Mallorca - hin und nicht zurueck
ich war eingeschlafen.
»Erde an Lisa?«, drang ein Ruf zu mir durch. Ich öffnete widerstrebend die Augen, und blinzelte zu Martha auf.
»Mach dir nichts draus, du bist nicht die erste Geschäftsfrau, die Yoga mit einer Schlaftherapie verwechselt«, erklärte sie breit grinsend. »Komm, steh auf, wir beten jetzt die Sonne an.«
Während ich mich mühsam aus meiner entspannten Liegestellung aufrappelte, traf mich so manch belustigter Blick. Röte schoss mir in die Wangen.
»Vielleicht stellst du dich hinter Isolde. Da kannst du am besten sehen, wie es geht.«
»Gerne Martha«, hauchte ich erleichtert und schnappte mir mein Handtuch. Immerhin war ich somit in der letzten Reihe und konnte mich von jetzt ab gänzlich unbeobachtet fühlen.
»Wir machen langsam, dann kommt Lisa problemlos mit. Und Lisa? Immer nur so viel wie du kannst. Muskeln sollte man nicht überdehnen, sonst tun sie nur weh«, erläuterte Martha und stellte sich mit dem Gesicht zu uns. »Die Füße sind geschlossen, wir stehen aufrecht und nehmen die Hände in Gebetshaltung vor die Brust und atmen aus.«
Das schien ja schon mal nicht so schwierig zu sein.
»Wir atmen ein, strecken die Arme über den Kopf nach hinten und beugen uns aus der Taille zurück.«
Außer einigen unbedeutenden Gleichgewichtsproblemen schaffte ich diesen Teil der Übung problemlos.
»Wir atmen aus, beugen uns nach vorne, die Beine bleiben gestreckt. Wir legen unsere Hände neben die Füße.«
Ungefähr in Höhe meiner Knie war Schluss. Ich kam nicht weiter.
Ein Blick auf Isoldes Hände, die – bei durch gestreckten Beinen – neben ihren Füßen den Boden berührten, verunsicherten mich ein wenig, aber okay, es handelte sich schließlich um meine erste Yogastunde und ich sollte ja nichts überdehnen. Aber musste ich aus- oder einatmen? Ich hatte es schon wieder vergessen.
Da kam mir jedoch Martha zu Hilfe. »Tief einatmen, das linke Bein nach hinten strecken, das Knie soll den Boden berühren und wir schauen nach oben.«
Hastig beugte ich beide Knie, mogelte meine Hände neben die Füße und streckte wie aufgefordert mein linkes Bein nach hinten. Während ich nach oben schaute, überprüfte ich meine Haltung mit einem unauffälligen Blick auf die Gräfin vor mir. Das Ergebnis war zumindest zufrieden stellend.
Martha machte weiterhin ihre Ansagen, ich schummelte zuweilen, konnte den Übungen aber folgen und fühlte mich als frisch gebackener Yogi zunehmend sicherer. Nachdem wir die Sonne fünf Mal angebetet hatten, durften wir uns wieder hinlegen und entspannen.
Du schläfst nicht ein, ermahnte ich mich und starrte, während ich tief ein und ausatmete, in die hohen Kronen der Pinien über mir, durch deren Zweige der strahlend blaue Himmel schimmerte. Ich atmete, hörte mein Herz schlagen, spürte wie sich mein Puls beruhigte.
»Wir sind wieder gaaanz entspannt, bleiben auf dem Rücken liegen und heben, während wir tief einatmen, die Beine gerade an. Der Hintern bleibt auf dem Boden.«
Ich hob meine Beine an, bis ich meine Fußspitzen über mir erkennen konnte. Meine Knie begannen zu zittern, zumal ich mich wirklich bemühte, die Beine gerade durchgedrückt zu halten.
»Wir lassen die Beine wieder herunter und atmen aus.«
Und wie ich vor Erleichterung ausatmete. Das war fürs Erste geschafft.
»Wir atmen ein, heben die Beine wieder an und machen diese Übung insgesamt zehn Mal.«
Ich bemühte mich redlich, nicht zu schummeln, hielt meine Beine gerade, hob und senkte sie, synchron zu meiner Atmung. Doch in meinen Knien zog es entsetzlich. Nach etwa der fünften Wiederholung, stellte sich ein ganz ähnlicher Schmerz in meiner Bauchgegend ein. Auch meine Oberschenkel litten höllisch. Da mussten irgendwo Muskeln sein …
Worauf ich jetzt aber keine Rücksicht nehmen konnte. Für heute hatte ich mich schon zur Genüge blamiert. Sollten meine Muskeln doch katern. Ich würde jedenfalls nicht aufgeben!
Endlich war ich bei zehn angelangt und ließ meine Beine tief ausatmend auf den Boden sinken. Ich war total erledigt. Hoffentlich gab es jetzt wieder Entspannung.
Martha erhörte mein Flehen, zumindest bis sich mein Puls wieder normalisiert hatte. Und schon sollten wir die Beine wieder ausstrecken, die Füße geschlossen halten und die Handflächen unter die Oberschenkel schieben.
So weit so gut.
»Ihr zieht euch auf eure Ellbogen, atmet ein und legt den Kopf in den Nacken, bis der Scheitel den Boden berührt.«
Schön langsam Lisa, das klingt
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