Mallorca - hin und nicht zurueck
»Und vergiss nicht dein Handy und deinen Brustbeutel, hörst du? Und wenn du dich irgendwo verläufst, kannst du immer …«
»Es reicht«, wehrte ich ab und musste über das wörtliche Zitat meiner eigenen Endlosleier lachen. »Pass auf dich auf. Und ich habe mein Handy dabei. Wenn etwas ist …«
»…werde ich dich anrufen, Mama.«
»Tschüss die Frau Bergers und schöne Ferien!« Sascha schnappte sich den Rucksack und die Reisetasche.
»Mach´s gut Oma«, verabschiedete sich Felix von Sophie.
Wieder fiel die Haustür ins Schloss.
***
W ir waren gerade beim Kofferpacken, als es klingelte. Ich rannte über die Treppe nach unten und öffnete die Tür. Tom stand vor dem Haus und winzig kleine Regentropfen glitzerten in seinen blonden Haaren.
»Hallo Lisa.«
»Tom?«, rief ich überrascht. »Was machst du denn hier? Komm doch rein.«
»Ich dachte ich schaue mal nach, wie es dir geht«, erklärte er, während er mir in die Küche folgte.
»Kaffee gefällig?«
»Gerne«, stimmte Tom zu und setzte sich an den Küchentisch.
Der Kaffeeautomat röchelte nur noch vor sich hin. Mein Kaffeekonsum als frisch verlassene Ehefrau hatte deutlich Spuren hinterlassen. Die Maschine war mindestens genauso am Ende, wie ich.
Ich holte Milch aus dem Kühlschrank, schäumte sie auf und stellte Tom einen Milchkaffée auf den Tisch.
»Alles in Ordnung bei mir«, antwortete ich möglichst gleichmütig und schaltete erneut die Maschine ein, die sich lautstark in Gang setzte. Nachdem auch ich einen Kaffee hatte, setzte ich mich hin. »Wie läuft es im Büro?«
Tom warf einen verschwörerischen Blick in meine Richtung. »Leo tobt!«
»Gut«, gab ich zufrieden zurück. »Freut mich zu hören, dass ich ihm doch hier und da fehle.«
»Hilfst du dir jetzt mit Sarkasmus über den Trennungsschmerz hinweg, Lisa? Ich für meinen Teil kann immer noch nicht verstehen, was in ihn gefahren ist.«
Langsam ließ ich den Zucker auf meinen Milchschaum rieseln. »Da bist du nicht alleine!«
»Und was machst du jetzt? Wie soll es weiter gehen?« Tom fuhr sich durch die Haare. »Sind die Kinder gar nicht da?«
Ich schüttelte den Kopf und wollte gerade über die neuste Wandlung in meinem Leben berichten, als ich Sophie die Treppe herunter kommen hörte.
»Ist Leo gekommen?«
»Nein«, rief ich.
Wovon träumte Sophie nachts?
»Tom ist hier.«
Sophie kam herein. »Hallo Tom, schön dich zu sehen.« Sie strahlte und gab Tom einen Kuss auf die Wange. »Wie geht es meinem Sohn?«
»Er ist einigermaßen sauer, dass seine Frau ihn mit der Arbeit hängen lässt, möchte ich meinen.«
Tief luftholend ging Sophie zum Kühlschrank, nahm eine Flasche Wasser heraus, holte sich ein Glas uns setzte sich zu uns. »Er ist sauer? Na, das ist ja toll. Seine Frau wartet seit Wochen, dass er sich bei ihr meldet und mein Sohn ist sauer? Am liebsten würde ich hinfahren und ihm gehörig die Meinung sagen!« Verstimmt sah sie in meine Richtung. »Keine Angst, Lisa, ich halte mich raus, das habe ich dir ja versprochen.«
»Danke, das ist nett.«
Tom trank einen Schluck Kaffee und setzte seine Tasse wieder ab. »Aber irgendwann müsst ihr doch mal über die Sache reden, Lisa, findest du nicht? Leo ist immerhin vor vier Wochen ausgezogen!«
Ich nickte. Aber wenn ich ehrlich war, drückte mich davor, weil ich die Antwort am Ende vielleicht nicht hören wollte. »Ich verschaffe mir jetzt erst einmal eine Auszeit in der Sonne, danach sehe ich weiter«, seufzte ich. »Dann hat Leo weitere zweieinhalb Wochen Sybille pur und na ja – ich gebe ja die Hoffnung nicht auf, dass ihm noch ein Lichtlein aufgeht.«
Tom war überrascht. »Du willst weg?«
Abermals nickte ich.
»Wir fliegen morgen nach Mallorca, eine Freundin von mir besuchen«, schaltete sich Sophie ein. »Lisa braucht dringend eine Luftveränderung und ich kann bei dieser Gelegenheit gleich meine Freundin Lore besuchen.«
Tom zog die Brauen in die Höhe. »Lore?«, fragte er und sein Blick wanderte zwischen mir und Sophie hin und her.
»Ja, Lore«, bestätigte Sophie.
»Auf Mallorca?«, hakte Tom nach.
Sophie nickte und schenkte sich ein Wasser ein. »Spricht etwas dagegen? Ich meine, außer, dass mein Sohn jetzt alleine klar kommen muss?«
»Äh, nein«, antwortete Tom ausweichend. »Mallorca ist wunderschön und das Wetter im Juni ist sehr angenehm. Und sicherlich ist es für Lisa tatsächlich gut, den Kopf richtig frei zu bekommen. Doch, Mallorca finde ich gut.«
Vor einigen
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