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Malloreon 1 - Herrn des Westens

Malloreon 1 - Herrn des Westens

Titel: Malloreon 1 - Herrn des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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bewundernswert. Die einzelnen Zeichen wirkten weniger wie geschrieben denn wie mit größter Sorgfalt gemalt. Garion wurde sofort bewußt, daß ein ganzes Leben der Anfertigung dieses Schriftstücks gewidmet worden war. Sein Blick wanderte über die ihm bereits vertrauten Wörter und Sätze, und er suchte nach der einen Zeile, die das Geheimnis ein für allemal lüften würde.
    Da war sie! Ungläubig starrte Garion darauf. Das durfte nicht wahr sein! Auch hier befand sich ein Klecks, genau wie auf den Abschriften! Vor Enttäuschung hätte er am liebsten gebrüllt.
    Verzweifelt las er die rätselhafte Zeile noch einmal: Und das Kind des Lichtes wird dem Kind der Finsternis begegnen und es besiegen, und die Finsternis wird fliehen. Doch habt acht, der Stein, der im Mittelpunkt des Lichtes liegt, wird… Und da war dieser verfluchte Klecks.
    Etwas Seltsames tat sich, während er es aufs neue las. Eine eigenartige Gleichgültigkeit bemächtigte sich seiner. Weshalb regte er sich eines einzelnen unleserlichen Wortes wegen so auf? Welchen Unterschied konnte es schon machen? Er erhob sich fast, mit der Absicht, die Schrift in ihren Kasten zu legen und diesen übelriechenden Ort zu verlassen, um nach Hause zurückzukehren. Plötzlich hielt er inne. Er entsann sich der zahllosen Stunden, die er über diesen Klecks gegrübelt hatte. Es konnte sicher nicht schaden, wenn er die Zeile noch einmal las. Immerhin war er von sehr weit her gekommen.
    Wieder fing er von vorne an, aber sein Widerwille wurde so stark, daß er es kaum ertrug. Warum vergeudete er seine Zeit mit diesem Unsinn? Er hatte den weiten Weg gemacht, um seine Augen über diesem modrigen Stück Geschwafel eines Wahnsinnigen zu überanstrengen – über dieser stinkigen, halbverrotteten, schlecht gegerbten Schafhaut! Ekelerfüllt schob er den Mrin-Kodex von sich. Das Ganze war reine Idiotie! Der Stuhl knirschte über den Boden, als er sich aufrichtete und Eisenfausts mächtiges Schwert zwischen den Schulterblättern zurechtrückte. Sein Schiff lag noch am baufälligen Pier. Bei Einbruch der Nacht konnte er bereits den halben Weg bis Kotu zurückgelegt haben, und noch in dieser Woche wäre er zurück in Riva. Dann würde er die Bibliothek für immer verschließen und sich seinen Geschäften zuwenden. Ein König hatte schließlich keine Zeit für diese müßigen Grübeleien, die nur Übelkeit erregten. Entschlossen drehte er der Schrift den Rücken zu und wollte zur Tür gehen.
    Doch kaum hatte er den Blick von der Schrift abgewandt, blieb er verwundert stehen. Was tat er? Das Rätsel war immer noch da, und er hatte nichts getan, es zu lösen. Er mußte ihm auf den Grund gehen! Doch kaum drehte er sich um und blickte aufs neue auf die Schrift, befiel ihn wieder dieser schier unerträgliche Ekel davor. So stark war dieses Gefühl, daß er fast in Ohnmacht fiel. Sobald er sich noch einmal drehte, verschwand dieser Abscheu. Es war etwas an dem Schriftstück, das ihn zu vertreiben suchte.
    Er stapfte hin und her und achtete darauf, nicht auf die Schrift zu blicken. Was hatte die trockene Stimme in seinem Kopf zu ihm gesagt? Darunter sind mehrere Worte. Wenn du es im richtigen Licht be trachtest, müßtest du imstande sein, sie zu sehen. Was war unter dem richtigen Licht zu verstehen? Die Kerzen im Gewölbe waren zweifellos nicht, was die Stimme gemeint hatte. Sonnenschein? Unwahrscheinlich. Poledra hatte gesagt, er müsse die verborgenen Worte lesen, aber wie konnte er das, wenn ihn die Schrift im wahrsten Sinne des Wortes davontrieb, sobald er sie anblickte?
    Abrupt hielt er inne. Sie hatte doch noch etwas gesagt. An den genauen Wortlaut erinnerte er sich nicht, aber in etwa, daß er nur sehen würde, wenn er… Diese Welle des Abscheus überschwemmte ihn so stark, daß sein Magen sich umdrehte. Rasch wirbelte er herum, um dem verhaßten Schriftstück wieder den Rücken zuzuwenden. Dabei schlug der Griff von Eisenfausts Schwert schmerzhaft gegen seinen Kopf. Verärgert langte er über die Schulter nach dem Griff, um ihn zurückzuschieben, doch statt dessen berührte er das Auge Aldurs. Sofort schwand dieses Ekelgefühl. Sein Kopf wurde klar. Das Licht! Natürlich! Er mußte die Schrift im Licht des Auges lesen! Das war, was sowohl die trockene Stimme als auch Poledra ihm zu sagen versucht hatten. Unbeholfen griff er hoch und nach hinten und legte die Hand um das Aldurauge. »Laß dich schon lösen!« brummte er. Mit leichtem Klicken kam der Stein frei. Das plötzliche

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