«, schrie er wütend.
    »Ein Geschäft«, vollendete Salmenikos gelassen. »Wenn ich
    Biledschik und Eskischehr habe, bin ich auch ohne Patriziat
    ein Fürst.«
    »Gerissener Gauner«, murrte Manuel.
    Salmenikos verneigte sich, als bedanke er sich für eine Schmeichelei. »Und wenn Euer Edlen Kermian haben, werden Sie sich nach dem Süden, dem Mittelmeer zu, ausdehnen wollen. Das aber liegt außerhalb meiner eigenen Ziele. Die Lage meines Besitzes verwiese mich auf den Norden, das Schwarze Meer zu. Ich könnte höchstens den Ehrgeiz haben, ein Nachbar des Kaisers von Trapezunt zu werden, woraus, wie Euer Edlen sehr richtig erkannten, hervorgeht, daß unsere Wege sich nicht kreuzen müßten und wir füglich zusammen gehen könnten.«
    Manuel starrte ihn mit offenem Munde an.
    »Reden können Sie« erklärte er dann, »und gescheit sind Sie auch. Ein wenig zu gescheit. Aber wenn es Ihnen ernst ist mit einem Bündnis, müssen Sie sich sofort entscheiden. Sofort, Kir Salmenikos! Bilden Sie sich nicht ein, daß ich Sie im trüben fischen lasse.«
    »Warum so eilig?« widersprach Salmenikos. »Sie jagen den Osman, und dem sind Sie an Mannschaften um das Vielfache überlegen.«
    »Schon recht, und auf Ihre paar Leute könnt’ ich verzichten. Wo steht Osman?« fuhr er fort und tauchte seinen dicken Zeigefinger in den Wein, um eine Art Karte auf den Tisch zu malen. »Im Osten einmal nicht. Demnach im Westen. Zurück zum Norden in den Tumanidsch kann er auch nicht - nicht ungesehen -, meine Reiter streifen schon bis Kutschukjora. Was bleibt ihm noch offen? Die Straße nach Kutahie, hin zu meinem Sultan Alaeddin. Aber die ist ihm verlegt. Bis Inöni kann er zu seinem Glaubensgenossen Tschendereli. Weiter nicht.«
    »Ich frage noch einmal: Wozu brauchen Sie mich? Inöni mit seinen armseligen Lehmmauern ist gegen Sie nicht zu halten. Osman kann Ihnen nicht entgehen.«
    »Weiß ich«, nickte Manuel. »Osman nicht - aber Sie!
    Deshalb ist es besser, Sie beteiligen sich an der Jagd. Dann können Sie nämlich nicht mehr zurück. Dann sind Sie Ertoghruls Freund gewesen. Aber ein Glückspilz sind Sie auch dieses Mal wieder: Die Beute haben die Weiber der Ertoghruler Ihnen selbst ins Haus geschleppt —«
    Manuel keuchte nur noch. Kein Wort konnte er mehr hervorbringen - so unbändig war sein Gelächter. Nicht einmal der Eintritt des Kastellans konnte ihn darin unterbrechen. Er lachte noch immer, als der Offizier dem Schloßherrn seine Meldung bereits ausgerichtet hatte.
    »Entschuldigen Sie mich für einen kurzen Augenblick«, sagte Salmenikos nun, »ich werde draußen verlangt. Aber dieser wackere Mann«, fuhr er fort und schob den Kastellan zum Tisch hin, »wird dafür sorgen, daß Euer Edlen mir inzwischen nicht verdursten.«

13
    In griechischer Sprache waren auf einem Leinenfetzen mit einem Stück angekohlten Holzes diese Worte gemalt: »Für Osman, dessen Leute und mich bitte ich um Aufnahme in Jundhissar.«
    Jetzt erst, von Manuels verhaßter Gegenwart befreit, ermaß Salmenikos schreckerfüllt die ganze Größe der Gefahr, in die sich Malchatun seinetwegen begeben hatte und in der sie sich noch befand. Die Ränder des Lappens zeigten Schnitt- und Rißspuren. Salmenikos sah wie vor seinen leiblichen Augen die Hast, die Not. In seiner Hand hielt er den Fetzen von einem Kleidungsstück der Geliebten.
    Panik vor den Tatsachen überflutete ihn, eine wilde Begierde, sich mit seiner Erschütterung zu verbergen; aber - er war nicht allein, und so zwang er seinem Gesicht mit schier körperlichem Schmerz die Maske der Gleichgültigkeit auf.
    »Wer bist du?« fragte er den Boten.
    »Du kennst mich nicht, Archont«, antwortete der Mann, »doch ich kenne dich, und so weiß ich, daß du Salmenikos und der Herr der Burg bist.«
    Es war der

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