Mallorca - hin und nicht zurueck
Geflecht ihres Hutes und durch den Haardutt steckte. »Ab in den Süden, aber nicht ohne meinen Hut.«
Pedro lachte. »Klasse, die Frau. Jetzt weiß ich, wieso Lore sich so auf ihre Freundin freut. Darf ich bitten?«
Er hielt mir die hintere Tür auf und ich stieg in den Wagen. »Nun denn, auf ins Rentner-Paradies. Ich bin ja mal gespannt, was mich da erwartet.«
»Die alten Herrschaften im Hotel sind klasse drauf, warte es ab. Da können wir beiden Jung-Spunte noch jede Menge lernen«, versicherte Pedro, schwang sich hinter das Steuer und startete den Wagen.
Wir Jung-Spunte !!! Hast du das gehört Sigrid?, dachte ich erfreut. Balsam auf meiner gekränkten Seele, ein Pflaster für all meine blutenden Wunden. Ich fuhr als Jung-Spunt ins Rentner-Paradies mit diesem Beau und Leo war bei Sybille Simmerlein. Es gab es doch noch so etwas wie Gerechtigkeit auf diesem Planeten.
Der Fahrtwind wehte mir die Haare ins Gesicht, als wir auf der Autobahn am Fuße der Berge in Richtung Nord-Osten fuhren. Verträumte Ortschaften, deren Kirchtürme sich dem strahlend blauen Himmel entgegen reckten, huschten an uns vorbei, und hier und da wehten die Wedel der Palmen im lauen Sommerwind.
»Was ist denn mit dir«, fragte Sophie laut in Pedros Richtung. »Lebst du immer hier?«
»Das weiß ich noch nicht«, rief Pedro gegen den Fahrtwind an. »Eigentlich studiere ich Kunst, aber seit ich bei Tantchen Lore bin, studiere ich Leben. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das nicht viel wichtiger finde.«
Sophie lachte laut. »Ja, gelebt hat Lore immer, das kann man wohl sagen! Ist sie gerade verheiratet oder geschieden?«
»Oh, vom Heiraten hat sie seit der letzten Scheidung vor drei Jahren nicht wieder gesprochen. Ich denke sie braucht mal eine Auszeit.«
»Meiner Rechnung nach war das Scheidung Nummer sieben?« Sophie schaute gespannt in Pedros Richtung.
»Stimmt. Und seitdem ist der príncipe azul ausgeblieben.«
»Der was?«
»Na, der Traumprinz, auf den jede Frau wartet. Du etwa nicht?«
»Der Traumprinz?«, wiederholte Sophie nachdenklich. »Ja prima, meiner ist zu Hause und hütet den Garten. Ist das ein Traumprinz?« Zweifelnd musterte Sophie den jungen Adonis neben sich.
»Das kommt ganz auf den Traum an«, antwortete Pedro geheimnisvoll.
Und wovon träumte ich? Nachdenklich ließ ich die letzten Tage Revue passieren. Na, jedenfalls nicht von Sybille Simmerlein an Leos Seite, so viel stand fest. Ich träumte von Glücklichsein und Bauchkribbeln. Ich wollte wieder Spaß haben können und zufrieden sein. Und überhaupt wollte ich ganz sicher nicht mehr mit dem Gefühl durch diese Welt gehen, tatsächlich als die frustrierte Frau und Mutter zu enden, als die Sybille mich hingestellt hatte. Ob mir mein Urlaub dazu verhelfen würde? Und diese wahrlich geheimnisvolle Lore?
Inzwischen war Pedro von der Autobahn abgebogen. Wir fuhren auf einer schmalen Landstraße, die von etwa einem Meter hohen Mauern aus Feldsteinen gesäumt war. Auf den ausgedehnten Äckern hatten sich die Schafe vor der Mittagshitze in den Schatten der Mandelbäume oder der Mauern geflüchtet. Nach weiteren zehn Minuten Fahrt unter strahlend blauem Himmel passierten wir ein schmiedeeisernes Tor, das offen stand und fuhren über eine weite, von hohen Palmen gesäumte Allee auf ein altes mallorquinisches Landhaus zu.
Ich verliebte mich sofort in diesem Anblick. Die grünen Fensterläden waren alle wegen der Hitze geschlossen und die Balkone im oberen Stockwerk lagen in der prallen Sonne. Die ausgedehnten Rasenflächen, die das Anwesen umgaben, wiesen zwar die ersten braunen Stellen auf, was aber durch die vielen Oliven- und Feigenbäume, die zwischen hohen Pinien standen, nicht störend auffiel. Vor dem Haus, auf der Terrasse, warfen ausladende Sonnenschirme Schatten auf die Tische, und das Wasser im Pool schimmerte einladend blau im grellen Sonnenlicht.
Pedro hupte zweimal und bremste auf dem Kies der Einfahrt direkt vor der Terrasse ab. »Da wären wir also.«
Im nächsten Augenblick wurden die Perlenschnüre, die die Eingangstür verdeckten, wie ein Theatervorhang zur Seite geschoben. Heraus trat eine ältere Frau. Ihre kohlrabenschwarzen Haare trug sie zu einem strengen Dutt im Nacken geschlungen, was die hohe Stirn betonte. Die Brauen, ebenso schwarz wie die Haare, waren fein gezupft und die Lippen leuchteten rot wie Kirschen. Sie trug eine weite, pinkfarbene Hose unter einem wallenden lila Überwurf, der ihre üppige Figur perfekt kaschierte. Ihr
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