Mallorca - hin und nicht zurueck
und da mal einen Schluck. Egal ob Schnaps oder Rotwein.«
Schmunzelnd verzog sie ihre schmalen Lippen. »Schnaps wirkt zwar schneller, dafür hält das Elend aber länger an.«
»Danke«, erwiderte ich, »das beruhigt mich jetzt ungemein.«
Resolut betrat Sophie die Küche. »Ich würde vorschlagen, du gehst duschen und ziehst dir das Party-Kleid aus und ich koche inzwischen einen schönen, starken Kaffee und kümmere mich um das Chaos hier.«
Oh ja, die Küche. Mein Haushalt war auch nicht mehr das, was er mal gewesen war. Umso beruhigender, dass jemand da war, der einfach nur helfen wollte.
»Danke Sophie«, sagte ich, bevor ich mich erleichtert auf den Weg nach oben machte.
Als ich eine Viertelstunde später gewaschen und umgezogen die Küche betrat, zog mir der Duft von frischem Kaffee in die Nase. Auf dem Herd brutzelten Spiegeleier und das Toastbrot lag schon auf dem Teller.
»Sophie, du bist ein Goldschatz.«
»Das will ich meinen«, bestätigte sie forsch. »Aber glaubst du vielleicht, ich hätte den Friedrich überreden können, dass er mit mir fährt?«, schnaubte sie. »Da war nichts zu machen. Er müsse sich um den Garten kümmern, hat er behauptet.« Energisch nahm sie die Pfanne vom Herd und ließ zwei Spiegeleier auf meine Toasts gleiten.
Typisch für meinen Schwiegervater. Er gehörte zu den Menschen, die nicht das geringste Bedürfnis verspürten, wegzufahren. Er liebte sein Haus und seinen Garten, hatte seine Freunde in unmittelbarer Nähe und lebte auf eine geradezu neiderweckende Art und Weise in völliger Zufriedenheit sein Leben. Jeder Tag glich dem anderen und das erfüllte ihn.
»Und ich sage, er hat sich mal wieder gedrückt!«, schimpfte Sophie vor sich hin, als die Pfanne scheppernd auf dem Herd landete. »Solche Dinge muss man doch klären. Ist mir jetzt gerade egal, wie er klar kommt. Wahrscheinlich sitzt er mit einem unserer Nachbarn schon beim ersten Bier auf der Terrasse.«
Ich schmunzelte. »Reg dich doch nicht auf, so war er immer. Hast du geglaubt er ändert sich noch?«
Sophie verdrehte die Augen. »Von mir aus kann er gerne bleiben, wie er ist. Aber hier geht es immerhin um seinen Sohn. Da hätte ich schon erwartet, dass er ihn sich vielleicht einmal vornimmt!«
Ich erschrak. Insgeheim war ich Friedrich dankbar, dass er sich aus der ganzen Geschichte heraus hielt. Schließlich wollte ich nicht, dass Leo zu mir zurückkam, nur weil seine Eltern Druck machten.
Sophie hatte mich nicht aus den Augen gelassen und hob abwehrend die Hand. »Ich verspreche hiermit feierlich, zu helfen wo ich kann. Einmischen werde ich mich nicht, da brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Schließlich ist mein Sohn alt genug, selbst über sein Leben zu entscheiden. Auch wenn ich das zehn Mal nicht nachvollziehen kann.«
Erleichtert atmete ich auf und begann zu essen. Die Eier schmeckten köstlich, wie lange nicht mehr. Schließlich hatte ich gestern so gut wie nichts zu mir genommen und reichlich Alkohol getrunken. Langsam wurde mein Kopf klarer.
Nachdenklich fuhr Sophie sich durch die Haare. »Erfahre ich jetzt endlich das ganze Drama, das sich hier abgespielt hat? Deine Tochter hat in Rätseln gesprochen, als sie gestern anrief. Wo ist Felix überhaupt?«
Ich seufzte. »Der ist gestern Nachmittag zu seinem Freund Sascha gegangen, weil er keine Lust hatte, den Abend alleine zu Hause zu verbringen. Und Melissa zieht es mehr und mehr in die Wohngemeinschaft ihres Freundes. Na ja, ich kann es ihr kaum verübeln. Leo war in der letzten Zeit, bevor er ausgezogen ist, entsetzlich gereizt und wir haben fast nur noch gestritten.«
»Und der Anfang?«, drängte Sophie.
Also begann ich ihr die ganze Geschichte zu erzählen. Angefangen damit, dass Leo ein vermeintliches Geschäftsessen nach dem nächsten erfunden hatte. Bis ich eines Tages mit einem Kunden telefonierte, für dessen Hausverwaltung wir zuständig waren. Obwohl dieser sich angeblich einen Abend zuvor mit Leo getroffen haben sollte, wusste er davon überhaupt nichts und versicherte mir, meinen Mann nicht gesehen zu haben. Hier müsse es sich um ein Missverständnis handeln.
In diesem Moment war mein Misstrauen erwacht, und so fuhr ich meinem Göttergatten beim nächsten »wichtigen« Termin am Abend heimlich hinterher. Wenngleich ich immer noch nicht wahrhaben wollte, was ich da befürchtete. Das hätte ich doch wohl bemerkt!
Nachdem Leo nach längerer Fahrt dreimal durch dieselbe Straße gefahren war, weil er offensichtlich
Weitere Kostenlose Bücher