Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Malerische Morde

Malerische Morde

Titel: Malerische Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Kramp
Vom Netzwerk:
Zeigefinger zwei Handbreit auseinander. »Das war damals, als dieser Dicke da war. Sie haben sich über dieses Gemälde unterhalten. Da ist Hillesheim drauf. Ich bin mir ganz sicher.«
    »Hillesheim? Das Bild von Fritz von Wille?«
    »Wem das gehört, weiß ich nicht. Ich hab’s nur wiedererkannt, als sie’s gestern im Fernsehen gezeigt haben. Glaubst du, der Mord hat was damit zu tun?«
    Herbie zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Schon möglich. Und Hermann und dieser Dicke haben darüber gesprochen? Bist du dir sicher?«
    Sie nickte. »Ich seh sie noch, wie sie da stehen, bei Hermann am Zeichentisch. Und dieser Fettwanst konnte sich gar nicht konzentrieren, weil er immer wieder zu Nati hingestarrt hat, weil die ja schon halb ausgezogen war.«
    Die Tatsache, dass das gestohlene Gemälde ins Spiel kam, traf Herbie nicht unvorbereitet, da auch er schon eine Ahnung gehabt hatte, dass es da möglicherweise einen Zusammenhang gab. Er spürte, wie sich in seinem Kopf wieder das leiernde Fragenkarussell in Bewegung setzte. Wie hing alles zusammen? Was hatten die Hauptdarsteller in dieser Geschichte miteinander zu tun? Er zwang sich, ganz ruhig zu bleiben und systematisch vorzugehen.
    »Wie hat die Nati den Hermann denn eigentlich kennen gelernt?«
    »Ich glaube, er hat sie irgendwo am Maar getroffen. Beim Nacktbaden wird er sie beobachtet haben. Vorigen Sommer muss das gewesen sein.« Sie seufzte tief. »Die Nati war eigentlich total okay. Man konnte jede Menge Spaß mit ihr haben. Sie hatte nur ’ne echte Macke mit Männern. Ständig hatte sie irgendwas mit irgendwem. Wenn jetzt erzählt wird, dass sie eine war, die ganz schnell zu haben war, dann ist das gar nicht so verkehrt. Wie gesagt, mit meinem Ex hat sie’s ja ebenfalls probiert. Der war in der Kaserne in Daun. Jetzt ist er wieder in Stuttgart. Blöder Typ eigentlich. Naja, weg mit Schaden.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Wusstest du, dass die Nati ein Kind erwartete?«
    Man konnte Anja deutlich ansehen, wie sehr sie diese Neuigkeit überraschte. Sie ließ ihre Locke los und beugte sich mit weit aufgerissenen Augen zu Herbie hinüber. »Scheiße, ist das echt wahr?«
    Er nickte ernst.
    »Verdammte Hacke, von wem kann das denn nur gewesen sein? Also von dem ollen Hermann mit Sicherheit nicht. Da hat sich ja nix mehr gerührt. Das hat sie mir mal erzählt. Ich glaube wirklich, der hat sie nie angepackt. Der war nur geil aufs Malen. Aber wer denn sonst?«
    Sie starrte gedankenverloren durch die Plexiglasscheiben nach draußen. »Ich kann mich daran erinnern, dass sie mir gesagt hat, dass sie sich Kinder wünscht. Ich glaube, das war ihr richtig ernst. Sie war richtig krass kinderlieb. Dafür hätte sie bestimmt alles getan.«
    »In ihrem Alter?«
    Anja zog die Stirn kraus. »Naja, vielleicht wollte sie nicht schon unbedingt jetzt eins, aber ich glaube, wo sie schon mal schwanger war, hätte sie’s bestimmt nicht wegmachen lassen.«
    »Hat sie denn immer verhütet, wenn sie …«
    Anja lachte laut auf.
    Ein paar Lastwagenfahrer, die über ihre Portion Pommes gebeugt am Nebentisch standen, drehten sich interessiert um, und Anja fuhr flüsternd fort: »Als Nächstes soll ich dir wahrscheinlich noch erzählen, wie sie’s am liebsten gemacht hat, was? Woher soll ich das denn, bitteschön, wissen, Mann?«
    Julius’ Gesicht tauchte über Anjas Schulter auf.
Ich finde, du solltest deine Junggesellenphantasien zügeln und dieses zarte junge Ding nicht in Verlegenheit bringen
.
    »Du hast Recht. Entschuldige.«
    Sie sah auf die Uhr und schrak zusammen. »Scheiße! Ich komme zu spät.« Als sie ihr Portemonnaie hervorholen wollte, sagte Herbie: »Lass nur. Ich mach das schon. Danke für deine Offenheit. Das hat mir, glaube ich, weitergeholfen.«
    »Das Bild«, sagte sie bittend, als sie schon den Türgriff in der Hand hatte.
    Herbie sah sie fragend an. »Welches Bild?«
    »Komm, mach keinen Scheiß. Die Zeichnung von vorhin. Kann ich die bitte haben? Du kannst damit doch sowieso nichts anfangen.«
    »Natürlich.« Herbie begriff und holte sie hervor. Sie klaubte es ihm mit einem raschen Griff aus der Hand und verabschiedete sich mit einem undeutlichen »Mach’s gut«.
    Als Herbie und Julius ihr durch das Fenster hindurch hinterher blickten, wurden sie Zeugen, wie sie das gelbliche Stück Papier zu einer unförmigen Wurst zerkrumpelte, ein Feuerzeug aus der Tasche ihrer engen Jeans hervorholte und die Flamme daran hielt. Das zerknautschte Blatt

Weitere Kostenlose Bücher