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Malloreon 1 - Herrn des Westens

Malloreon 1 - Herrn des Westens

Titel: Malloreon 1 - Herrn des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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ist, wie ich studieren muß!«
    »Möchtest du dir nicht wenigstens ansehen, was ich gefunden habe?« flehte Garion ihn nun an. Er holte das Stück Pergament aus einer Innentasche und streckte es dem Alten entgegen.
    »Nein!« brüllte Belgarath und schlug ihm das Pergament aus der Hand. »Nimm diesen Unsinn weg! Verschwinde aus meinem Turm, Garion!«
    »Großvater!«
    »Heb dich hinweg!« Das Gesicht des Alten war bleich vor Zorn, und seine Augen blitzten.
    So sehr verletzten Garion die Worte seines Großvaters, daß ihm Tränen aufstiegen. Wie konnte Belgarath bloß so zu ihm reden?
    Der Alte erregte sich immer mehr. Er rannte hin und her und murmelte wütend vor sich hin. »Ich habe dringende Arbeit, wichtige Arbeit! Und du stürmst da herein und quatschst mir die Ohren voll von irgendwas, das fehlt! Wie kannst du es wagen, mich mit so einer Nichtigkeit zu stören! Weißt du denn nicht, wer ich bin?« Er deutete auf das Stück Pergament, das Garion aufgehoben hatte und wieder in der Hand hielt. »Und geh mir mit diesem abscheulichen Ding aus den Augen!«
    Da verstand Garion plötzlich. Wer oder was auch immer versuchte, die hinter dem merkwürdigen Klecks versteckten Worte zu verbergen, ging nun in seiner Verzweiflung soweit, Belgarath in diesen uncharakteristischen Wutanfall zu treiben, um zu verhindern, daß er die Stelle las. Es gab nur eine Möglichkeit, diesen seltsamen Bann zu brechen. Garion legte das Pergament auf den Tisch, öffnete den schweren Riemen um seine Brust und lehnte Eisenfausts Schwert an die Wand. Dann legte er die Hand um den als Knauf dienenden Stein und sagte: »Löse dich.« Sofort kam das Auge frei und glühte bei seiner Berührung.
    »Was machst du da?« fragte Belgarath scharf.
    »Es bleibt mir nichts übrig, als dich zu zwingen, dir anzusehen, wovon ich spreche, Großvater«, sagte Garion unbehaglich. »Ich will dir nicht weh tun, aber du mußt es anschauen.« Er ging langsam doch entschlossen auf Belgarath zu und hielt das Auge Aldurs ausgestreckt.
    »Garion!« warnte Belgarath und wich erschrocken zurück. »Sei vorsichtig mit dem Ding!«
    »Geh zum Tisch, Großvater«, sagte Garion grimmig. »Geh zum Tisch und lies, was ich entdeckt habe!«
    »Drohst du mir?« Belgarath starrte ihn ungläubig an.
    »Tu es, Großvater!«
    »So behandeln wir einander nicht, Garion!« Immer noch wich der Alte vor dem leuchtenden Stein zurück.
    »Zum Tisch!« wiederholte Garion. »Geh hinüber und lies!«
    Schweiß brach auf Belgaraths Stirn aus. Zögernd, fast als sei es schmerzhaft, trat er an den Tisch und beugte sich über das Pergament. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich kann nicht sehen«, brummte er, obwohl unmittelbar neben dem Pergament eine brennende Kerze stand. »Es ist zu dunkel hier drinnen.«
    »Da!« Garion streckte das Aldurauge aus. »Ich leuchte dir.« Der Stein flammte auf, das blaue Licht fiel über das Pergament und erfüllte die Stube. »Lies es, Großvater!« sagte Garion unerbittlich.
    Belgarath starrte ihn fast flehend an. »Garion…«
    »Lies es!«
    Belgarath senkte die Augen zu der vor ihm liegenden Seite. Plötzlich keuchte er: »Woher…? Wie bist du daran gekommen?«
    »Es war unter dem Klecks. Kannst du es jetzt sehen?«
    »Natürlich kann ich es sehen.« Aufgeregt hob Belgarath das Pergament hoch und las die Stelle erneut. Seine Hände zitterten. »Bist du sicher, daß dies der richtige Wortlaut ist?«
    »Ich schrieb Wort für Wort sorgfältig vom Original ab.«
    »Wie konntest du es sehen?«
    »Auf dieselbe Weise wie du jetzt – im Licht des Auges. Irgendwie macht es das Verborgene sichtbar.«
    »Erstaunlich«, murmelte der Alte. »Ich frage mich…« Er trat rasch an das Schränkchen an der Wand und kramte darin herum, dann kam er mit einer Schriftrolle an den Tisch zurück. Rasch öffnete er sie. »Halt das Auge näher, Junge«, bat er.
    Garion streckte den Stein aus und sah mit seinem Großvater, wie sich die verborgenen Wörter langsam an die Oberfläche hoben, genau wie in dem Tempelgewölbe.
    »Erstaunlich«, murmelte Belgarath erneut. »Es ist etwas verschwommen, und manche Wörter sind nicht ganz deutlich, aber es ist alles da! Wie ist es möglich, daß es noch keinem zuvor aufgefallen ist – und wie bist du darauf gestoßen?«
    »Ich hatte Hilfe, Großvater. Die Stimme riet mir, es im richtigen Licht zu lesen.« Er zögerte, denn er wußte, welches Leid seine nächsten Worte in dem alten Mann wecken würden. »Und dann besuchte uns

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