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Malfuria. Das Geheimnis der singenden Stadt

Malfuria. Das Geheimnis der singenden Stadt

Titel: Malfuria. Das Geheimnis der singenden Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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dass ihm nichts zugestoßen war. Doch selbst wenn er es geschafft hätte, wohin würde ihn das bringen? Doch nur zurück zur Brücke, um festzustellen, dass niemand mehr dort war. Dass Catalina nicht gewartet hatte.
    Was würde er denken? Sie schlug die Hände vors Gesicht.
    Irgendwo in der Nähe von N’Arai waren sie in die Nekropolis hinabgestiegen. Die Hunde und Katzen waren schon vorher mehr und mehr auf der Strecke geblieben. Ramon war äußerst schnell gewesen.
    Im Grunde wusste Catalina genau, dass sie mit ihrem verstauchten Knöchel keine Chance gehabt hätte. Dass sie nun hier war und noch unversehrt, verdankte sie dem jungen Mann, dem, das hatte sie aus der Nähe betrachten können, tatsächlich ein Flaum aus winzigen schwarzen Federn aus der Stirn herauswuchs.
    Aber dennoch blieb die Tatsache, dass Jordi irgendwo da draußen zurückgeblieben war. Und die Angst, ihn vielleicht nie wiederzusehen, war stärker als jede Erleichterung über die gelungene Flucht.
    »Lass mich runter!«, herrschte sie ihren Retter an.
    Ramon setzte sie einfach ab.
    »Danke.« Sie war sich bewusst, dass es nicht nett klang, so, wie sie es sagte.
    Trotzdem! Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie ihm auch wirklich danken wollte. Er hatte sie gerettet, ja. Aber was war mit Jordi? Alle Wut und Hilflosigkeit entluden sich jetzt und Ramon war nun einmal der Einzige, der zur Stelle war.
    »Wir müssen zurück«, sagte Catalina.
    »Nein!«
    »Dann geh ich allein.« Trotzig funkelte sie ihn an.
    »Das wirst du nicht tun!« Es klang wie ein Befehl.
    »Willst du mich etwa daran hindern?«
    Er sagte: »Ja.« Es klang ruhig und bestimmt.
    Sie ballte die Fäuste vor Wut. »Ich muss aber zurück. Jordi wird zur Brücke kommen und…«
    Er fiel ihr ins Wort: »Der Junge ist nicht wichtig.«
    Hatte sie richtig gehört? »Ich werde jetzt zurückgehen.« Sie drehte sich um.
    Ramon packte sie plötzlich am Arm. »Das wirst du nicht!«
    Erschrocken sah sie in seine rabenschwarzen Augen. »Du tust mir weh.«
    Er ließ los, aber er entschuldigte sich nicht.
    »Du hast keine Ahnung, worum es hier geht. Der Junge ist unwichtig. Er wird schon wissen, was zu tun ist.«
    »Ich liebe ihn!«, schrie sie ihr Gegenüber an. Ihre Stimme hallte verzerrt von den Wänden wider, an denen dicke Wassertropfen hingen. »Das ist wirklich wichtig!«
    Ramon Rocas wischte sich eine Feder von der Stirn. Dann sah er das Mädchen ernst und ruhig an. Langsam, quälend langsam, sagte er: »Du musst ihn vergessen, Catalina.«
    »Einen Teufel werde ich tun.«
    Er trat vor sie. »Du liebst ihn wirklich.« Es war eine Feststellung, die er bestätigt haben wollte.
    »Ja.«
    Ramon seufzte, traurig. »Dann ist es um ihn geschehen.« Er drehte sich um und ging weiter in den Tunnel hinein.
    Catalina stand nur da und starrte ihm hinterher.
    »Was soll das heißen?«, rief sie wütend.
    »Es ist um ihn geschehen«, sagte Ramon. »Du kannst nichts mehr daran ändern. Du hast die Bibliothek verändert, Catalina. Es gibt kein Zurück mehr.« Er blieb stehen. »Das ist es, was du wissen musst.«
    Sie humpelte ihm hinterher. »Was redest du da?«
    »Das ist der Preis, den du zahlen musst, wenn du diese Dinge tust.«
    Jetzt bekam sie es langsam mit der Angst zu tun.
    »Welchen Preis?«
    »Der Preis dafür, dass du die Welt verändern kannst.«
    Mit einer gleitenden Bewegung drehte sich Ramon um und blieb dicht vor ihr stehen.
    »Jedes Mal, wenn du eine Karte zeichnest und dadurch die Welt veränderst«, begann er, »wenn du sie anders zeichnest, als sie in Wirklichkeit ist, dann musst du einen Preis zahlen.«
    »Welchen Preis?« Sie merkte, dass sie plötzlich ganz atemlos klang.
    »Jemandem, den du von ganzem Herzen liebst, wird etwas sehr Schlimmes zustoßen.« Seine Stimme war nur ein raues Krächzen. »Das, Catalina, ist der Preis.«
    Sie schnappte nach Luft. Nein, das wollte sie nicht glauben.
    »Jordi wird ein Unglück ereilen. Heute, morgen, irgendwann.«
    »Nein!«
    »Du kannst nichts mehr daran ändern.«
    Alles drehte sich. »Nein.«
    »Du kannst es nicht abwenden, in dem du fortwährend Nein stammelst.«
    Sie schwieg.
    »Wir haben zu wenig Zeit und es gibt so vieles, das ich dir erklären müsste.«
    Sie hörte ihm gar nicht richtig zu. Sie dachte nur an Jordi und das, was ihm wohl zustoßen könnte.
    Argwöhnisch betrachtete sie den jungen Mann, der so plötzlich in ihrem Leben aufgetaucht war. Konnte sie ihm wirklich trauen? Oder führte er sie hinters Licht?
    Sie fühlte den

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