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Malice - Du entkommst ihm nicht

Malice - Du entkommst ihm nicht

Titel: Malice - Du entkommst ihm nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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hatte. Ihr schauderte.
    Am anderen Ende der Koppel drehte sie sich um und warf einen letzten Blick zurück. In ihrem Zimmer brannte Licht und ihre Mutter stand am Fenster und sah, die Arme vor der Brust verschränkt, suchend ins Dunkel hinaus.
    Oh Mom , dachte sie. Schalt doch einfach das Licht aus, dann siehst du besser . Aber ihre Mutter war noch nie ein praktisch denkender Mensch gewesen.
    Tiefe Traurigkeit erfasste sie, die schreckliche Gewissheit, dass dies das letzte Mal sein würde, dass sie Alana sah. Dass sie nie mehr nach Hause zurückkehren würde. Dass ihre Eltern glauben würden, sie wäre weggelaufen, weil Jess ihr alles verraten hatte.
    Sie würden nun niemals die Wahrheit erfahren: dass sie hatte weglaufen müssen , weil sie in etwas hineingeraten war, das sie nicht verstehen würden. Sie würde ihnen nie mehr sagen können, wie sehr sie sie liebte und dass es ihr jetzt schon unendlich leidtat, auf diese Weise fortgegangen zu sein.
    Aber ihr blieb keine Zeit zu trauern oder irgendetwas zu bedauern. Sie sah, wie Greg über den Zaun kletterte und auf die Koppel hinausrannte. Er konnte sie im Dunkeln nicht sehen und rief laut ihren Namen.
    Sie sprang über das Tor und rannte in den Wald hinein, wo die Bäume den Blick auf das Haus bald versperrten.
    3
    Auf beiden Seiten des Waldwegs führte ein grasbewachsener Hang hinein ins Unterholz. Durch das Blattwerk der Bäume fiel fahles Mondlicht auf die Erde und sprenkelte sie mit hellen Tupfen. Hatte Scratch die Rufe ihrer Eltern gehört und war ihr hinterhergerannt, oder ahnte er, wohin sie wollte, und versuchte ihr den Weg abzuschneiden? Die klirrenden Metallteile in ihrem Rucksack machten es ihr unmöglich, sich lautlos fortzubewegen. Hoffentlich war es wirklich die richtige Entscheidung, die ganze Kletterausrüstung mitzunehmen , dachte sie nervös. Aber, okay, wenn Marlowe darauf bestanden ha t …
    Sie konnte selbst kaum fassen, wie bescheuert sich das anhörte. Aber schließlich hatte der Kater sie gewarnt und ihr zur Flucht geraten. Er schien zu wissen, was er tat.
    Es gab zu viele Fragen, zu viele Dinge, die einer Erklärung bedurften. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um nach Antworten zu suchen.
    Kady stieg den Hang hinauf und tauchte in das Dickicht der Bäume ein. Dieser Scratch war vielleicht fett, aber er hatte auch kräftig ausgesehen, und sie wusste nicht, wie schnell er laufen konnte. Außerdem bezweifelte sie, dass es ihr mit dem Rucksack auf dem Rücken gelingen würde, ihren Vorsprung zu halten. Es schien das Beste zu sein, im Schutz der Bäume weiterzulaufen. Im Dickicht war das Klirren vielleicht weniger laut zu hören, und außerdem musste sie ja auch noch Greg loswerden.
    Sie lief in die Richtung, in der sie den Bahnhof vermutete. Wenn sie sich nicht täuschte, war das sogar eine Abkürzung und sie würde direkt beim Rugbyfeld herauskommen.
    Zwischen den Bäumen war es gespenstisch still. Der Wind hatte sich gelegt und außer ihren schweren Schritten und dem metallischen Klimpern in ihrem Rucksack war nicht das leiseste Rascheln zu hören. Kady blieb einen Moment stehen und lauschte. Greg hatte sie abgehängt, daran bestand kein Zweifel. Aber Scratch?
    Seit sie von zu Hause geflohen war, hielt sie zum ersten Mal inne und plötzlich begannen die Stille und die Dunkelheit ihr Angst zu machen. Die dichten Baumwipfel ließen kaum Mondlicht hindurch, sodass sie nur ein paar Meter weit sehen konnte.
    Sie kam immer langsamer voran. Der Rucksack war zwar für schwere Lasten gedacht, aber seine Riemen schnitten trotzdem schmerzhaft in die Schultern. Allmählich begannen ihr von der ungewohnten Anstrengung auch die Beine wehzutun.
    Sie verstellte die Riemen, um das Gewicht des Gepäcks zu verlagern, und rannte weiter.
    Minuten vergingen. Wie viel Zeit genau verstrichen war, konnte sie nicht sagen. Ihr Herz hämmerte, das Blut rauschte in ihren Ohren und sie rechnete jeden Moment damit, angegriffen zu werden. Doch dann hatte sie den Waldrand erreicht und blickte auf das Rugbyfeld, das blass vor ihr im Mondschein lag.
    Rechts erhob sich ein steiler bewaldeter Hang, hinter dem die Landstraße zwischen Hathern und Loughborough verlief.
    Kady konnte in der Ferne Motorengeräusche hören und sah den gelben Schein der Straßenlaternen.
    Lichter, Menschen und Autos. Einen Moment lang war sie versucht, zur Straße zu rennen, wo sie wahrscheinlich sicherer gewesen wäre. Aber dann entschied sie, dass es klüger war, unsichtbar zu bleiben. Sie

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