Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Malice - Du entkommst ihm nicht

Malice - Du entkommst ihm nicht

Titel: Malice - Du entkommst ihm nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
Vom Netzwerk:
zu ertrinken drohte. Malice und alles, was er hier erlebte, war real. Hier starben Menschen. Richtige, echte Menschen. Sein gesamtes Weltbild stürzte in sich zusammen. Am liebsten hätte er laut gebrüllt oder geweint oder wild um sich geschlagen, irgendetwas geta n – egal was, um den Druck in seinem Inneren loszuwerden.
    Aber es hätte nichts geändert.
    Du bist selbst schuld. Du hast es so gewollt.
    »Du siehst ’n bisschen blass aus«, bemerkte Justin.
    »Ich hatte einen ziemlich anstrengenden Vormittag.«
    Justin schlug ihm mitfühlend auf die Schulter. »Vergiss einfach alles, was du bis jetzt zu wissen glaubtest. Du wirst garantiert noch mehr Überraschungen erleben.«
    »Ich soll alles vergessen? Einfach so?«
    »Einfach so.« Justin grinste. »Du bist ein zäher Hund, das seh ich auf den ersten Blick. Gib dir ’n bisschen Zeit, bis du dich daran gewöhnt hast. Du wirst es schon packen.«
    »Ich bleibe garantiert nicht hier«, sagte Seth. »Ich will nicht wie ein Gefangener leben.«
    »Du hast noch nicht mal die Hälfte von dem gesehen, was dich hier erwartet, Alter. Vielleicht änderst du deine Meinung ja, wenn du erst mal die Menagerie gesehen hast.«

Schweinefraß

    1
    Seth hockte grübelnd in einer Ecke der Werkstatt inmitten des Maschinenschrotts. Er dachte an all das, was er aufgegeben hatte, als er beschlossen hatte, die Wahrheit über Malice herauszufinden. An seine Mutter und das letzte Gespräch mit ihr. Sie würde vor Kummer untröstlich sein, wenn sie morgen Früh feststellte, dass er verschwunden war. Wahrscheinlich würde sie sich schreckliche Vorwürfe machen. Sein Vater würde einen Anfall bekommen und toben, obwohl er insgeheim natürlich auch verzweifelt sein würde vor Sorge.
    Doch er hatte herkommen müssen.
    Vergiss die beiden erst mal , sagte er sich. Du hast jetzt größere Probleme.
    Und nicht nur er. Kady genauso. Sobald sie seine Mail bekam, würde sie wissen, dass Malice tatsächlich existierte. Dann würde sie bestimmt noch einmal nach London zu dem Comicladen fahren, weil er sie in seiner Mail darum gebeten hatte. Und was, wenn der Verkäufer noch gefährlicher war, als sie für möglich gehalten hatten?
    Immerhin verkaufte er diese Comics. Er war derjenige, der die Kinder und Jugendlichen in diese Horrorwelt schickte (na ja, streng genommen kamen sie freiwillig). Was hatte er davon?
    Malice war real. Seth hatte mit eigenen Augen gesehen, wie sein bester Freund von diesen Schattenwesen verschlungen worden war.
    Luke war tot. Definitiv tot. Er würde nie mehr zurückkehren.
    Der Gedanke schmerzte Seth, als würde ihm jemand ein Messer in den Bauch rammen und es langsam umdrehen.
    Während er gefühlte Stunden so dasaß und grübelte, beugte Justin sich über den Zischler und schraubte mit einem Set fremdartig aussehender Werkzeuge daran herum. »Wenn es eine Sache gibt, von der wir hier mehr als genug haben, dann sind es Werkzeuge«, hatte er Seth erzählt, nachdem sie in die Werkstatt zurückgekommen waren. Dann hatte er ihm erklärt, dass die Zischler nicht nur Menschen jagten und in Skelette verwandelten, sondern auch die Aufgabe hatten, die Maschinen zu warten. Die Rohrleitungen und die Zahnradgetriebe in den Korridoren unterhalb der Menagerie waren alle Teil einer hoch komplizierten Maschinerie, die in den Stockwerken über ihnen alles in Gang hielt.
    In den vergangenen Stunden waren immer wieder Bewohner des Verstecks in die Werkstatt gekommen, um sich nach Tatyana zu erkundigen. Justin beschrieb ihnen, was er gesehen hatte, und erzählte auch von den stehen gebliebenen Uhren. Aber diese Information schien niemanden sonderlich zu berühren. Offensichtlich war es ihnen völlig gleichgültig, ob die Uhren gingen oder nicht.
    Ein paar von ihnen hatten Seth neugierige Blicke zugeworfen, vielleicht dachten sie, er hätte irgendwelche spannenden Geschichten zu erzählen, könnte ihnen Hoffnung machen oder brächte Neuigkeiten von drauße n – irgendetwas, was die endlose Langweile dieses Lebens im Versteck durchbrochen hätte. Aber sobald sie seinen Gesichtsausdruck sahen, ließen sie ihn in Ruhe.
    Nach und nach gelang es Seth, einigermaßen Ordnung in das Chaos in seinem Kopf zu bringen. Er zwang sich, nicht mehr an zu Hause zu denken. Er musste sich jetzt mit dieser Welt auseinandersetzen, die genau so wirklich war wie die andere.
    Sein ganzes Leben war von Regeln bestimmt gewesen, die ihm in Fleisch und Blut übergegangen waren. Verhaltensregeln, Lebensregeln. Nachts war

Weitere Kostenlose Bücher