Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Malevil

Malevil

Titel: Malevil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
Vom Netzwerk:
den Hintern zu ballern, sie nicht am Klang von ihren eigenen Gewehren
     unterscheiden können.«
    Er bleibt stehen und sieht mich lächelnd an.
    »Am Klang nicht, aber am Gefühl! Du hast Ideen«, fügt er hinzu, »auf die niemand sonst kommen würde.«
    »Du auch.«
    »Ich?«
    »Das erkläre ich dir später. Ich bin noch nicht fertig. Für heute nacht will ich dir meinen Feldstecher anvertrauen.«
    »Oh!« sagt Colin.
    »Ich glaube, daß Vilmain in der Morgendämmerung angreifen wird. Ich rechne damit, daß du ihn als erster entdeckst und mir
     sein Erscheinen signalisierst.«
    »Mit der Taschenlampe?«
    |468| »Um Himmels willen! Du würdest dich verraten.«
    »Wie dann?«
    Ich blicke ihn an.
    »Mit dem Käuzchenschrei.«
    Nun ist es an ihm, mich anzublicken, und er sieht mich mit einem so strahlenden Lächeln und mit so naivem Stolz an, daß mir
     seine Reaktion, wiewohl ich sie vorausgeahnt habe, etwas peinlich wird. Wenn ich die Möglichkeit hätte, gäbe ich ihm gern
     die Hälfte von den Zentimetern ab, um die ich größer bin, nur damit er aufhört, bei der geringsten Kleinigkeit nach einem
     Ausgleich für sein Körpermaß zu suchen.
    »Du hast von einer Idee gesprochen, die ich hatte«, sagt Colin nach einer Weile.
    »Eine Idee von Catie und eine Idee von dir.«
    »Eine Idee von Catie?«
    »Siehst du, das hättest du nicht gedacht! In Gedanken hast du sie vielleicht allzu speziell betrachtet.«
    Wir gestatten uns ein kurzes Gelächter »unter Männern«, dann rede ich weiter.
    »Wenn Vilmain sich zurückzieht, wollen wir ihn zu Pferde verfolgen, aber nicht auf der Landstraße. Über den Abkürzungsweg,
     auf dem wir uns befinden. Wir werden viel eher als er an der Stelle mit dem Plakat ankommen. Und dort werden wir ihm einen
     Hinterhalt legen.«
    »Die Idee mit dem Hinterhalt ist von mir!« sagt Colin mit verhaltenem Stolz. »Und Catie?«
    »Catie hat an die Pferde gedacht. Und ich habe an den Pfad gedacht.«
    Ich lasse ihm Zeit, sich in seinem Ruhm zu sonnen. Gute fünf Minuten marschieren wir schweigend weiter, dann fängt er mit
     etwas veränderter Stimme wieder zu reden an.
    »Glaubst du, daß wir Vilmain aufs Kreuz legen?«
    »Ich glaube, ja. Jetzt«, füge ich hinzu, »habe ich nur noch eine Angst: daß er nicht kommt.«

[ Menü ]
    |469| 17
    In dieser Nacht behalte ich mir wieder die Frühwache vor. Eine einzige Änderung: Evelyne hat Erlaubnis, die Matratze auf dem
     Fußboden der Torbauküche mit mir zu teilen und bei meiner letzten Wache mitzuwirken.
    Sie hat zwei Aufgaben: Sobald ich sie an die Schulter fasse, alarmiert sie die Kampfgefährten im Torbau und begibt sich dann
     sofort in die Maternité, wo sie Amarante und die beiden weißen Stuten für die bevorstehende Verfolgung zu satteln hat. Malabar
     werde ich nicht mitnehmen. Ich befürchte, er könnte uns durch sein Wiehern verraten, wenn er zwischen den Stuten ist.
    Alle Rollen sind verteilt. Die Menou ist an der Zugbrücke. Und die Falvine im Keller des Wohnbaus, wo ihre Anwesenheit – im
     Prinzip – die Kühe und den Stier beruhigen soll, die wir dort angebunden haben. In Wirklichkeit lassen wir die Falvine im
     Keller, um uns ihr Gegacker fernzuhalten.
    Die Schießscharten habe ich, von Süd nach Nord zählend, mit 1 bis 7 numeriert. Von Evelyne alarmiert, muß sich jeder schnellstens
     und geräuschlos an seinen Platz begeben. An Nummer 1 Jacquet. An Nummer 2 Peyssou. Thomas an die 3, ich an die 4. An die 5
     Meyssonnier. Miette und Catie an die6 und 7. Denn diese beiden innerhalb des Torbaus gelegenen Schießscharten sind spitzfindig
     gewinkelt und gestatten unseren Kriegerinnen zu feuern, ohne beim Gegenschlag des Feindes getroffen zu werden. Wir alle sind
     uns völlig einig darüber, daß wir es uns nicht erlauben können, unsere Frauen zu verlieren, denn die Zukunft der Gemeinschaft
     hängt von ihnen ab.
    Draußen im Bunker haben Hervé und Maurice ihre Stellung bezogen. Colin in dem Einmannloch. Er soll den beiden anderen nach
     eigenem Ermessen den Feuerbefehl durch einen Schuß erteilen, aber erst dann, wenn Vilmain und seine Bande ganz nahe herangerückt
     sind.
    »Ich nehme auch meinen Bogen mit«, sagt Colin am Abend vorher.
    |470| »Deinen Bogen? Du hast doch ein Gewehr!«
    »Das«, sagt Colin, »ist noch so eine von meinen Ideen. Die Schreckwirkung, verstehst du. Weder Geräusch noch Rauch, und flutsch,
     ein Pfeil in den Wanst! Das wird sie umwerfen. Und dann, erst dann schieße ich mit meinem 36er.«
    Er ist so

Weitere Kostenlose Bücher