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Malice - Du entkommst ihm nicht

Malice - Du entkommst ihm nicht

Titel: Malice - Du entkommst ihm nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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wild den Kopf. »Dann müssen wir eben dafür sorgen, dass die Uhr wieder läuft.«
    »Wie bitte?«
    »Die Uhr! Wir müssen an der Menagerie vorbei nach oben in den Turm zum Zeithüter un d …«
    »Du musst dich jetzt vor allem erst einmal ein bisschen beruhigen, Colm.«
    »Bitte komm mit!«, bettelte Colm und packte Justin an seinem grauen Kapuzenshirt.
    »Hey, lass los!« Er stieß Colm so heftig von sich, dass dieser rückwärtsstolperte und zu Boden fiel.
    »Ich gehe mit«, verkündete Seth ruhig.
    Colm wirbelte herum und klammerte sich an Seths Beine wie ein Ertrinkender an einen Rettungsring. »Was hast du da gerade gesagt?«
    Seth wiederholte es noch einmal mit fester Stimme: »Ich gehe mit.«
    »Siehst du!« Colm drehte sich wieder zu Justin um und zeigte mit dem Finger auf Seth. » Er kommt mit!«
    Justin sah Seth an. »Du weißt nicht, was du tust.«
    Aber Seth wusste es sehr wohl. Colms Raserei und Trauer hatten ihm seine eigene Angst vor Augen geführt. Die Angst, die wie ein schwarzes, hungriges Ungeheuer nach seinen Fersen schnappte, ihn einholen und überwältigen könnte, falls er nicht schneller war und immer weiter nach vorne preschte. Sie war immer näher gekommen, seit er in Malice war. Seit er begriffen hatte, dass Luke nie mehr zurückkommen würde.
    »Eins weiß ich mit Sicherheit«, sagte er. »Wenn ich hierbleibe, werde ich diese Pampe fressen, immer schwächer werden, mich nicht mehr aus diesem Loch wagen und bald gar keine Kraft mehr haben zu kämpfen. Und dann werde ich wie diese Kids da draußen darauf warten, dass irgendwer kommt, um mich zu retten.«
    »Du stirbst wohl lieber aufrecht stehend als auf Knien zu leben, was?«, sagte Justin.
    »Könnte man so ausdrücken. Hast du nicht gesagt, dass man sich in der Menagerie Tickets besorgen kann?«
    »Kann man. Sie sind oben auf den Plattformen versteckt. Aber wo genau, weiß man vorher natürlich nicht. Das ist so ähnlich wie Ostereier suche n – nur noch ’n bisschen gefährlicher.«
    »Dann besorge ich mir ein Ticket und hau hier ab. Ich kann nicht zulassen, dass das hier ewig so weitergeht. Ich werd irgendwie dafür sorgen, dass es aufhört.«
    »Na klar, Alter.« Justin schnaubte. »Viel Glück dabei.«
    Colm war inzwischen aufgestanden und machte einen halbherzigen Versuch, sich den Dreck abzuklopfen. Er sah Justin erwartungsvoll an.
    »Oh Mann.« Justin stöhnte. »Wisst ihr eigentlich, wie kompliziert es ist, so eine Uhr wieder zum Laufen zu bringen? Hat einer von euch schon mal zufällig was von Schaltklinken, Drehzylindern oder Schalträdern gehört?«
    Seth und Colm schauten sich an und grinsten. Justin seufzte.
    »Okay, okay, dann komme ich eben mit. Alles ist besser, als noch eine Schüssel von diesem widerlichen Schweinefraß essen zu müssen.«

Andersen

    1
    In London ging ein drückend heißer Tag zu Ende. Kady lag hinter einer Gartenmauer auf der Lauer.
    Das Haus, das zum Garten gehörte, war unbewohnt und den Spinnen und dem Verfall überlassen worden. Die etwa ein Meter fünfzig hohe Mauer sah aus, als könnte sie jeden Moment in sich zusammenstürzen, und an der Stelle, wo einmal das Gartentor gewesen war, hingen nur noch die beiden rostigen Angeln. Der Garten war von Brennnesseln und Unkraut überwuchert, das mittlerweile beinahe die Mauer überragte.
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, unter einem der Bogen einer Eisenbahnbrücke, befand sich der Black Dice Comicshop .
    Die Schwüle trug nicht unbedingt dazu bei, Kadys schlechte Laune zu verbessern. Um sie herum tanzten Wolken winziger Mücken durch die Luft und sie bildete sich immer wieder ein, irgendwelches Ungeziefer würde ihr in die Turnschuhe krabbeln. Während sie gewartet und die Tür des Comicladens nicht aus den Augen gelassen hatte, hatte sie genug Zeit zum Nachdenken gehabt. Genug Zeit, um richtig sauer zu werden.
    Warum hatte Seth ihr das angetan? Warum hatte er einfach auf eigene Faust Tall Jake gerufen und sich in solche Gefahr begeben? Dabei hatte sie geglaubt, sie seien Freunde und würden gemeinsam herausfinden, was passiert war.
    Aber jetzt hatte er sie allein zurückgelassen.
    Falls ich morgen verschwunden sein sollte, wäre es gut, wenn du noch mal zu dem Laden gehen könntest , hatte er in seiner Mail geschrieben. Warum hatte er sie nicht in seine Pläne eingeweiht? Wieso musste er immer so ein verdammter Draufgänger sein? Natürlich hätte sie alles getan, um ihn davon abzubringen. Genau das war wahrscheinlich der Grund gewesen,

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