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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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schweren Kasten zu holen, mit dem sich der Junge belud.
    Ob Malchatun denn nicht erst mit in die Stadt und zum Schloß wolle, um den Vater, den alten Kontophres, zu begrüßen? fragte Apollonia.
    »Kindbettfieber«, antwortete Malchatun aber nur, und das Haus der Kranken liege ja ganz in der Nähe.
    In diesem Augenblick mischte Kir Salmenikos sich ein und ordnete, wie es seine Art war, seine Begleitung mehr an, als daß er sie anbot. Jeden Einspruch wies er leichthin zurück, auch den Malchatuns, der ohnehin nur schwach war, und während die Menge den beiden Hochzeitern einen festlichen Einzug bereitete, ritten der Schloßherr von Biledschik und das Mädchen Malchatun in entgegengesetzter Richtung davon.
    Das Haus der Kranken war beiden Freundinnen gut bekannt. Nicht viel mehr als eine Hütte, lag es abseits am Pursuk, und dieses Umstandes wegen hatte es für die Mädchen einst, als sie noch klein waren, etwas Anziehendes gehabt. Natürlich war damals ein strenges Verbot für die Kinder erlassen worden, sich aus dem Schloßbereich oder gar aus der Stadl zu entfernen. Aber Apollonia und >Marula<, wie die Kontophres sieh Malchatuns Namen zurechtgemacht hatten, waren genauso unartige kleine Mädchen gewesen wie andere auch, und nach dem Tode von Apollonias Mutter hatten sich die beiden in dieser Hinsicht noch besonders entwickeln können. Zu allem aber, was ihnen als etwas ganz Unvorstellbares gar nicht erst verboten worden war, hatte es gehört, zur Sommerzeit mit einigen gleichaltrigen weiblichen Rangen aus der Stadt zum
    Bad nach jenem abseitigen Haus zu entweichen. Späher hatten die Mädchen nicht zu befürchten brauchen, und vor etwas Unvorhergesehenem wären sie - wie sie geglaubt hatten -immer von der Bäuerin gewarnt worden, was sich dann freilich als ein Irrtum herausgestellt hatte, an dem zu reifen ihnen vom Schicksal Vorbehalten war.
    Vor sechs Jahren mochte es das letztemal gewesen sein, daß sie sich dort zusammengefunden hatten. Heute war Malchatun zweiundzwanzig, Apollonia etwas älter. Kinder also hätte man sie damals schon nicht mehr gut nennen können, als ein lachender Zuruf aus fremdem Munde plötzlich das fröhliche Mädchengetümmel in ein vielstimmiges Kreischen verwandelt hatte.
    Der Flucht war eine tiefe Stille gefolgt. Nur durch die Büsche hatten die Mädchen zu dem noch jungen Mann hinübergelugt, und der wieder hatte, nur wenige Meter von ihnen getrennt, ganz vergnügt inmitten ihrer abgelegten Kleider gestanden.
    Er sei ein Prinz, waren seine Worte gewesen, und dies seien Märchengewänder, die er jetzt behalte, damit sich die Feen nicht wieder in Schwäne verwandeln und davonfliegen könnten. Und auf die Frage, was dieser Unsinn bedeuten solle, hatte er Erstaunen geheuchelt, ob man sich denn nicht in den Märchen auskenne, denen allein man doch sein beschwingtes Dasein verdanke?
    Daß man es in Wirklichkeit, wenn nicht mit einem Prinzen, immerhin mit einem großen Herrn zu tun habe, hatte mehr sein doppelgegürtetes kurzes Wams als sein Verhalten vermuten lassen; denn davor, die Kleider aufzuraffen, war er nicht zurückgeschreckt, nicht nur die Obergewänder, sondern alles, was
    wie wenigstens die Mädchen behauptet hatten - Männeraugen auf keine Weise und nimmer zu sehen erlaubt sei.
    Wenn die Holdseligen kommen wollen, hatte er dabei gelacht, so werde er vielleicht ein Einsehen haben und sich mit dem Ergötzen zufriedengeben, das ihm ihr Auffliegen bereiten werde.
    Aber die Holdseligen hatten sich nur sehr entrüstet gezeigt.
    Und das Spiel gehe zu weit und dauere zu lange, hatten sie aus ihrem Versteck gerufen, und recht mochten sie gehabt haben.
    So war dem Querkopf offenbar der Gedanke überhaupt nicht gekommen, was die Mädchen bei allzu großer Verspätung daheim wohl erwarten könne. Als wenn es in Eskischehr keine Ruten gegeben hätte! Mit hochgereckten Armen hatte er sich seines Vermeinens preislich hingestellt. Wäschestücke in jeder Faust.
    Gleich einem Handelsmann hatte er getan und schließlich gerufen, daß wenigstens eine herauskommen möge, eine einzige, und die andern von ihm aus bleiben können, wo sie seien. Der einen wolle er, wie er sie da in Händen halte, Röcke und Hemden herausgeben. An zahllosen Stellen hatte die Sonne das Dickicht besiegt und jeden Umriß im dämmernden Grün zu einem letzten sonnigen Flirren verzaubert.
    Auch die eine, deren Kommen vom Bedränger so herrisch verlangt worden war, hatte eher einem gleitenden Lichtgebilde als einem

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