Mallorca - hin und nicht zurueck
Show, schließlich sind Melissa und Felix alt genug. Aber du hättest wenigstens ehrlich sein können, findest du nicht?«
Endlich errötete Leo bis an den Haaransatz. »Aber Lisa, das hat doch nichts mit dir zu tun«, versuchte er sich herauszureden.
Na bravo! Die Antwort aller Antworten. Jeder zweite Drehbuchautor hatte sie schon abgenutzt und jetzt bekam auch ich sie an den Kopf geworfen!
»Nichts mit mir zu tun?«, schrie ich hysterisch. »Du schläfst mit einer anderen Frau und das hat alles überhaupt nichts mit mir zu tun?«
»Nein, es hat tatsächlich nichts mit dir zu tun«, mischte sich Sybille mit einer Entschiedenheit ein, die ich ihr nicht zugetraut hätte. »Leo und ich – das war Liebe auf den ersten Blick. So etwas passiert eben. Und – frustrierte Ehefrau hin wie her – du wirst darüber hinwegkommen.«
Sie zog ihren rosa Morgenmantel enger zusammen und strich sich einen imaginären Fussel vom Ärmel.
Wie in Trance starrte ich in Leos Richtung. Der räusperte sich, sprach jedoch kein Wort.
Frustrierte Ehefrau? Bis dato hätte ich mich nicht als solche bezeichnet, aber just in diesem Augenblick war ich zu einer geworden. Frustriert, geschockt, enttäuscht und bestürzt stand ich in diesem grauenhaft zartrosa Schlafzimmer und rang mit den Tränen.
»Ich denke, dann ist es wohl das Beste, wenn du ausziehst«, brachte ich mühsam hervor, nachdem ich mich wieder einigermaßen in der Gewalt hatte.
»Das sage ich dir schon seit Monaten, Schatz«, säuselte Sybille und ließ sich verführerisch auf das Laken neben Leo sinken. »Ich kann Lisa verstehen, ich würde mich auch hintergangen fühlen, schließlich ist sie ja nicht doof.«
Hatte ich da gerade »seit Monaten« gehört? Das glaubte ich nicht! Und sie konnte mich sogar verstehen? Nein, wie ausgesprochen großmütig. Und last but not least war ich nicht doof?
Doch. Genau das musste ich wohl gewesen sein. Sonst hätte ich schon viel früher bemerkt, dass in meiner Ehe etwas überhaupt nicht mehr stimmt.
Ich musterte Leo ein letztes Mal und sah die beiden gezwungen lächelnd an. »Ihr entschuldigt mich bitte. Irgendwie reagiere ich allergisch auf rosa.«
Mit diesen Worten war ich aus der Wohnung gestürmt.
»Tja, und am nächsten Tag ist Leo ausgezogen«, beendete ich meine Zusammenfassung für Sophie.
Die arme Frau kam mir vor, als wäre sie gerade von einem D-Zug überrollt worden. Zweifelnd schüttelte sie den Kopf.
»Mein Leonhard, sagst du, Lisa, so wie Gott ihn geschaffen hat? Das geht nun wirklich zu weit!« Fahrig strich sie mit den Fingern über ihre Lippe. »In guten wie in schlechten Zeiten, heißt es da doch.«
»Es war einfach so hinterhältig und verlogen, weißt du. Wochen in denen Leo Termine vorgetäuscht hat und ich dachte, es wäre alles in bester Ordnung.« Ich fuhr mir mit den Händen durch die Haare. »Und der Gipfel war wirklich mein Mann in diesem rosa Schlafzimmer! Den Anblick vergesse ich nie!«
Sophie schüttelte abermals fassungslos den Kopf. »Und die ganze Wohnung ist rosa, sagst du?«
Ich nickte und sah mich in unserer gemütlichen Wohnküche um. »Ich frage mich ernsthaft, was er all die Jahre bei mir gesucht hat, wenn es ihm dort so viel besser gefällt?«
Leo war einfach gegangen. Ohne ein Wort. Ohne eine Erklärung. Und ohne mit unseren Kindern gesprochen zu haben. Wie arm war das denn? Leo liebte Sybille Simmerlein. Unglaublich, aber wahr.
»Ob er vielleicht Torschlusspanik hat?«, überlegte Sophie. »Immerhin wird er bald fünfzig.«
»Phhh«, schnaubte ich verächtlich, »wenn ich mir, jedes Mal wenn ich mir darüber Gedanken gemacht habe, dass auch ich nicht jünger werde, einen anderen Mann gesucht hätte …«
Sophie wollte gerade etwas erwidern, da klingelte es an der Tür. »Du bleibst sitzen, ich gehe schon«, teilte sie mir kategorisch mit und stand auf.
Draußen wurde die Haustür geöffnet und ich vernahm die begeisterte Stimme meines Sohnes: »Hey Oma, was machst du denn hier? Kochst du heute? Hast du alle meine Lieblingsrezepte im Kopf?«
Beide meiner Kinder liebten Sophies Küche. Und ich hatte wirklich großes Glück gehabt, eine Schwiegermutter zu bekommen, die so eine patente Frau war.
»Komm rein mein Junge und lass dich anschauen. Du bist ja gewachsen. Aber was machst du denn schon hier? War es nicht schön bei deinem Freund?«
»Doch«, erwiderte Felix, »aber ich wollte mal nach Mama sehen.«
Das war mein Sohn. Einfach rührend. Er dampfte zwar zu seinem Freund ab,
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