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Maler und Mädchen - Maler und Mädchen

Titel: Maler und Mädchen - Maler und Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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See stechen, sind gewöhnlich innerhalb von fünf bis zehn Tagen in Amsterdam.
    »Oh, wie schlimm!« antwortete Elsje voller Mitgefühl.
    Am Tisch, ein paar Schritte von ihnen entfernt, war die Frau aus Amak mit Hilfe ihres Knechts dabei, einen Stör in Aspik zu tranchieren. Zibrandt hatte Elsje erzählt, daß Trein morgen, sobald es Tag wurde, ihre Reise quer über die Insel Fünen zur Westküste fortsetzen würde. Ob sie vielleicht mitwolle?
    »Aber furchtbar gern!« hatte sie ausgerufen.
    »Dann machen wir es so.«
    Jetzt runzelte der ahnungslose Niels die Stirn. Er blickte zu Boden, vermied es, das Mädchen, das er heiraten wollte, anzusehen, und stellte ihr gegenüber Vermutungen über einen Wetterumschlag an, der in dieser Gegend vom einen auf den anderen Tag eintreten könne, und dann sei der Belt im Handumdrehen offen. Seine Stimme war die Stimme eines Mannes in tiefem Ernst.
    »Einmal habe ich erlebt …« hob er an. Sie sahen sich jetzt in die Augen, doch da tippte Trein ihnen beiden auf den Arm und reichte jedem ein Stück Brot mit Fisch.
    Wieder war der Abend äußerst entspannt. Zibrandt übte nicht nur sämtliche Rechte eines Gastgebers aus, sondern bestand auch darauf, den Reiseproviant für den nächsten Tag mit Gans, Kaninchen, Huhn, alles dick in Fett, aufzufüllen. Gegen elf, als der Boden des stickig-warmen kleinen Raums bereits wieder mit Stroh bedeckt war, sangen er und seine Amaker Freundin noch ein wütendes zweistimmiges Lied ( Wie kummt’s, min Lieb, daß du mich nicht tröstest, siehst du mich doch in all diesem Elendt!! ), das konnten sie nicht lassen.
    Nun kam die Nacht. Doch was ist eine Nacht? Für ein Mädchen, das, fest schlafend, nichts anderes tut, als sich auf einen neuen Reisetag vorzubereiten, geht so etwas Großartiges wie die Nacht unbemerkt vorüber. Nach sieben Stunden stieg sie mit einem Gefühl des Glücks, so einem unbestimmten Glück, das auch ein wenig traurig ist, fern, rätselhaft, in den Schlitten. Was wußte sie von Verliebtheit? Um sie herum herrschte der typische Abschiedstrubel. Die Pferde schnaubten und stampften, der Knecht schleppte sich mit dem Gepäck ab, Trein Jansdogter drückte Zibrandt die Hand und rannte dann doch noch einmal ins Haus, und Niels Eilschov, neben der Tür, sah mit düsteren Augen zu dem Mädchen hin, das nicht wußte, was Verliebtheit ist, und dies auch nie wissen würde. In der Nacht hatte er keine Sekunde lang nicht daran denken können, daß dicht neben ihm, wie ein Tier im Stroh, eine Frau mit weichem blondem Haar schlief, die Beine gespreizt, unter den Kleidern eine lilienweiße Haut, und es hatte Momente gegeben, da war ihm der Wahnsinn sehr nahe. Lebe wohl, lebe wohl! Gute Reise! Was wußte sie, Elsje, schon davon, daß ein Mann manchmal völlig reglos liegen muß, bis er seinen Atem wieder unterKontrolle hat? Die Peitsche knallte, die beiden Friesen sprangen los in den Schnee. Erst in ungefähr vier Wochen würde sie erfahren, was der männliche Geschlechtstrieb von einem jungen Bräutchen wie ihr, eventuell, während eines Gelegenheitsstündchens verlangen könnte. Aber was hatte das mit dem Herzen zu tun? Die einzige Verliebtheit, mit der sie vertraut war und völlig eins, hartnäckig wie ein Pilger, war Sarah-Dinas Wille.
    Und die würde sie dort, in jener Stadt, nicht finden können.
    Sie würde, anstatt sich blitzschnell eine Arbeit zu suchen, ihre Zeit und ihr Geld damit vergeuden, sich auf der Straße umzusehen, die Wirtshäuser abzuklappern und sich bei den Maklerinnen für Haushaltsbedienstete zu erkundigen, die an den Anlegestegen auf die Schiffe warteten. Die besten Dienstmädchen, das war bekannt, kamen aus dem Norden.
    »Oh, sagen Sie mir bitte, haben Sie sie gesehen?«
    Schon ziemlich verzweifelt nach zehn Tagen.
    Kopfschütteln und »Zieh nicht an meinen Kleidern, Kind«.
    Ausgerechnet an diesem unbrauchbaren Tag würde die Schlaffrau, bei der sie ein Bett gemietet hatte, kassieren wollen.
    Und Elsje würde bekennen, daß sie kein Geld hatte.
    »Dann mußt du raus.«
    Das Gespräch fand im Dachgeschoß vor einer der Türen jener schnell zusammengezimmerten Kämmerchen statt, die Reisenden tage- oder wochenweise vermietet wurden, dann und wann auch nur stundenweise. Es war am Nachmittag, durch eine Dachluke fiel ein Sonnenviereck auf den Boden. Elsje sah die Schlaffrau an, die zu diesem Zeitpunktnoch ein Menschengesicht hatte, und sagte, sie würde bald anfangen zu arbeiten und dann sofort bezahlen.
    »Das heißt, du

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