Malloreon 1 - Herrn des Westens
Zauberer selbstzufrieden, »wegen der drasnischen Lanzer braucht ihr euch eine Weile keine Sorgen zu machen.« Er streckte die knorrigen Hände über eines von Yarbleks glühenden Kohlebecken.
»Ihr habt ihnen doch nichts getan?« erkundigte sich Porenn rasch.
»Nein.« Er grinste. »Wir haben nur dafür gesorgt, daß sie eine Zeitlang feststecken. Sie marschierten gerade durch ein sumpfiges Tal, da leiteten wir einen Fluß hinein. Jetzt ist das Tal ein einziger Morast! Sie kauern auf jedem nur herausragenden Buckel und hocken auf den Bäumen, während sie darauf warten, daß das Wasser zurückgeht.«
»Wird das nicht auch Brendig aufhalten?« fragte Garion.
»Brendig marschiert um das Tal herum«, versicherte ihm Polgara, die mit einer Tasse Tee an einem anderen Feuerbecken saß. »Er dürfte in wenigen Tagen hier sein.« Sie blickte Vella an. »Dieser Tee ist vorzüglich.«
»O danke, Lady Polgara.« Die schwarzhaarige Tänzerin warf einen Blick auf Ce'Nedras kupferfarbene Locken, die im goldenen Kerzenschein schimmerten. »Wenn ich solches Haar hätte, könnte Yarblek für mich den doppelten Preis verlangen.«
»Mir genügte schon der halbe«, brummte Yarblek. »Bloß um diesen zufälligen Messerstichen zu entgehen.«
»Sei nicht so empfindlich, Yarblek«, rügte sie ihn. »So schlimm war es doch auch wieder nicht!«
»Du hast ja nicht Blut lassen müssen!«
»Wie sieht es mit Euren Verwünschungen aus, Vella?« fragte Beldin. »Habt Ihr fleißig geübt?«
Sie bewies es ihm – eingehend.
»Ihr macht Euch«, lobte er.
Die nächsten zwei Tage beschäftigten Garions Truppen sich damit, noch Hindernisse entlang der mit Schutt und Trümmern verstopften Straßen um das Nordviertel aufzuhäufen, um zu verhindern, daß feindliche Kräfte sie bei einem Großangriff überquerten. Garion und seine Freunde sahen aus dem breiten Fenster hoch oben in dem Haus zu, das sie zu ihrem Hauptquartier gemacht hatten.
»Wer immer da drüben zuständig ist, versteht offenbar nicht viel von Strategie«, bemerkte Yarblek. »Er macht keine Anstalten, seine Seite dieses offenen Geländes zu verbarrikadieren, um uns einen Vorstoß in den Rest der Stadt zu erschweren.«
Barak runzelte die Stirn. »Ihr habt recht, Yarblek. Das hätte er als erstes tun müssen, nachdem wir dieses Viertel eingenommen hatten!«
»Vielleicht bildet er sich ein, daß wir es nicht fertigbringen, weiter in seine Stadt einzudringen«, meinte Lelldorin.
»Das, oder er legt Fallen außerhalb unserer Sicht«, warf Durnik ein.
»Das wäre ebenfalls möglich«, bestätigte Barak. »Sehr wahrscheinlich sogar. Vielleicht sollten wir uns einen Plan ausdenken, ehe wir weitere Angriffe starten.«
»Bevor wir irgend etwas planen können, müssen wir wissen, welche Art von Fallen sich Ulfgar für uns hat einfallen lassen«, sagte Javelin.
Silk seufzte und verzog das Gesicht. »Na gut. Sobald es dunkel ist, sehe ich mich um.«
»So hatte ich es nicht gemeint, Kheldar.«
»Natürlich habt Ihr es so gemeint!«
»Jedenfalls ist es eine gute Idee. Ich bin froh, daß Ihr daran gedacht habt.«
Nach Mitternacht erst kehrte Silk in das große, von Feuern erhellte Gemach des Hauptquartiers zurück. »Es ist recht ungemütlich da draußen.« Fröstelnd rieb der kleine Mann seine Hände, dann hielt er sie über das Feuer.
»Rück schon heraus«, forderte Barak ihn auf und hob einen Kupferkrug. »Was haben sie für Überraschungen für uns?«
»Einige Häuser von unserer Grenze entfernt bauen sie Mauern quer über die Straßen, und zwar so hinter den Ecken, daß man sie nicht sieht, ehe man sie fast erreicht hat.«
»Mit Bogenschützen und Kesseln voll siedendem Pech in allen Häusern ringsum?« fragte Barak düster.
»Wahrscheinlich«, murmelte Silk. »Habt ihr was von dem Bier übrig? Ich bin bis in die Knochen durchgefroren.«
»Wir müssen uns etwas ausdenken«, erklärte Javelin.
»Viel Spaß!« Barak trat ans Bierfaß. »Ich hasse es, in einer Stadt zu kämpfen. Ein freies Feld ziehe ich jederzeit vor!«
»Aber in den Städten kann man wirklich Beute machen«, gab Yarblek zu bedenken.
»Ist das alles, woran Ihr je denkt?«
»Wir sind auf dieser Welt, um Gewinn zu machen, mein Freund«, antwortete der hagere Nadraker schulterzuckend.
Auch während des folgenden Tages schneite es leicht. Die Bürger von Rheon trugen ein paar halbherzige Angriffe auf Garions Verteidigungsring vor, doch zum größten Teil begnügten sie sich damit, mit Pfeilen auf alles zu
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