Malibu wartet auf dich
Genugtuung verschaffen, dass er sie in die Flucht geschlagen hatte. Es bestand immer noch die Möglichkeit, dass alles nur ein Traum gewesen war.
Wenn Garrett jedoch in ihrem Zimmer gewesen war, hatte er kein Recht dazu gehabt, und das würde sie ihm unmissverständlich klarmachen, sobald er sie darauf ansprach!
Leider war der Erste, dem sie im Wohnzimmer begegnete, William Kingham. Instinktiv rief sie sich ihr äußeres Erscheinungsbild ins Gedächtnis: das lange, schulterfreie Kleid, dessen Träger im Nacken zusammenliefen, bildete mit seiner weißen Farbe einen perfekten Kontrast zu ihrem schwarzen Haar und der sonnengebräunten Haut, ihr dezentes Make- up war tadellos. Und trotzdem fühlte sie sich unter dem kritischen Blick dieses Mannes völlig schäbig gekleidet und übertrieben geschminkt.
"Senator Kingham", begrüßte sie ihn höflich und setzte sich, um auf die anderen zu warten.
Mitunter war Pünktlichkeit eine Last. Schon als Studentin hatte Sarah gelernt, sich nie zu den Vorlesungen zu verspäten, und seit sie als Lehrerin arbeitete, konnte sie es sich erst recht nicht leisten, ihre Schüler auch nur eine Minute warten zu lassen
- es war ihr daher in Fleisch und Blut übergegangen, Zeitangaben sehr genau zu nehmen. Garrett hatte sieben Uhr gesagt, und jetzt war es sieben Uhr. Offenbar hatten nur sein Vater und sie sich verpflichtet gefühlt, pünktlich zu erscheinen.
"Miss Harvey." Er nickte leicht und blieb kerzengerade auf der gegenüberliegenden Seite des Raums stehen.
"Hat Garrett Ihnen nicht erzählt, dass mein Familienname jetzt Croft lautet?" Insge heim bereitete es ihr eine diebische Freude, dass es ihr mit dieser Bemerkung gelungen war, den Senator zu verblüffen.
"Garrett hat nicht erwähnt, dass Sie einen Ehemann haben", meinte er kühl.
"Habe ich auch nicht - jedenfalls nicht mehr", erwiderte sie betont heiter.
"Sie sind noch ziemlich jung, um bereits wieder geschieden zu sein." Er sah sie prüfend an.
Sarah hielt seinem Blick ruhig stand. "In meiner Familie neigt man dazu, jung zu heiraten."
Verächtlich presste er die Lippen zusammen. "Dessen bin ic h mir durchaus bewusst. Allerdings scheinen Sie auch die Neigung zu haben, sich unmittelbar nach den Flitterwochen ihrer Ehemänner wieder zu entledigen!"
"Sie wissen absolut nichts über meine Ehe ..."
"Du bist wunderschön, Liebling", sagte Garrett bewundernd, als er ins Zimmer kam. Er trug ein weißes Dinnerjackett und eine schwarze Hose, sein Vater hingegen hatte einen konservativen schwarzen Abendanzug gewählt. Nachdem Garrett Sarah auf den Mund geküsst hatte, blickte er von ihren zornig geröteten Wangen auf die abweisende Miene seines Vaters. "Findest du nicht auch, Vater?" fügte er herausfordernd hinzu, bevor er sich neben sie setzte und lässig den Arm um sie legte.
William Kingham betrachtete sie geringschätzig. "An Schönheit scheint es den Harvey-Frauen tatsächlich nicht zu mangeln", stellte er kalt fest.
"Sie..."
"Du siehst wirklich bezaubernd aus, Liebes." Garrett küsste sie auf die nackte Schulter. Sein warnender Blick riet ihr, sich nicht gegen die Liebkosung zu wehren.
Sarah merkte, wie verärgert der Senator über das Benehmen seines jüngsten Sohnes war - sie war ja selbst schockiert über die besitzergreifende Geste. Gewiss, er hatte gesagt, er dulde in ihrer Beziehung keine Heimlichkeiten, aber das hier ...!
"Entschuldige mich", erklärte William Kingham unvermittelt.
"Ich komme wieder, wenn du damit fertig bist, deine Geliebte zu streicheln." Hoch erhobenen Hauptes verließ er das Zimmer.
Pure Verachtung sprach aus jeder seiner Bewegungen.
Sarah stöhnte leise auf, als die Spannung von ihr wich, und lehnte sich in die Polster der Couch zurück. Ihr Gesicht war aschfahl.
"Es tut mir Leid", beteuerte Garrett reumütig.
"Was hast du erwartet?" Tränen schimmerten in ihren Augen.
"Dein Vater verabscheut mich und meine Familie, und du provozierst ihn auch noch mit mir!"
Sanft berührte er ihre Wange. "Vielleicht hätte ich dir diese Szene nicht zumuten dürfen, aber ich musste ihm einfach zeigen, wie wichtig du mir bist und dass ich von ihm verlange, dass er dich mit einem Mindestmaß an Respekt behandelt - was nicht der Fall gewesen ist, als ich hereinkam", fügte er bitter hinzu.
Als sie an William Kinghams Äußerungen dachte, durchlief sie ein Zittern. "Du verlangst von ihm, mich zu respektieren?"
fragte sie ungläubig. "Die Frau, von der er annimmt, sie hätte eine Affäre mit dem Mann
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