Mallorca - hin und nicht zurueck
Gesicht strahlte pure Lebensfreude aus, als sie mit ausgebreiteten Armen auf uns zuschwebte.
»Sophie!«, rief sie erfreut, »wie schön, dich nach all den Jahren wiederzusehen. Das Schicksal hat es gut mit uns gemeint!«
Das also war Lore, dachte ich belustigt. So hätte ich mir Sophies Freundin wirklich nicht vorgestellt. Die Frau war reif für’s Fernsehen, zumal sie lispelte, was das Zeug hielt.
Galant hielt Pedro die Wagentür auf und half meiner Schwiegermutter beim Aussteigen.
»Ach Lore – immer noch der alte Paradiesvogel.« Sophie fiel ihrer Freundin in die Arme.
»Das alt möchte ich überhört haben, meine Beste«, ermahnte Lore geziert und strich sich über die Haare. »Schließlich werde ich von Jahr zu Jahr jünger.«
Auch ich war inzwischen ausgestiegen und wurde von Lore mit der gleichen Herzlichkeit in die Arme geschlossen.
»Komm her Kindchen, lass dich begrüßen. Willkommen in meinem Haus – und mögen all deine Sorgen unter der sengenden Sonne des Südens dahin schmelzen«, lispelte sie mich strahlend an und ich kam nicht umhin, sie auf Anhieb zu mögen.
Lore verscheuchte eine Fliege mit der Hand und zog die schwarzen Brauen theatralisch in die Höhe. »Sophie hat mir am Telefon schon alles erzählt«, erläuterte sie sofort. »Aber lass dich nicht verunsichern, Schätzchen. Schließlich ist es deine erste Scheidung, bei der nächsten wird alles einfacher.«
Auch mal eine interessante Art, meine Situation zu beurteilen, fand ich. Auch wenn ich diese Lösung nicht unbedingt in Erwägung zog.
»Kommt hinein ins Haus, dort ist es schön kühl. Pedro? Kümmerst du dich um das Gepäck?« Mit diesen Worten rauschte Lore uns voraus in Richtung Eingang und hielt uns den Perlenvorhang auf.
Ich betrat hinter Sophie die geräumige Halle des alten Hauses, in der es angenehm kühl und leicht düster war, weil auch hier sämtliche Fensterläden wegen der Hitze geschlossen waren. Vor den hohen, weißen Wänden, an denen moderne Bilder hingen, standen wunderschöne alte Schränke, und zu meiner Linken, schwang sich eine breite Treppe ins obere Geschoss. Es gab mehrere gemütliche Sitzgruppen, deren Polster in verschiedenen Grüntönen gehalten waren, was wunderschön zu den Zimmerpflanzen in den großen Terracottatöpfen passte. Durch einen hohen Rundbogen gelangte man offensichtlich in einen Speisesaal.
»Ach Kinder, setzt euch doch erst mal.« Lore ließ sich auf einem der Sofas nieder. »Ist diese Hitze nicht irre? Wir sollten erst mal etwas trinken.«
Pedro hatte das Gepäck gerade am Fuß der Treppe deponiert und sich zu uns gesetzt, da öffnete sich wie auf Kommando eine Schwingtür am anderen Ende der Halle, und ein junger Ober betrat den Raum. Auf einem silbernen Tablett balancierte er blaue Sektflöten einschließlich einer dazugehörigen Flasche.
Noch ein Hingucker, stellte ich zu meinem Erstaunen fest. Dieses Mal allerdings in blond und mit strahlend blauen Augen.
»Hallöchen«, trällerte er, als er uns erreicht hatte, »ich bin Stevie, die gute Seele des Hauses.« Geziert stellte er die Gläser auf den Tisch, auch eines für sich selbst, und schenkte ein. »Ich bin der Service, den man immer brauchen kann und der Kummerkasten, falls jemand einen benötigt.« Augenklimpernd sah er in meine Richtung. »Bei besonders dramatischen Geschichten heule ich sogar mit.«
Ich lachte lauthals los. »Hallo Stevie, ich bin Lisa, freut mich, dich kennenzulernen.«
»Und du bist sicherlich Sophie«, säuselte Stevie, den Kopf schräg gelegt, in Richtung meiner Schwiegermutter. »Freut mich sehr, hab´ ja schon viel von euch Mädels gehört.« Lächelnd nahm er sein Glas auf. »Prösterchen! Willkommen im Paradies.«
»Danke junger Mann. Ein Glas Sekt ist genau das, was mir jetzt vorschwebt.« Würdevoll hob Sophie den Kopf und prostete ihm zu.
Wieder schwang eine Tür auf, diese Mal auf der anderen Seite der Halle. Eine zierliche Frau, schätzungsweise Mitte Fünfzig, trabte in Turnschuhen und kurzen Hosen schnaubend auf uns zu. Ihre kurzen blonden Haare klebten feucht an ihrer Stirn über dem schmalen Gesicht.
»Also die Gräfin schafft mich«, stöhnte sie und ließ sich in einen der Sessel neben uns fallen, wobei sie ihre durchtrainierten, langen Beine elegant übereinander schlug. »Die rast über dieses Laufband, dass selbst mir die Luft weg bleibt! Und dabei hat sie nur noch diesen Reitlehrer im Kopf! Nein, ist er nicht süß, nein, sieht er nicht entzückend aus und nein, ob er mich
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