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Malice - Du entkommst ihm nicht

Malice - Du entkommst ihm nicht

Titel: Malice - Du entkommst ihm nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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zischel, zischel.
    »Achtung!«, rief Justin. Seth stellte seinen Eimer ab und erhaschte gerade noch einen Blick auf zwei glühend blaue Augen, die ihn aus dem Gewirr der Rohre heraus fixierten, dann stürzte sich der Zischler auch schon auf ihn. Er landete mit voller Wucht auf seiner Brust, packte ihn mit stählernem Griff an den Schultern und warf ihn mit seinem Gewicht zu Boden. Seth stieß ihn panisch weg, als er mit seinen nadelspitzen Zähnen auf seine Kehle losgehen wollte. Irgendwie gelang es ihm, den Schraubenschlüssel hochzureißen und dem Zischler ins Maul zu rammen. Das mechanische Wesen zappelte kreischend und bewegte seinen Kopf mit dem geöffneten Maul ruckartig vor und zurück, um ihn zu beißen. Die Panik verlieh Seth ungeahnte Kräfte, und es gelang ihm, den Zischler mithilfe des Schraubenschlüssels in Schach zu halten. Er dachte an Tatyana.
    Er darf mich nicht beißen!
    Justin schwenkte seinen Eimer und knallte ihn mit so viel Schwung gegen den Zischler, dass er von Seths Brust geschleudert wurde und die Pampe nach allen Seiten spritzte. Im Eifer des Gefechts fiel Seth der Schraubschlüssel aus der Hand und schlitterte in eine Ecke.
    Flink wie ein Tier sprang der Zischler wieder auf die Füße und duckte sich zum Sprung auf Justin. Sein mechanischer Schwanz schlug peitschend durch die Luft. Justin rannte wieder auf den Laufsteg hinaus und stürmte auf die Säule zu, aus der die Pampe gekommen war.
    »Falls du was gegen ihn unternehmen willst, wär jetzt ein guter Zeitpunkt!«, rief er Seth zu, ohne die Kreatur aus den Augen zu lassen, die behände wie ein Affe hinter ihm herlief.
    Seth sah sich verzweifelt nach seinem Schraubenschlüssel um. Da! Er rannte darauf zu, als der Zischler Justin auch schon ansprang und direkt auf seine Brust zielte. Justin hob die Fäuste und versuchte ihn noch im Flug abzuwehren. Einen Moment lang sah man nur einen Wirbel aus Armen und Beinen und hörte wütendes Gezischel, im nächsten machte Justin eine plötzliche Drehung und schleuderte den Zischler seitlich über den Steg in die Tiefe. Ein blecherner Schrei hallte ein paar Sekunden durch den Schacht, bevor das Biest weit unter ihnen am Boden zerschellte.
    Seth rannte zu Justin auf den Steg hinaus und blickte über das Geländer in die endlose Finsternis hinunter.
    »Aua.« Justin verzog das Gesicht. »Das hat bestimmt wehgetan.«
    Seth begann vor Erleichterung hysterisch zu lachen. »Ich bin überall mit der Scheißpampe bekleckert.« Er zupfte an seinem nassen T-Shirt.
    »Alter, die Flecken kriegst du nie mehr raus«, sagte Justin mit Kennermiene.
    Sie prusteten beide lo s – und zum ersten Mal, seitdem Seth hier war, hatte er wieder das Gefühl, er selbst zu sein.
    3
    Nachdem sie den Eimer erneut gefüllt hatten, schlug Justin vor, noch einen Abstecher zum Bahnhof zu machen.
    Seth hatte trotz der beinahe tödlich verlaufenen Begegnung mit dem Zischler nichts dagegen. Er hatte Todesängste ausgestanden und wusste, dass diese Wesen extrem gefährlich waren, aber mittlerweile hatten sie zwei von ihnen erledigt, was sein Selbstvertrauen stärkte. Die Biester waren zwar verdammt schnell, aber so klein, dass man eine Chance hatte, sie zu überwältigen. Auf seinen Schultern schmerzten nach dem letzten Angriff neue blaue Flecken, aber wenn sie das Schlimmste waren, was ihm hier passieren würde, konnte er sich glücklich schätzen.
    Der Zug stand nach wie vor mit geschlossenen Türen auf dem Gleis. Seth und Justin überzeugten sich davon, dass die Uhr über dem Eingang tatsächlich stehen geblieben war, und machten sich dann eilig auf den Rückweg.
    »Wieso ist die Uhr eigentlich so wichtig?«, fragte Seth, als sie in Deckung gingen.
    »Wir sind hier im Uhrenturm, okay?«, erklärte Justin. »Hier wird die Zeit nicht nur gemessen, sondern erzeugt . Solange die Uhr nicht läuft, geht in Malice die Sonne nicht unter und der Mond nicht auf. Das ganze Land ist stillgelegt.«
    »War das dieser Havoc, den du vorhin erwähnt hast?«
    »Könnte sein«, sagte Justin. »Ziemlich sicher sogar. Wahrscheinlich wurde die Strecke irgendwo blockiert und der Zeithüter hat die Zeit angehalten, bis die Gleise wieder befahrbar sind. Wer die Uhr stoppt, stoppt auch den Zugfahrplan.«
    »Und wer ist dieser Havoc?«
    »Das ist kein einzelner Typ, sondern eine Gruppe von Kids wie wir, die sich irgendwo da draußen in Malice verstecken. Die versuchen das System zu sabotieren, wo es nur geht.« Seth hörte Bewunderung in Justins Stimme.

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