Malcolm, Prince of Bannister: Das Geheimnis einer wahren Liebe/Die Rache des Magiers/Der Sieg der Liebe (German Edition)
nachdem sie ihn damals ganz allein, und noch mit dem Fluch des Bultrax’ belastet im Pferdestall hat zur Welt bringen müssen. Und er muss auch ihren Worten zustimmen, denn tatsächlich erkennt er sich selbst in vielen Dingen in seinem Sohn wieder, was die Sache nicht gerade leichter macht.
„Du hast recht, meine Liebe, ich werde noch heute zu ihm gehen und mit ihm sprechen.“
Obwohl der Weg nicht länger als eine gute halbe Stunde dauert, sind die Damen froh, als sie das Schloss erreichen und die kühleren Gemächer aufsuchen können. Gern würde sich Malcolm auch etwas zurückziehen, doch erscheint es ihm angebrachter, die Sache mit Michael nicht länger hinauszuzögern. So geht er zu den Räumlichkeiten seines Sohnes, wo ihn ein Diener sofort meldet und die Tür öffnet. Mit einer Handbewegung weist der König ihn hinaus, da er mit Michael allein sein will, der sich sogleich verbeugt und seinem Vater damit die Ehre zukommen lässt, die ihm gebührt.
Da der Diener die Tür bereits geschlossen hat, beginnt Malcolm ohne Umschweife: „Michael, vergiss jetzt mal bitte die Etikette und erzähl, was du mir schon heute Morgen berichten wolltest. Unser Gespräch war noch nicht beendet, als du davongeritten bist!“
Dabei kann er nicht vermeiden, dass ein gewisser vorwurfsvoller Ton in seiner Stimme liegt, doch da auch dem Prinzen nicht an einem Streit gelegen ist, geht er großzügig darüber hinweg, bietet seinem Vater Platz an und setzt sich ihm gegenüber.
„Also gut, Vater, wenn Ihr es so wünscht“, beginnt er schließlich. „Wie ich Euch schon gesagt habe, bin ich vor ein paar Tagen in einem Gasthaus gewesen. An meinem Tisch hat ein reisender Händler gesessen und mir von einem Mädchen berichtet, das vor einiger Zeit verschwunden ist.“
„Was für ein Mädchen?“
„Moment, Vater, geduldet Euch noch einen Moment. „Sie soll eine Prinzessin aus einem Nachbarreich sein und wurde angeblich von einem eifersüchtigen Freier, den sie zuvor verschmäht hat, aus dem Garten des Schlosses geraubt …“
„Aha, und jetzt meinst Du, sie unbedingt retten zu müssen!“, fällt ihm Malcolm etwas abfällig ins Wort. „Junge, das kann irgendeine Geschichte sein, die so lange erzählt worden ist, bis nicht einmal der wahre Kern mehr übrig geblieben ist!“
„Nein, Vater, so ist das nicht!“, begehrt Michael auf. „Ich habe sogar ein Bild von ihr!“
„Ein Bild?“
„Ja doch, wenn ich es Euch doch sage!“
Eilig greift der Prinz in die Tasche seiner Reitjacke, die er noch gar nicht ausgezogen hat, und fördert eine handtellergroße Holzscheibe zutage, deren glatt polierte Oberfläche von einem wahren Künstler in großartiger Kleinarbeit mit einer Zeichnung versehen worden ist, die das Bildnis eines Mädchens zeigt. Malcolm bemerkt sehr wohl, dass die Augen seines Sohnes einen verträumten Ausdruck annehmen, als sein Blick auf das Bild fällt, und er muss sich eingestehen, als er jetzt selbst das Bildnis betrachtet, dass es eine wahre Schönheit zeigt. Ein ebenmäßiges, schön geschnittenes Gesicht mit braunen sanften Augen, braunen schulterlangen Haaren und einem fein geschnittenen Mund, dessen Lippen selbst auf diesem Bild zu einem Kuss einzuladen scheinen.
Als der König das Bildnis jetzt zurückgibt, bemerkt er, dass die Finger seines Sohnes geradezu liebevoll darüber streichen, bevor er es wieder in seiner Tasche verschwinden lässt. Er braucht ihm nur in die Augen zu sehen, um zu begreifen, dass Michael sich in dieses Bildnis unsterblich verliebt hat.
„Und was hast du nun vor, mein Sohn?“, fragt Malcolm, obwohl er die Antwort eigentlich schon kennt.
Michael zögert noch etwas mit seiner Antwort, doch dann blickt er seinem Vater offen in die Augen und erklärt: „Ich möchte dieses Mädchen suchen und befreien, um sie dann zurück in ihr Reich zu bringen.“
„Michael“, beginnt der König mit ruhiger Stimme, „du kennst weder das Mädchen noch ihren Namen oder das Reich, aus dem sie stammt. Du weißt nicht einmal, ob die Geschichte stimmt. Du hast nicht mehr als dieses Bild, von dem ich allerdings zugeben muss, dass es einem Engel gleicht, wie ich noch nie einen gesehen habe, ausgenommen vielleicht deine Mutter und deine Schwester. Aber alles andere ist mehr als vage! – Da kannst du doch nicht allen Ernstes glauben, dass ich dich jetzt einfach ziehen lasse, um einem Gerücht zu folgen?“
„Aber, Vater, ich …“
„Nein, Michael!“, bleibt Malcolm hart. „Es ehrt dich zwar,
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