Mallorca - hin und nicht zurueck
Nichtvorhandensein meiner Kondition, wofür ich ihnen dankbar war.
Das Frühstück bestand aus Obst und Obst und nochmal Obst. Dazu gab es eine geradezu sagenhafte Auswahl an Obstsäften. Spätestens da hatte ich ein Stadium erreicht, an dem ich entschieden auf einem Kaffee bestehen musste. Ohne Kaffee fing der Tag für mich ja gar nicht erst an!
Seufzend entspannte ich mich auf meiner Liege und spürte, wie sich ein seliges Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitete. Ruhe. Urlaub. Abschalten.
Ich war gerade im Begriff einzudusseln, als ich Musik vernahm. Erst noch weiter entfernt, näherte sich die Geräuschkulisse jedoch zunehmend.
Träumte ich? War meine Tochter Melissa hier irgendwo in der Nähe? War ich am Ende gar nicht auf Mallorca, sondern wieder zu Hause und sie hatte oben ihre Anlage bis zum Anschlag aufgedreht? Blinzelnd öffnete ich die Augen.
Ich erkannte den Pool, die Palmen, am Horizont die Berge. Ich war demnach nicht zu Hause.
Dennoch drang die Musik zunehmend lauter an mein Ohr.
»I´m the car you wanna drive …«
Was ging hier vor? Suchend blinzelte ich durch meine Sonnenbrille.
Es dauerte nicht lange, da entdeckte ich Bertram, den ich gestern Abend auf den ersten Blick fast für Götz George gehalten hatte. Mit einem Ghettoblaster auf der Schulter, kam er hinter dem Jacaranda-Bäumen, die vor der Mauer standen, angehottet. Hinter ihm tauchte Herbert auf, der im Takt der Musik in die Knie ging, sich anschließend aufrichtete und die Arme gen Himmel streckte.
Was bitte war hier los?
Oswald kam in Sicht und hinter ihm, in Reih und Glied, die ganzen anderen älteren Jungs, deren Namen ich noch nicht kannte. Alle in Shorts und Turnschuhen, manche mit freiem Oberkörper, andere in ärmellosen T-Shirts.
Und wieder dröhnte die Musik »..sechs Zylinder und die Straße frei …« Wobei die Herren einen lockeren Hüftschwung, erst in die eine, dann in die andere Richtung, vollführten.
»Und jetzt alle«, schallte Bertrams Stimme durch den Park und die Jungs joggten ein paar Schritte, hielten an, gingen in die Knie, richteten sich wieder auf und schwenkten die Hüften. Dabei sangen sie laut im Takt zu ihren Bewegungen. »I´m the car you wanna drive, sechs Zylinder und die Straße frei, steig ein, macht euch bereit, komm wir düsen durch die – Nacht …«
Ruhe? Stille? Besinnlichkeit? Fehlanzeige!
»Und nun kommt!«, feuerte Bertram seine Jungs an, »Tempo!« Und sie joggten laut johlend auf und davon.
Nach einem letzten deutlich vernehmbaren »… sechs Zylinder und die Straße frei, steig ein, macht euch bereit …« verhallte die Musik in der Ferne, und es kehrte wieder Ruhe ein. Mir verblieben noch genau zwanzig Minuten, bis Martha zur körperlichen Ertüchtigung – wie auch immer die aussehen mochte – bitten würde. Also – johlend durch den Park würde ich jedenfalls nicht rennen! Dazu würden mich keine zehn Pferde bringen!
***
I ch war gerade so herrlich am Wegdusseln, als ich Isoldes Stimme neben mir vernahm. »Auf geht es, mein Liebe, Martha hat für heute Yoga vorgesehen. Nimm dein Handtuch und ab in den Schatten.«
Schwerfällig ließ ich meine Füße auf den Boden gleiten, zwang mich auf die Beine, schnappte mir mein Handtuch und folgte Isolde und den anderen Frauen barfuß in den Schatten. Alle breiteten ihre Handtücher auf dem Boden aus.
Na, liegen hatte ja schon mal was.
Ich ließ mich neben Lore nieder, die die Augen bereits geschlossen hatte. Ich lag noch nicht richtig auf dem Rücken, als ich schon Marthas sonore Stimme vernahm: »Wir entspannen uns.«
Oh ja, Entspannung war genau das, wonach mir zumute war.
»Wir konzentrieren uns nur auf unseren Herzschlag und werden ganz ruhig.«
In den Bäumen zwitscherten Vögel. Statt meines Herzschlages hörte ich in der Ferne den Motor eines Traktors. Irgendetwas machte ich definitiv falsch!
»Wir entspannen unsere Kopfhaut, die Stirn, den Kiefer, den Hals und die Schultern.«
Ich zog die Stirn kraus, um wenigstens diese zu entspannen. Aber wie entspannte man seine Kopfhaut?
»Unsere Arme werden schwer, die Rückenmuskulatur lockert sich und wir sinken tiefer auf den Boden.«
Meine Arme wurden schwer, meine Rückenmuskulatur lockerte sich und ich sank immer tiefer auf die Erde.
»Das Becken ist entspannt, die Beine werden schwer …«
Marthas Ansagen wurden leiser und leiser und ich glitt immer tiefer in den seligen Zustand der absoluten Entspannung. Ich hörte nichts mehr. Nein, ehrlich jetzt,
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