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Maler und Mädchen - Maler und Mädchen

Titel: Maler und Mädchen - Maler und Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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und Schuppen auf Pfählen, die sich in das mit den Gezeiten steigende und fallende Wasser des IJ hinein erstreckte, das die Vorstellung übersteigen würde, wenn man es nicht mit eigenen Augen sähe. Doch der Junge zeigte immer noch in eine Richtung. Also folgte sie ihm mit dem Blick. Und natürlich, da lagen, sich riesengroß im Wasser spiegelnd, die Kriegsfregatten mit derart dunkel gestrichenen Rümpfen und Masten, daß die Kanonenläufe, blank und voller Sonne, einem vor Kampfeslust blitzend ins Auge sprangen.
    Der Junge löste sein Halstuch.
    »In den Krieg, ja, bestimmt! Aber mit wem haben die hier Krieg?« Und nach einer Pause: »Was zahlen sie hier wohl einem Marinesoldaten, wenn er seinen rechten Arm verliert oder seine Augen?«
    Sie wußte es nicht und wandte ihr Gesicht zum Himmel.
    Es war so ein Tag zwischen Regen und Sonne. Silberweiße Vögel schossen aus gewaltigen Wolken hervor und verschwanden wieder darin.
    Ein grober Griff des Einvernehmens um ihren Arm.
    »Also so was!«
    Aber sie schaute schon wieder auf die Stadt. Biß sich auf die Fingernägel wie ein Mädchen, das von seiner älteren Schwester gelernt hat, daß man zuhören muß, wenn einem etwas gesagt wird, und sah die Dächer, Türme und Flaggen auf sich zutreiben. Schweigend, übertönt vom Wind und den geschrienen Befehlen an Bord.
    Ob sie mich erwartet?
    Was sie wohl denken wird, wenn sie mich sieht! Hat sie ihren Bootsmann dabei?
    Das war am dreizehnten April gewesen.
    Als Elsje Christiaens am Morgen darauf erwachte, hatte sie zunächst, seufzend und schmatzend, durch die Wimpern lugend sondiert, wo sie war. Schon bald dachte sie voller Energie an Sarah-Dina. Wie kann ich sie finden? Am Tag zuvor, während des kurzen Wegs vom Hafen zum Haus der Schlaffrau, hatte die Stadt sie bereits etwas von ihrer Unermeßlichkeit spüren lassen. Sie stand auf. Nachdem sie sich rasch angezogen hatte, leerte sie zuerst drei Treppen tiefer den Topf in die Grube auf dem Innenhof, wie die Schlaffrau es ihr gezeigt hatte. Auf dem Weg nach unten und wieder zurück nickten ihr die paar Menschen, denen sie begegnete, freundlich zu. Auf dem Dachboden hatte an diesem Morgen an drei gespannten Leinen Wäsche zum Trocknen gehangen. Gerade als sie sich bückte, um unter den Sachen hindurch wieder in ihr Schlafkabuff zu gelangen, war aus einer niedrigen Tür gegenüber ein großer, hustender Mann getreten. Den Topf in der Hand, machte sie ihm Platz. Der Mann ging zur Treppe, während er noch dabei war, seinen Gürtel zu schließen. Er betrachtete sie im Vorbeigehen ausgiebig.
    »Tag«, grüßte kurz darauf seine Frau, als sie beide zufällig im selben Moment ihren Schlafraum verließen, sie, Elsje, um zum erstenmal in die Stadt zu gehen. Sie fand, daß die Frau, sehr viel jünger als ihr Mann, sehr nett aussah.
    »Tag!«
    Im Laufe der nächsten zwei, drei Tage begriff Elsje natürlich, daß es kein eheliches Band sein konnte, das ihre Nachbarin von gegenüber mit den wechselnden Männern verband, die ihr in ihrer Kammer Gesellschaft leisteten, und daß sie auch nicht in Hurerei mit diesen Passanten zusammenlebte. Das Mädchen war nett. Sie hieß Katerina. »Hallo! Wie geht’s?« sagte sie, wenn sie Elsje auf der Treppe begegnete.

21
Wie es zuging. Wie es kam
    Turbulenz. In einer Weltstadt herumlaufen, und das auch noch ganz allein. Vor allem zu Beginn muß Elsje Christiaens das ungestüme Treiben, das sie ringsum umgab, genossen haben, war sie sich doch sicher, daß sie jeden Moment Sarah-Dinas Finger auf ihren Schultern spüren konnte. Amsterdam spann sie ein, das war logisch, so erging es jedem. Wenn sie ihre Unterkunft verließ, brauchte sie nur ein kleines Stück mit der Menschenmenge mitzulaufen, und schon befand sie sich im Auge dessen, was hier das Ganze in Schwung brachte und in Gang hielt. Der Dam. Gewinn, Gewinnstreben erkennt man wie einen Sturm, der an sich unsichtbar ist, an den Auswirkungen. Obwohl sie also an jenem ersten Morgen mit Herz und Seele nach einer barschen, breitschultrigen Frau Ausschau hielt, sahen ihre Augen schon nach fünf Minuten die Stadtwaage, ein in die Musik eines Blasorchesters und den Geruch vom Fischmarkt eingehülltes Prachtgebäude, in das man alles, womit in dieser Stadt gehandelt wurde, schleppte, aufs Gramm genau abgewogen und dann zu einem angemessenen Tarif besteuert.
    Welch ein Glück, daß die Leute so nett waren.
    »Mal probieren?«
    Und da reichte der Volendamer ihr hinter seinem Verkaufstisch doch tatsächlich

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