Malerische Morde
verdienen.«
»Mehr nicht?«
»Mehr wollte er mir von Angesicht zu Angesicht erzählen.« Als Tränen in ihre Augen traten, wandte sie wieder das Gesicht ab.
»Glauben Sie, ein Herr Wallraff könnte etwas damit zu tun gehabt haben?«
Sie überlegte angestrengt und plötzlich klärten sich ihre Züge. »Wallraff. Bert Wallraff aus Köln? Meinen Sie den? Der hatte früher eine Galerie in Köln. Er war oft bei uns zu Besuch. Mit dieser Galerie ist er dann fürchterlich baden gegangen. Das war so ein kugelrunder Mann mit langem Haar.«
»Er war auf dem Foto, das Sie mir gestern gezeigt haben, nicht?«
»Oh, ja, das stimmt. Bert Wallraff … Ich weiß gar nicht, was der heute so treibt.«
»Wallraff ist tot. Jemand hat ihn getötet. Genauso wie Ihren Mann und das Mädchen.«
Sie legte erschrocken die fleckige Hand auf den Mund. »Das ist ja fürchterlich. Können Sie sich denn einen Reim darauf machen?«
Herbie machte eine vage Handbewegung. »Sagen wir mal, ich habe eine Idee. Sagt Ihnen der Name Pfeiffer etwas? Etwas in Verbindung mit der Malerei Ihres Mannes vielleicht?«
»
Der
Pfeiffer?«, fragte sie. Und als Herbie sie fragend ansah, fuhr sie fort: »Pfeiffer ist Sammler. Einer der ganz fanatischen. Pfeiffer und Dr. Simon von der Bitburger Brauerei haben sich damals legendäre Gefechte bei den Auktionen geliefert. Simon sammelte für die Kulturstiftung und für die Fritz-von-Wille-Ausstellung im Haus Beda. Aber dieser Pfeiffer sammelte für sich selbst. Kein Mensch kennt seine Sammlung, aber sie muss enorm sein. Er lebt irgendwo in der Nähe von Blankenheim, soweit ich weiß. Damals lebte er jedenfalls dort. Er muss heute schon sehr, sehr alt sein.«
Stille legte sich über den Raum. Ingrid Delamot hatte den Blick auf das Fenster gerichtet, an dem die Regentropfen in Schlieren herabrannen, und Herbie betrachtete die alte Frau. Die Liebe ging so oft im Leben Wege, die sie besser nie beschritten hätte. Wie leicht konnte es dabei geschehen, dass man sich darin verlor, wenn man einander nicht fest genug an den Händen nahm, in der Jugend wie im Alter. Und es konnte manchmal passieren, dass man einander nie wieder fand.
Ist das die Herbert-Feldmann-Pilosophie oder ist das geklaut?
, meldete sich Julius vom Ende des Bettes.
Frau Delamot wandte sich wieder ihrem Besucher zu.
»Gestern Abend habe ich Debbie Delamot angerufen. Zuerst habe ich noch geglaubt, dass sie es war, die Hermann getötet hat. Sie ist so eine böse Frau. Aber jetzt glaube ich es nicht mehr.«
»Warum haben Sie Ihre Meinung geändert?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Mein Gefühl sagt mir einfach, dass etwas ganz anderes dahintersteckt, nicht Debbie. Ich möchte sie einfach vergessen. Der Tatsache, dass ich jetzt hier liege und nicht in irgendeiner Leichenhalle, habe ich es zu verdanken, dass Debbie und ich gemeinsam in ein-und derselben Welt weiterleben müssen. Ich werde ihr aus dem Weg gehen. Sie wird Hermanns Werke verscherbeln oder sonst was damit machen, und ich kann sie nun mal nicht daran hindern. Damit muss ich mich abfinden.«
Sie vernahm plötzlich ein leises Knistern und beobachtete, wie Herbie ein großes, flaches Paket vom Boden aufhob. Für einen Augenblick hörte sie auf zu atmen, als er es vor ihr auf das Federbett legte. Mit zitternden Fingern begann sie vorsichtig, das Packpapier aufzureißen, und das Knistern war für einen Moment lauter als der Regen vor dem Fenster.
Herbie warf Julius einen Blick zu, der so etwas sagen sollte, wie: »Siehst du wohl. Das Abenteuer des gestrigen Abends war nun doch nicht ganz zwecklos«, und Julius’ Blick antwortete:
Ohne mich hättest du das alles natürlich nie geschafft, mein Bester
.
Als Ingrid Delamots Finger wenige Augenblicke später mit sanften Bewegungen über die Oberfläche des Gemäldes strichen, stahl sich ein leises Lächeln auf ihr Gesicht. »Soll ich Ihnen einmal erzählen, was ich damals zu Hermann sagte, als er mir das Bild zum ersten Mal zeigte?« Um ihre Augen herum legten sich ein paar schelmische Lachfältchen. »Oh, Mann, Hermann, habe ich gesagt, da hast du mir aber ein paar Tüten gemalt.«
Sie kicherte leise.
»Wir haben es aus dem Haus in Mirbach. Danke für den Tipp mit dem Fenster über der Garage. Es war alles genau so, wie Sie es beschrieben hatten.«
Als Herbie ihr dann den Briefumschlag in die Hand legte, zog sie die Stirne kraus. »Von wem ist denn das? Etwa für mich?«
Herbie nickte. »Ihr Hermann bedankt sich für das Telefonat und freut
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