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Mallorca - hin und nicht zurueck

Mallorca - hin und nicht zurueck

Titel: Mallorca - hin und nicht zurueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hempel
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wenn ihm die Lage zu brenzlig wurde, kam aber zurück, um nach seiner Mama zu sehen.
    Gerührt fuhr ich ihm durch die zerzausten braunen Locken, als er in die Küche kam. »Und? Alles klar, kleiner Mann?«
    »Ja, und bei dir? Du siehst ganz schön fertig aus.« Er kam auf meinen Schoß und schlang seine Arme um meinen Hals. »War es arg nervig gestern Abend?«
    Abwartend betrachtete er mich durch die Gläser seiner roten Nickelbrille.
    »Nein«, antwortete ich ihm, »ist so weit alles gut gelaufen.«
    »Und Papa? Kommt er wieder?«
    Tief stieß ich die Luft aus. »Sieht mir im Moment nicht danach aus«, gestand ich ehrlich ein.
    Felix sprang auf und lief zum Kühlschrank, um sich Milch zu holen. »Aber er hat doch noch mich hier!«, rief er schmollend.
    »Er wird dich sicherlich besuchen kommen«, mischte sich Sophie ein. »Hast du schon gefrühstückt?«
    »Ja, habe ich bei Sascha. Ich will mir nur schnell einen Kakao machen. Sascha meint, Süßes hilft, wenn man verzweifelt ist.«
    »Sagt das der Sascha.« Sophie sah gerührt in Richtung ihres Enkels und wirkte hilflos.
    Felix mixte sich einen extra starken Kakao und rutschte auf einen Stuhl am Tisch.
    »War es denn schön bei deinem Freund?«, fragte Sophie aufmunternd.
    »Ja«, nickte Felix. »Wir mussten halt mal reden.«
    Erstaunt zog Sophie die Brauen hoch. »Ich dachte ihr hättet gespielt?«
    »Normal spielen wir schon, aber jetzt ist das ja etwas anderes. Immerhin hat Sascha eine Familie und ich nicht.« Er hob die Schultern und atmete tief aus. »Und darüber haben wir halt geredet.«
    »Wir sind doch immer noch eine Familie, auch wenn Papa im Moment nicht hier ist«, widersprach ich sofort.
    Felix schüttelte ernst den Kopf. »So einfach ist das nicht Mama. Sascha sagt, als erstes bräuchte ich einen Psychopathen«, klärte er mich todernst auf und ließ die Schultern hängen.
    Ich japste nach Luft. »Einen was?«
    »Sascha meint, wenn Kinder von ihren Eltern verlassen werden brauchen sie psychopathische Hilfe, das ist ungemein wichtig.«
    »Meint er vielleicht psychologische Hilfe?«, hakte ich vorsichtig nach.
    »Ja, kann sein.« Mein Sohn und trank einen Schluck von seinem Kakao, der einen braunen Bart auf seiner Oberlippe hinterließ. »Das ist so einer, der dir hilft mit deinem Schmerz klar zu kommen. Und es tut mich furchtbar schmerzen, weiß du. Papa ist seit Wochen weg und hat mich nicht ein einziges Mal angerufen. Und das gibt Spätfolgen, meint Sascha.«
    »Meint Sascha das«, wiederholte ich und konnte mir ein Schmunzeln gerade noch verkneifen.
    Das, was meinem Sohn manchmal an Schlagfertigkeit und großer Klappe fehlte, machte Sascha spielend wett. Felix hingegen war eher der gewissenhafte Typ und somit ergänzten sich die beiden ideal. Felix erklärte Sascha die Hausaufgaben und Sascha erklärte Felix die Welt.
    »Meinst du wirklich, du brauchst gleich einen Psychologen?«
    »Vielleicht kann der es mir ja erklären.« Felix nahm seine Brille ab, putze an seinem T-Shirt die Gläser sauber und setzte sie sich wieder auf die Nase. »Und es wird auch nicht so teuer, Mama. Die Spätfolgen gibt es nur bei Kindern und Melissa ist ja schon achtzehn, die kriegt das bestimmt alleine auf die Reihe.«
    »Meint Sascha«, schlussfolgerte ich und strich mir die Haare zurück.
    Ich war die ganz Zeit so sehr mit mir beschäftigt gewesen, dass ich mir über die Sorgen meines Zehnjährigen nicht den Kopf zerbrochen hatte. Prompt meldete sich mein schlechtes Gewissen. Hätte ich ihn gestern Abend doch nicht einfach so bei Müllers parken sollen? Und Melissa hatte ich ebenfalls erlaubt in der WG zu schlafen, nur um ein wenig Zeit für mich zu haben. »Glaubst du nicht, wir schaffen das auch so?«
    »Ich lege mich aufs Sofa, du hörst zu?«
    »Was willst du mir denn dann sagen?«
    Sophie verfolgte unsere Unterhaltung interessiert.
    »Dass ich das gemein finde von Papa und dass er hätte mit mir reden müssen, weil wir doch eine Familie sind und« – er stockte und die Tränen schossen ihm in die Augen, »… und dass ich nicht weiß, was er an dieser« – er machte eine typisch männliche Geste für große Oberweite – »na ja, was er an der findet.«
    Sophie sog die Luft ein. »Felix!«, ermahnte sie.
    Der jedoch hob abfällig die Schultern. »Oma bitte, ich bin schon zehn, da ist man nicht mehr ganz klein. Und Sascha meint, dass das« – er wiederholte seine Handbewegung – »der einzige Grund sein kann. Kennst du die Simmerlein?«
    »Äh, nein …«,

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