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Malice - Du entkommst ihm nicht

Malice - Du entkommst ihm nicht

Titel: Malice - Du entkommst ihm nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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und die Stimmung zwischen den beiden entspannte sich wieder. »Die meisten, die hier sind, haben keine Eier. Die hoffen immer noch darauf, dass ihre Mum oder ihr Dad oder sonst wer kommt und sie hier rausholt. Bis auf Tatyan a – die hatte Eier. Die hätte dir auch gefallen.«
    Plötzlich erschien Dan in der Tür und setzte der vorsichtigen gegenseitigen Respektsbekundung ein jähes Ende. »Hey, Neuling! Du bist mit Futterholen dran.«
    »Aber ich bin doch gerade erst gekommen«, protestierte Seth.
    »Wenn du fressen willst, musst du Fressen holen. Was ist, Justin? Gehst du mit ihm?«
    »Klar, warum nicht?« Justin nickte. »Sonst ist er tot, bevor er überhaupt richtig angekommen ist.«
    »Cool«, sagte Seth mit einem Hauch von Ironie in der Stimme. »Ich kann’s kaum erwarten.«
    2
    »Da drüben ist es«, flüsterte Justin.
    Seth versuchte im Dämmerlicht etwas zu erkennen. Von dem Durchgang, in dem sie standen, führte ein mit einem wackligen Geländer gesicherter Steg über einen dunklen Schacht zu einer Stahlröhre, die aus der Decke hoch über ihnen kam und unter ihnen in der Finsternis verschwand. An den Schachtwänden verströmten ein paar Lampen flackerndes Licht.
    Seth hatte sich wieder mit dem Schraubenschlüssel bewaffnet, mit dem er den Zischler erledigt hatte, und hielt nach weiteren Angreifern Ausschau. Er hatte das unbehagliche Gefühl, hier draußen wie auf dem Präsentierteller zu stehen.
    »Halt bloß die Augen offen!«, zischte Justin. Im Gang war es zwar dunkel, aber es fiel immer noch genug Licht auf sein Gesicht, dass Seth seine grimmige Miene erkennen konnte. »Hier hat es schon einige erwischt. Die wissen natürlich, dass wir Nahrung brauchen, also versuchen sie uns damit zu ködern.«
    »Du meinst, sie stellen uns die Nahrung zur Verfügung?«
    »Ganz genau.«
    »Warum?«
    »Ich hab dir doch gesagt, dass der Zeithüter junge Menschen mit viel Lebenszeit braucht, um sie seinen Maschinen einzupflanzen. Dafür hält er uns am Leben.«
    »Nach dem Motto: zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel?«, sagte Seth empört. Er dachte an die eingefallenen Gesichter der anderen. Justin sah zwar auch nicht gerade wohlgenährt aus, aber im Vergleich zu den übrigen Bewohnern schien er immer noch ganz gut in Form zu sein. Vielleicht war er noch nicht so lange hier oder hatte sich einfach noch nicht aufgegeben.
    »Du hast es erfasst, Alter«, sagte Justin. »Das Zeug ist ungefähr so nahrhaft wie Dünnschiss und schmeckt nur halb so gut. Aufgewärmt geht’s gerade so. Aber es ist nicht so einfach, Brennmaterial zu organisieren. Alles, was wir brauche n – Decken, Holz und so was, müssen wir uns oben in der Menagerie besorgen. Er lachte bitter. »Ich kann dir sagen, das Leben hier ist echt stressig.«
    Wir sind wie Mäuse, die in einer riesigen Maschine herumflitzen , dachte Seth. Wir klauben zusammen, was wir an Fressbarem finden können, und verstecken uns vor der bösen Katze.
    »Okay, ich glaub, die Luft ist rein«, flüsterte Justin.
    Sie liefen, jeder mit einem großen Blecheimer in der Hand, auf den Steg hinaus. Vor dem Stahlrohr verbreiterte er sich zu einer Plattform, auf der ein Metalltrog und ein kleiner Stapel Blechnäpfe standen. Über dem Trog war ein Hahn angebracht, daneben ragte ein Hebel aus der Wand.
    »Happa-Happa ist fertig!« Justin zog an dem Hebel. Ein dickflüssiger brauner, mit weißen Klümpchen vermischter Schleim quoll aus dem Hahn und ploppte in den Trog.
    Seth betrachtete den Brei angeekelt. »Ich fühl mich direkt in unsere Schulcafeteria zurückversetzt.«
    »Lecker, was?« Justin grinste. »Die Pampe steht hier jeden Tag auf dem Speiseplan. Ich glaub, das Zeug würden nicht mal Schweine fressen, wenn sie die Wahl hätten.«
    Seth bückte sich, schnüffelte und wandte dann angewidert das Gesicht ab. »Puh! Das stinkt, als hätte ein Yak erst reingeschissen und wäre dann darin verreckt.«
    »Schnell!«, drängte Justin. »Mach deinen Eimer voll.«
    Nachdem sie die Eimer gefüllt hatten, legte Justin den Hebel wieder um. »Nimm dir einen von den Blechnäpfen mit. Die werden von der Hotelleitung gratis zur Verfügung gestellt.«
    Seth schnappte sich einen und legte ihn in seinen Eimer, wo er sofort schmatzend unterging. Dann hievten die beiden ihre stinkende Last hoch und machten sich wieder auf den Rückweg.
    »Du, sag mal.« Seth drehte sich zu Justin um, als sie wieder in den Gang traten. »Könnte man nich t …«
    Über ihnen erklang ein leises Geräusch.
    Zischel,

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