Mallorca - hin und nicht zurueck
unbequem, immer in diesen Fummeln herumzulaufen.«
Das Essen wurde serviert und das Estofado schmeckte mir ausgesprochen gut.
Isolde nahm sich ein Stück Weißbrot und stippte es genüsslich in die Soße, um es sich anschließend auf der Zunge zergehen zu lassen. »Ist vielleicht ganz gut so«, überlegte sie und nahm sich noch ein Stück Brot aus dem Korb. »Für den ganzen Rummel werde ich langsam zu alt.« Dann lachte sie übermütig. »Und ich habe endlich mal wieder Zeit für Männer.«
Lore verschluckte sich fast an ihrem Fisch. »Du und Männer? Na jetzt geht es aber los. Ach du armer schöner August.«
»Papperlapapp«, winkte die Gräfin ab und trank einen Schluck Wein. »Damit ärgere ich doch nur Martha. Die ist doch schon ewig in August verknallt, traut sich aber nicht.«
»Martha und August?« Lores rot geschminkte Lippen standen offen vor Staunen.
»Behaltet es bitte für euch. August will sich schon seit Monaten mit ihr verabreden, aber Martha … ach, ich weiß es nicht. Sagen wir mal, sie ziert sich.«
»Hochinteressant«, lispelte Lore zufrieden. »Na, da wollen wir doch mal sehen, was sich arrangieren lässt.«
»Du bist und bleibst eine alte Kupplerin«, tadelte Isolde vorwurfsvoll. »Von mir weißt du nichts.«
»Nein woher denn«, tat Lore den Vorwurf ab und verzog kurz die Lippen. »Aber so ein bisschen Romantik ist doch immer wieder schön, findet ihr nicht?« Strahlend blickte sie in die Runde.
»Schau mich nicht so an«, warnte Sophie. »Ich hab den Friedrich und den behalt ich. Auch wenn er nicht hierher fliegt!«
»Ist ja schon gut, sei doch nicht so zimperlich«, lispelte Lore beleidigt. »Dann eben jemanden für Isolde.« Sofort blickte sie wieder zuversichtlicher in die Welt. »Groß muss er sein und schlank, mit Brille vielleicht?« Suchend sah sie sich im Saal um.
»Ich bin ganz bestimmt alt genug, um nicht auf deine Hilfe angewiesen zu sein«, schimpfte Isolde resolut. »Kümmere dich lieber um Nummer acht.«
»Du bringst mich da erst noch auf eine Idee!« Lore presste summend ihre roten Lippen aneinander und legte ihr Besteck auf den Teller. »Der Sommer hat ja gerade erst begonnen.«
Die Tische wurden abgeräumt und die ersten Gäste erhoben sich. Es war ein aufregender und ereignisreicher Tag gewesen. Ich beschloss, nach oben auf mein Zimmer zu gehen.
»So, dann wollen wir mal«, verkündete Lore genau in diesem Moment. »Wir wagen, wie jeden Abend, noch ein Tänzchen. Du bist doch dabei Isolde, oder? Mit Lisa und Sophie haben wir endlich genauso viele Frauen wie Männer.«
***
W ährend ich mich bei meinem letzten Schluck Rotwein seelisch und moralisch auf mein Bett eingestellt hatte, war der Salon bereits von diensteifrigen Mitarbeitern umgeräumt worden. Sämtliche Sessel und Tische standen um eine freie Fläche, eine Musikanlage war herbei gezaubert worden und Stevie stand strahlend, die Freude pur, hinter dem Tresen der Bar.
»Let´s Tango«, trällerte er begeistert und mir stockte der Atem.
Ich konnte keinen Tango.
Alles schien in diesem Hause zu gelten, nur nicht Müdigkeit oder faule Ausreden. Mein Einwand wurde von Lore mit der lapidaren Antwort »na, die anderen doch auch nicht!« einfach beiseitegeschoben.
Offenbar kannten alle, außer mir und Sophie, das nun folgende Prozedere: Die Damen nahmen auf der einen, die Herren auf der anderen Seite des Salons Aufstellung. Also reihte ich mich neben meiner Schwiegermutter in die Reihe der Damen ein, als schon der Perlenvorhang zur Seite geschoben wurde, und ein Paar den Salon betrat. Ein drahtiger junger Mann mit kurzen dunklen Haaren, in schwarzer Hose und blütenweißem Hemd, und eine ebenfalls dunkelhaarige Frau in einem schwarzen, trägerlosen Kleid, dessen weit fallender Rock um ihre Hüfte schwang, als sie, gefolgt von ihrem Partner, in die Mitte des Salons schritt.
»Das sind Juanita und Carlos«, raunte Lore uns befriedigt zu. »Die Kalorien vom Abendessen müssen ja ein klein wenig reduziert werden …«
Na – wie Lore in ihrem Sari Tango tanzen würde, wollte ich mir jetzt auch nicht mehr entgehen lassen. Außerdem konnte ich als Jüngste im Bunde wohl schlecht kneifen.
Ohne Vorankündigung setzte die Musik ein und Juanita und Carlos boten uns eine Darbietung dessen, was wir heute Abend – zumindest einigermaßen – lernen sollten. Die beiden schwebten geradezu über die Tanzfläche. Jeder Schritt saß, jede Drehung und die akkuraten und absolut perfekten Kopfbewegungen
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