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Malka Mai

Malka Mai

Titel: Malka Mai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Pressler
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Platz zum Schlafen, wenn es kalt war. Um zwei Seiten des Ofens lief eine Bank, auf der bunte Kissen lagen.
    Ganz hinten, im Schatten zwischen Wand und Tür, bewegte sich etwas. Malka ging ein paar Schritte auf die Stelle zu. Es war eine Katze, schwarz und weiß gefleckt. Der Kopf war schwarz, das Gesicht weiß bis zu den Augen und eine weiße Spitze zog sich bis hoch in die Stirn. Malka setzte sich neben sie auf die Bank. Die Katze stand auf, streckte sich, machte einen Buckel und hob vorsichtig eine schwarze Vorderpfote mit weißen Zehen. Lange hing die Pfote in der Luft, krümmte sich, dehnte sich, krümmte sich wieder. Die Augen der Katze, grünlich und weit offen, waren auf Malka gerichtet. Endlich stieß sie einen sanften Ton aus, senkte die Pfote, kam auf Malka zu, stieg auf ihren Schoß und rollte sich zusammen. Malka streichelte den schwarzen Katzenrücken und den weißen Katzenbauch und fühlte das Vibrieren des Körpers, noch bevor sie das Schnurren hörte.
    Die Frauen hatten aufgehört zu reden und schauten zu ihr herüber. In der plötzlichen Stille klang das Schnurren überlaut, es hörte sich an, als wäre die ganze Küche voller schnurrender Katzen. Malka lachte entzückt.
    »Sie liebt Tiere«, sagte ihre Mutter. »Schon als ganz kleines Kind liebte sie Tiere. Ich weiß noch, dass ich sie, als sie Keuchhusten hatte, immer beruhigen konnte, wenn ich ihr das kleine Häschen der Nachbarn zeigte. Und als wir bei Verwandten in Skawina waren, habe ich sie kaum von den Schafen wegbekommen.«
    »Vorsichtig, Kind«, sagte Frau Bardosz. »Die Katze wird bald Junge bekommen. Du kannst die Kleinen fühlen, wenn du deine Hand auf ihren Bauch legst.«
    Mit der linken Hand stützte Malka den Katzenrücken, die rechte schob sie unter ihren Bauch. Andächtig spreizte sie die Finger. Aber sie fühlte nichts, nur weiches Fell.
    Später führte Frau Bardosz sie hinauf in einen Schlafraum, in dem vier Betten standen. »Legt euch hin und schlaft«, sagte sie. »Jossel, mein Ältester, wird euch in ein paar Tagen, wenn ihr euch ausgeruht habt, zu einer Hütte in den Bergen bringen und euch den Weg zeigen.«
    Die Mutter, die gerade ihre Schuhe auszog, hielt inne und fragte besorgt, wer in der Hütte wohne.
    »Niemand«, sagte Frau Bardosz. »Sie gehört einem Bauern aus unserem Dorf. Früher hat dort manchmal eine Magd geschlafen, wenn sie mit den Kühen auf die Weide oben in den Bergen gezogen ist. Aber in den letzten Jahren nicht mehr, in diesen Zeiten hat der Bauer Angst um seine Kühe. Ihr könnt dort eine Nacht schlafen und euch dann an den Abstieg machen. Von der Hütte aus ist es nicht mehr weit ins Tal.« Sie lächelte. »Ihr seid nicht die ersten Flüchtlinge aus Polen. Mein Mann und Jossel haben schon viele dort hinaufgebracht. Und unten im Tal, nicht weit von Pilipiec, wohnt in einer alten, nicht mehr benutzten Mühle ein Jude, Chaim Kopolowici heißt er, der hilft Flüchtlingen weiter. Allerdings verlangt er Geld dafür.« Sie schnalzte mit der Zunge. »Er ist einer, der die Not der anderen ausnutzt, auch bei uns gibt es viele solche.«
    Minna hatte sich schon ausgezogen und lag in einem der Betten. Nach ihrer plötzlichen Redseligkeit in der Küche war sie sehr still geworden und hatte nichts mehr gesagt, aber sie sah für ihre Verhältnisse ziemlich zufrieden aus. Die Mutter schlüpfte aus ihrem Kleid.
    Malka stand noch immer unschlüssig vor dem Kinderbett, das ihr Frau Bardosz angewiesen hatte. Sie war müde, aber es widerstrebte ihr, mitten am Tag ins Bett zu gehen. »Warte, ich helfe dir«, sagte Frau Bardosz. Sie zog Malka das Kleid über den Kopf, dann drückte sie sie auf das Bett und hob ihre Füße hoch. »Das sieht aber böse aus«, sagte sie erschrocken, als sie die Schnüre gelöst hatte, und fuhr vorsichtig über die blutigen Striemen.
    »Es tut auch weh«, sagte Malka und fing an zu weinen. Sie war müde und wollte nach Hause, in ihr eigenes Bett. Sie wollte nicht in Ungarn sein, sie wollte nach Lawoczne. Und sie wollte nie wieder irgendeinen Berg hinaufsteigen. Die Hände der Frau waren sanft, trotzdem taten sie ihr weh. Überhaupt tat ihr alles weh. Sie presste die Augen zu und machte sie auch nicht auf, als ihre Mutter die Wunden untersuchte. Mit geschlossenen Augen und zusammengekniffenen Lippen ließ sie es über sich ergehen, dass ihre Mutter und die Frau, die eine Schüssel mit warmem Wasser aus der Küche geholt hatte, ihre Beine reinigten, eine stinkende Salbe auf die Wunden schmierten und

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