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Maler und Mädchen - Maler und Mädchen

Titel: Maler und Mädchen - Maler und Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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hast noch keine Anstellung.«
    Die Frau sagte es seufzend. Sie schien kurz nachzudenken und schaute dann, als käme ihr gerade eine Idee, zu der niedrigen Tür am Ende des Dachbodens. In der fahlgrün gestrichenen Bretterwand daneben war hinter einem Vorhang die Gußglasscheibe, durch die eine sprachlose Elsje eine Minute später hineinschauen sollte.
    »Hier wohnen auch zwei Mädchen, du hast sie bestimmt schon gesehen, die bezahlen in natura.«
    »In natura?«
    Die andere schaute fröhlich drein. »Und ob, in der natürlichsten Natura, die es nur gibt«, sagte sie augenzwinkernd. »Ein paar Stündchen leichte, einfache Arbeit, und sie verdienen sich eine ganze Nacht gratis schlafen.«
    Kopfnicken in Richtung des Vorhangs.
    Die Schlaffrau, die noch alles mögliche zu tun hatte, ging über das Sonnenviereck zur Treppe. Es gibt Menschen, die in so eine Geste eine Botschaft legen können.
    Bist du ein Schafskopf, oder bist du ein gewitztes Mädchen?
    Sie blieb zurück, hoch oben im Haus. Nur ein kurzes Zögern, ein Moment, nicht mehr, der aus einem Stückchen Sonne, tanzenden Staubkörnern, heraufziehendem Eintopfgeruch und unbestimmten Geräuschen hinter ein paar Holzwänden bestand.
    Dann das Schauspiel vor ihren Augen, nicht gerade ermunternd.
    Der Mann hielt das Mädchen an den Handgelenken fest. Seine Miene war gebieterisch, man konnte deutlich sehen,was er sagte. Mach auf. Das Mädchen gehorchte, sie befreite sich aus seinem Griff, tastete nach seiner Gürtelschnalle, schob ohne die geringste Zurückhaltung ihre Hand in seine Hose und begann darin zu wühlen. Die beiden standen vor dem Bett an der Seitenwand, eine Öllampe mit zwei Dochten beleuchtete sie schräg von der Seite, wodurch sie auf einer Seite hell waren und auf der anderen dunkel. Man konnte erkennen, daß sie sich einig waren, vollkommen einig darüber, was vereinbarungsgemäß zu tun war, aber man konnte auch erkennen, daß sie, jeder auf seine Weise, böse waren. Als sie ihre Kleider ablegen sollte und er an ihrer Jacke zu zerren begann, schleuderte sie ihre Pantoffeln von den Füßen, drehte ihm den Rücken zu und zog ohne die geringste Anmut, aber doch sorgfältig Jacke, Leibchen und Röcke aus und legte alles in der Ecke auf den Boden. Sie saß noch nicht ganz auf der Bettkante, um sich die Strümpfe hinunterzustreifen, rote Kniestrümpfe, da hatte der Mann sie bereits auf den Rücken geworfen, ihre Beine hochgehoben und mit einer Kraft, als müsse er eine Muschel aufbrechen, auseinandergedrückt. Man konnte sehen, daß das Mädchen es im folgenden nicht angenehm fand, ob das nun vereinbart war oder nicht, daß er sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie fallen ließ, vollständig bekleidet bis auf die Schuhe, um sich dank seiner geöffneten Hose in sie hineinzudrücken. Und dann: stoßen und stoßen. Um eine Stunde vollzukriegen, muß man doch eine ganze Menge tun. Das alles mit anzusehen, die Nase an eine Glasscheibe gedrückt, ist natürlich etwas ganz anderes. Aber – ach, du meine Güte – machen es auch Menschen so? Während der Mann es von hinten wie ein Tier mit ihr trieb, hielt das sich auf Händen und Knien dagegenstemmende Mädchen ihr GesichtRichtung Glasscheibe, und was Elsje sah, war Gleichgültigkeit. Keine normale, müde Gleichgültigkeit, auch nicht in gesteigerter Form, sondern eine Gleichgültigkeit von größerer Kraft als irgendein Gebet oder Fluch. Die dir selbst eingetrichterte Erkenntnis, daß alles, was dir im Leben je schön und mysteriös erschienen war, in Wirklichkeit bar allen Mysteriums und aller Schönheit ist, die Mühe, daran zu glauben, nicht wert.
     
    Alles war weiß. Fünen, ein großes, flaches Gebiet, das im Sommer ein Aquarell aus Obstgärten und Kornfeldern ist, sah von oben bis unten makellos weiß aus. Schnee hatte nicht nur das Land bedeckt und den Himmel abgeschirmt, er schnitt mit einem Vorhang aus dahinjagenden Flocken auch die Aussicht ab. Es war ein großes Wunder, daß der Knecht ohne das geringste Zögern mit Peitsche und Zügeln hantierte. Der Mann auf dem Bock, der, wie Elsje bereits begriffen hatte, lieber kein Wort zuviel sprach, strahlte eine völlige topographische Sicherheit aus.
    Sie saß neben Trein Jansdogter unter einem Verdeck, dicht über den Kufen, das Bärenfell bis zur Nase hochgezogen. Ihr Geist war so klar, daß das Sausen der Kufen, das Weiß der ganzen Welt und die an sie gelehnte dösende Reisegefährtin ihr einerseits wundersam, andererseits ganz normal erschienen, etwas,

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