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Malice - Du entkommst ihm nicht

Malice - Du entkommst ihm nicht

Titel: Malice - Du entkommst ihm nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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wenigstens einen Bogen gehabt. Jetzt bereute er es, das Bogenschießen aufgegeben zu haben, weil es ihm zu langweilig gewesen war.
    Bist du jetzt zufrieden? Ist das hier gefährlich genug für deinen Geschmack?
    Auf einmal hörte er ein leise klickendes Geräusch wie von winzigen Insektenfüßen. Kam es von links? Oder doch eher von rechts? Die Drehorgelklänge waren so laut, dass es schier unmöglich war, die Richtung zu bestimmen.
    Als Seth sich sicher war, dass das Geräusch von rechts kam, ging er im Zeitlupentempo darauf zu. Lieber überraschte er den Feind, als selbst von ihm überrascht zu werden. Die Karussellbestien verfolgten ihn mit hungrigen Blicken, während er an ihnen vorbeischlich. Seine Schultern waren so angespannt, dass es wehtat. Er wusste, dass der Moskito irgendwo auf dem Karussell auf ihn lauerte, aber wo?
    Da! Lautes Flügelsurren ertönte hinter ihm.
    Als er herumwirbelte, sah er, wie der Moskito vom Rücken eines der Karusselltiere abhob und im Zickzackkurs durch die Stangen in seine Richtung schoss. Ihm blieb keine Zeit nachzudenken, er konnte nur reagieren. Der Moskito raste, den Stachel auf seinen Hals gerichtet, direkt auf ihn zu. Seth presste sich im letzten Moment an die Mittelsäule des Karussells. Das mörderische Insekt verfehlte ihn nur um wenige Zentimeter und bremste mitten im Flug ab. In dem Moment packte er es geistesgegenwärtig mit der Linken am Stachel und schleuderte es, so fest er nur konnte, gegen eine der Stangen.
    Das Tier wehrte sich nach Kräften, aber Seth ließ den Schraubenschlüssel fallen, damit er es mit beiden Händen festhalten konnte, und schlug es immer wieder gegen die Stange. Dabei schrie er seine ganze Verzweiflung, seine Angst und seine Wut heraus und richtete seinen ganzen Hass auf das Insekt. Er hasste Malic e – er hasste diese Welt, die seinen besten Freund getötet hatte und niemanden entkommen ließ, ohne ihm all seine Erinnerungen zu rauben. Verdammt, warum war er bloß so dumm gewesen hierherzukommen? Warum hatte Luke überhaupt sterben müssen? Warum?
    Als Seth mit dem Moskito fertig war, war nicht viel mehr übrig als ein Haufen zerbeultes Blech in seiner Hand. Er warf den Schrott angewidert beiseite, bückte sich nach dem Schraubenschlüssel und sprang vom Karussell.
    »Seth!«
    Justin und Colm standen auf halber Höhe auf der Wendeltreppe und winkten aufgeregt.
    »Da kommt die Nachhut!«, rief Justin und zeigte in den Himmel. Seth sah einen Schwarm glitzernder Kampfmoskitos, die vom anderen Ende der Menagerie auf sie zugeflogen kamen. Er rannte zur Treppe und raste, jeweils zwei Stufen auf einmal nehmend, Richtung Plattform, wo Justin und Colm ihn erwarteten. Aber inzwischen war der Schwarm so nah, dass Seth schon das funkelnde Grün der Augen sehen konnte.
    »Der kleine Scheißer hat Verstärkung geholt!«, fluchte Justin.
    »Schnell! Dahinten!« Colm zeigte auf eine gewaltige Konstruktion, die sich auf der anderen Seite der Plattform erhob. Eine glänzende Kuppel, auf der ein riesiger grinsender Koboldkopf saß, der mit den Augen rollte und den Mund auf- und zuklappte. Die eine Hälfte der Kuppel war verchromt, die andere aus Dutzenden von bleigefassten gläsernen Dreiecken zusammengesetzt, von denen eines als Eingangsluke offen stand.
    Die drei stürmten, ohne nachzudenken, darauf zu. Colm warf das schwere Rohr beiseite, um schneller rennen zu können, und auch die anderen beiden entledigten sich ihrer Waffen. Der Moskitoschwarm war sowieso zu groß, als dass sie es mit ihm hätten aufnehmen können. Außerdem verriet das schriller werdende Surren, dass die Insekten bereits in den Tiefflug übergegangen waren. Jetzt zählte jede Sekunde.
    Seth, der immer schon ein guter Läufer gewesen war, überholte die anderen und sprang als Erster durch die Öffnung, dicht gefolgt von Colm. Er hatte die schwere gläserne Klappe schon halb zugezogen, als Justin keuchend durch den Spalt hineinschlüpfte und Seth sie so fest schloss, dass sie mit einem lauten Klicken einrastete.
    In der nächsten Sekunde ertönte auch schon eine Serie von metallischen Einschlägen, als die Moskitos überall auf der Außenseite der Kuppel landeten. Seth und die anderen wichen instinktiv zurück, während die mechanischen Insekten über die Scheiben krabbelten und das Glas emsig mit ihren scharfen Saugrüsseln abtasteten, um zu prüfen, ob es nicht doch eine Ritze gab, durch die sie hereinkriechen konnten.
    Aber es gab keine. Die Kuppel war dicht.
    »Ha!« Justin bückte

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