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Malefizkrott

Malefizkrott

Titel: Malefizkrott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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Wir sind doch nicht die USA! Corry hat erzählt, sie hätte vor ein paar Tagen auch schon mal so was Komisches erlebt, als sie mit ihrer Mini unterwegs war, da wär was in den Baumstamm, wo sie gerade vorbeiging, eingeschlagen. Sie hat sich damals nichts dabei gedacht, aber jetzt … Womöglich hat der Sniper auch auf sie geschossen. Er schießt auf Spaziergänger mit Hunden. Da kriegt man direkt Angst.«
    »Das ist narrative Verzerrung, Sally!«
    »He, wenn da ein Irrer herumläuft und auf Spaziergänger mit Hunden schießt, dann ist das kein narratives Dings!«
    »Es gibt keinen Sniper, der auf Hundehalter schießt. Das kann ich dir versichern.«
    Auch wenn es Meisner und der Polizei recht sein mochte, dass die Presse die Verbindung zwischen Ursprung und Volker B. nicht gezogen hatte, falls es sie wirklich gab und nicht ich einer narrativen Verzerrung erlag, konnte es ihnen nicht besser gefallen, dass die Boulevardpresse bereits einen Sniper durch Stuttgart schickte. Das Feuer in der Ludwigsburger Buchhandlung wiederum hatte niemand mit Lola Schrader und einem Brand in einer Buchhandlung im Stuttgarter Gerberviertel in Beziehung gesetzt, zumal die Redaktionen einer Ludwigsburger Kreiszeitung und des Stuttgarter Anzeigers keine Überschneidungsmenge an Informationen besaßen.
    Michel Schrader hatte mich fürchterlich aufgeregt angerufen. Das müsse doch erwähnt werden, wenn da jemand seine Tochter als Autorin bedrohe. Ich hatte noch einmal versucht, ihm klarzumachen, dass man kein Interesse daran haben könne, dass Lola der Ruf vorauseile, jede Buchhandlung brenne ab, in der sie lese.
    »Ach, Lesungen, das sind doch Peanuts, damit verdient man doch nichts. Man muss in die Presse, ins Fernsehen«, hatte er daraufhin erwidert. Im Stillen musste ich ihm recht geben, denn alles, was Lola und er mit Lesungen verdienten, mussten sie an mich abdrücken.
    Am folgenden Tag hatte Rudolf Wagenburg mich angerufen. »Du, dieser Vater hat keine Ruhe gegeben, bis sie ihn zu mir durchgestellt haben. Was ist das für eine Geschichte in Ludwigsburg? Stimmt es wirklich, dass Lola verbrannte Erde hinterlässt?«
    Ich hatte auf den Vater geflucht und Rudolf ein, zwei Details mehr erzählt, als er veröffentlichen durfte. Er hatte mehrmals »Hm« und »Heilandsack!« gesagt und dann: »Aber eine G’schicht ist das schon. Steiler Aufstieg, Bestseller, Morddrohungen, Buchhandlungen gehen in Flammen auf, gefeierte Jungautorin auf dem Zenit und dann … peng! … Der Skandal. Da kommt nämlich noch was Dickes nach, Lisa. Danke für den Tipp mit Matthias Kern, in diesem Zusammenhang. Wenn das stimmt, was der sagt, dann gibt es demnächst einen Riesenknall.«
    »Was sagt er denn?«
    »Er könne beweisen, dass Lola alles abgeschrieben hat, nichts sei von ihr, alles geklaut. Aber alles der Reihe nach, würde ich sagen. Erst lassen wir sie noch ein bisschen größer werden, die Lolita. Der Vater platzt ja schier vor Stolz. Die Redaktion von Heinrich Weinrich, du weißt, der diese Büchersendung im Fernsehen mit dem sinnigen Titel Der Buchstab macht …«
    »Wer guckt das schon?«
    »Alle Kritiker, alle Verleger … jedenfalls der will in der nächsten Sendung Lolas Buch vorstellen, nächste oder übernächste Woche muss das sein.«
    »Und was ist mit unserem Matthias Kern?«
    »Er sagt, er braucht noch ein bisschen, bis er seine Belege zusammengestellt hat. Mit seiner Hüftverletzung kann er noch nicht so lange am Computer sitzen. Ich ha be ihn davon überzeugen können, dass es erst bei uns er scheint, ehe er es in seinem Blog veröffentlicht. Er deute te an, dass das meiste wohl aus seinem Buch abgekupfert wurde, das er vor zwei Jahren bei Book-on-Demand …«
    »Bitte was?«
    »Book-on-Demand ist der Begriff für ein verlegerisches Verfahren für Kleinstauflagen und Langsamdreher …«
    »Rudi, bitte!«
    »Das sind Waren mit geringer Lagerumschlagsgeschwindigkeit, auch Ladenhüter genannt. Der Verlag lagert das Skript digital auf dem Rechner, und wenn jemand das Buch bestellt, wird genau dieses eine Exemplar gedruckt und versandt.«
    »Spart in der Tat Lagerkosten.«
    »Das Buch steht aber auch in keiner Buchhandlung. Book-on-Demand-Verlage sind ideal für Selbstverleger, denn dabei halten sich die Unkosten des Autors in Grenzen. Selbstbeteiligungsverlage sind in der Regel teurer. Bei einigen hat man allerdings noch so was wie ein Lektorat.«
    »Es gibt wirklich Autoren, die zahlen Geld an einen Verlag?«
    »Du glaubst gar nicht, für wie

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