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Malerische Morde

Malerische Morde

Titel: Malerische Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Kramp
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abzuwenden, damit niemand sein Gesicht zu sehen bekam. Nachdem das Fahrzeug über den Feldweg verschwunden war, machte Julius ihn auf seine ganz und gar unpassende Garderobe aufmerksam.
    Es gibt nur wenige Kleidungsstücke, die weniger geeignet wären für einen solchen Streifzug durch die Nacht, als die, die du anhast
.
    Herbie blickte an sich herunter. Ein bananengelbes Poloshirt und eine sandfarbene Jeans, das war zwar sommerlichchic, aber Julius mochte durchaus Recht haben.
    Nun ja, eine Feuerwehrweste wäre vielleicht noch schlechter
.
    »Ich war nicht darauf eingerichtet«, brummte Herbie, während er versuchte, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Es waren Wolken aufgezogen, und ein angenehm kühler Wind ließ das Laub am Wegrand leise rascheln. Bald hatten sie die erste menschliche Behausung erreicht.
    »Hier steht doch überhaupt kein Haus«, sagte Herbie nachdenklich. Die Straße ist doch nur linksseitig bebaut. Ich sehe kein Haus auf der rechten Seite.«
    Und plötzlich tauchte zwischen den Büschen und dem Gestrüpp eine Einfahrt auf. Herbie erkannte die finsteren Umrisse eines Gebäudes.
    Es war ein einfaches Eifeler Langhaus, soweit er das erkennen konnte. Alles um das Haus herum war verwildert. Die Einfahrt, der Garten, überall hatte sich die Natur ihr Terrain zurückerobert. Den Nachbarn musste das ein Dorn im Auge sein. Eine Gosse, die am Samstag gesäubert werden musste, suchte man hier vergeblich. Das Gesträuch hatte längst seine Blätter und Halme darüber ausgebreitet und in Humus verwandelt.
    »Künstlern sieht man so was wahrscheinlich nach«, vermutete Herbie.
    Vorausgesetzt, sie malen Dinge, die man sich auch übers Sofa hängen kann
.
    Langsam pirschten sie voran und drangen bis zur Haustür vor. Herbie verfluchte den Umstand, dass er ohne jegliche Lichtquelle auskommen musste. Die Haustür schien eines der geschmacklosen Fünfziger-Jahre-Modelle aus Messing, Milchglas und pastellfarbenem Lack zu sein.
    »Ist das ein Polizeisiegel da auf der Tür?«, hauchte er. »Ja, ich glaube, das ist eins. Damit fällt die Haustür schon mal weg. Verdammter Mist.«
    Tu nicht so, als hättest du sie sonst aufgekriegt, mein Teuerster. Komm mir nicht mit der Scheckkarten-Nummer, sonst muss ich lachen. Du hast ja nicht mal eine Scheckkarte
.
    Herbie stolperte die drei Steinstufen hinunter und umrundete die Hausecke, wobei er eher strauchelte als zu schleichen.
    An der Längsseite des Hauses stieß er auf den Garagenanbau, der ihm beschrieben worden war. Das Tor stand weit offen und Herbie war hoch erfreut.
    »Eine Garage, mein guter Julius, birgt meistens allerlei Gerät. Warum nicht auch ein Lämpchen oder ein Kerzchen?«
    Ein Lichtlein in dieser dunklen Zeit? Lass es uns versuchen
.
    Als er in die finstere Öffnung hineinschritt, streckte Herbie die Hände so weit es ging nach vorne aus. Er hatte keine Lust, mit irgendwelchen in der Finsternis abgestellten Gegenständen zu kollidieren. Er ertastete ein Möbel, einen hölzernen Schrank, wie ihm schien. Nachdem er es geschafft hatte, diesen zu öffnen, glitten seine Hände im Innern über Schachteln und Einmachgläser.
    Dr. Fu Man Chus verlassenes Labor? Embryonen in Spiritus? Oder doch nur die Augäpfelsammlung?
    Herbie schüttelte eins der Gläser, und das, was er vernahm, klang nach Nägeln. Es folgte eine Kiste voller Kleinkram. Dann etwas, das stach. Herbie fluchte auf und wühlte weiter, wurde aber nicht fündig. Dann erfühlte er eine weitere Kiste voller Blumenzwiebeln.
    Flaschen, Schraubenzieher, Hammer …
    Er ging weiter durch den Raum und stieß gegen einen Stapel Autoreifen. An der Wand hing eine Aluminiumleiter.
    Mittlerweile konnte er auch die Schemen der Gegenstände erkennen. Seine Augen begannen, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen.
    Und während der ganzen Zeit ging ihm der Rhythmus der Zillertaler Schürzenjäger nicht aus dem Kopf.
    »Nix zu machen. Wir müssen im Haus nach einer Kerze oder was Ähnlichem suchen.«
    Er verließ die Garage wieder, und trotz des spärlichen Mondlichts kam es ihm jetzt hier draußen regelrecht hell vor.
    Ingrid Delamot hatte etwas von einem versteckten Eingang erzählt, durch den sie ohne Schlüssel ins Haus gelangen konnten.
    Zu diesem Zweck mussten sie auf das Dach der Garage, und Herbie besann sich auf die Leiter, die er vor wenigen Minuten entdeckt hatte.
    Als er sie kurze Zeit später gegen die Garage lehnte und hinaufsteigen wollte, sackte sie ein gutes Stück ins Erdreich und schrammte an der

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